Veranstaltungen zum Kriegsende vor 80 Jahren am 8. Mai

Veranstaltungen zum Kriegsende vor 80 Jahren am 8. Mai

Die Emder Brückstraße nach dem großen Bombenangriff am 6. September 1944

Ostfriesland Am 8. Mai jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal. Dies nehmen mehrere ostfriesische Institutionen zum Anlass für Informations- und Gedenkveranstaltungen rund um das Kriegsende. „Viele junge Menschen können selbst mit dem Begriff Holocaust nicht mehr viel anfangen, deshalb ist es notwendiger denn je, so ein Jubiläum historisch korrekt wiederzugeben“, betont der Direktor der Ostfriesischen Landschaft, Dr. Matthias Stenger.

Bereits im Vorfeld enthüllt die Gemeinde Hesel am 4. Mai um 15 Uhr an der Stikelkamper Straße/Rüschenweg einen Gedenkstein für das ehemalige Kriegsgefangenenlager, in dem zum Kriegsende ausschließlich serbische Gefangene untergebracht waren.

Die Volkshochschule Leer bietet am 7. Mai um 17 Uhr einen Stadtspaziergang auf den Spuren der letzten Kriegstage mit einem Fokus auf dem sogenannten Hauptmann Willi Herold und seinen Morden an. Im Anschluss hält Peter Weyers, Reserveoffizier der Bundeswehr, um 19.30 Uhr in der Blinke 55 einen Vortrag über den Verlauf der letzten Kämpfe in der Region.

Am 8. Mai findet um 18.30 Uhr im Forum der Ostfriesischen Landschaft ein kostenfreier Vortrag von Reiner Alberts statt. Er berichtet über die tollkühne Aktion seines Vaters Heinrich, der gemeinsam mit seinem Nachbarn Friedrich van Senden von Aurich nach Ulbargen aufbrach. Gemeinsam schafften sie es, eine kampflose Übergabe der Stadt Aurich an die vorrückenden kanadischen Truppen zu vermitteln. Reiner Alberts informiert außerdem über die Geschehnisse im nördlichen Ostfriesland. Dabei verwendet er Fotos, Auszüge aus kanadischen Kriegstagebüchern, Presseartikel und weitere Quellen.

Ebenfalls der friedlichen Übergabe Aurichs widmen sich mehrere Radtouren der Auricher Stadtführervereinigung in Zusammenarbeit mit dem Fehnmuseum Eiland und dem Historischen Museum Aurich. Die Touren sind bereits vollständig ausgebucht. Zusätzlich bietet das Historische Museum Aurich am 11. und 25. Mai jeweils um 11 Uhr zwei Stadtrundgänge auf den Spuren der Ereignisse kurz vor Kriegsende an. Dr. Christopher Galler, Leiter des Museums, führt zu Häusern der damaligen Akteure und verdeutlicht an einer Bombenabwurfstelle, wie verheerend sich die gewaltsame Einnahme der Stadt ausgewirkt hätte.

Im Ostfriesischen Landesmuseum Emden hält Dr. Rolf Uphoff am 20. Mai um 19 Uhr einen Vortrag über das Kriegsende in der Seehafenstadt. Dabei berichtet er über die Geschehnisse zwischen September 1944 und Mai 1945.

Unter dem Titel „Keine Stunde null“ führen die Ostfriesische Landschaft und das Niedersächsische Landesarchiv - Abteilung Aurich am 23. Mai von 10 bis 16 Uhr eine Fachtagung zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Ostfriesland durch. Sechs Vorträge widmen sich den historischen Rahmenbedingungen, ostfriesischen Städten sowie Grenzerfahrungen.

Das Krummhörner Bündnis für Demokratie und Weltoffenheit veranstaltet am 8. Mai anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung Deutschlands vom Faschismus eine Lesung mit dem kurdischen Autor Ilhami Akter aus Hamburg. Die Veranstaltung beginnt um 18.30 Uhr im Kultur-Gulfhof Freepsum und spannt einen Bogen zwischen den historischen Ereignissen während der Nazidiktatur und den Bedrückungen denen Verfolgte und Flüchtlinge in heutiger Zeit ausgesetzt sind.

Das Ende 2024 ins Leben gerufene Aktionsbündnis „Aurich ist bunt!“ der Auricher Zivilgesellschaft, dem sich inzwischen 34 lokale Initiativen, Vereine, Organisationen und Einrichtungen angeschlossen haben, lädt am 8. Mai zu einem Spaziergang für Frieden, Demokratie und Menschenrechte in die Auricher Innenstadt ein. „Wir nehmen die Befreiung vom nationalsozialistischen Terror-Regime und die Beendigung des von ihm entfachten Weltkrieg zum Anlass, um der zig Millionen Menschen zu gedenken, die Faschismus und Krieg zwischen 1933 und 1945 zum Opfer gefallen sind“, heißt es in einer Erklärung von Jörg Köhler von „Aurich zeigt Gesicht“ und Carsten Tessmer von Amnesty International. Die beiden Organisationen haben gemeinsam mit der Arbeitsloseninitiative Aurich, dem Evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Aurich, den Maltesern und den lokalen „Omas gegen Rechts“ die Veranstaltung am Jahrestag der Befreiung organisiert. „Mit unserem Spaziergang wollen wir aber zugleich auch denjenigen entgegentreten, die die Gräuel der Nazi-Diktatur kleinreden und gleichzeitig autoritäre Strukturen an die Stelle von Demokratie und Rechtstaat setzen wollen“, so Jörg Köhler. „Aus der Erinnerung an die zahllosen Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und des Weltkriegs leiten wir den Auftrag ab, uns heute für ein friedvolles und solidarisches Zusammenleben in Freiheit und Vielfalt und für die Achtung der Menschenrechte einzusetzen“, ergänzt Carsten Tessmer. Alle, die sich in diesem Sinne engagieren möchten, sind herzlich eingeladen, sich dem Spaziergang für Frieden, Demokratie und Menschenrechte anzuschließen.

Der Rundgang startet am Donnerstag, dem 8. Mai um 19.30 Uhr am Sous-Turm auf dem Auricher Marktplatz und führt von dort über die Ostfriesische Landschaft (ca. 20 Uhr) zur Lamberti-Kirche (ca. 20.20 Uhr). Begleitet wird er an den einzelnen Stationen von kurzen Lesungen ausgewählter Texte sowie musikalischen Darbietungen unter anderem eines Bläserensembles der Lamberti-Kirchengemeinde und des Auricher Liedermachers Gent Salverius. Den Höhepunkt bildet zum Abschluss in der Lamberti-Kirche ein gemeinsames Singen mit dem Gospelchor der Kirchengemeinde unter Leitung von Kantor Maxim Polijakowski.

Die Auricher Gruppe der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) erinnert außerdem mit zwei weiteren Veranstaltungen an die Menschen, die die Nazis zwischen 1933 und 1945 entrechtet, misshandelt, versklavt und ermordet haben.

Geführte Radtour zur KZ-Gedenkstätte Engerhafe

Sonntag, 4. Mai, 12.30 Uhr ab dem Familienzentrum Aurich, Jahnstraße 2

Eine Führung mit dem Historiker Heiko Kieser durch die Ausstellung und über das Außengelände ist Teil unserer Radtour – die Führung ist kostenlos, wir bitten jedoch alle Teilnehmenden um eine Spende an die Gedenkstätte.

Mahnmal- und Gedächtnistour mit Gunnar Ott

Samstag, 17. Mai, 14 Uhr ab dem Parkplatz zum Panzergraben-Mahnmal Aurich

Geführte Radtour zu sechs historischen Stätten, u.a. zum ehemaligen Frauenlager im Meerhusener Wald, mit Gunnar Ott, Mitglied des Kultur- und des Wissenschaftsausschusses der Ostfriesischen Landschaft.