Theater Aufführung in Norden
Vielen Dank für die Blumen: UGN begeistert mit neuem Udo Jürgens Musical
Das Ulrichsgymnasium hat zum 26. Mal ein Musical für die Theaterbühne kreiert. Dieses Jahr ist es ihre ganz eigene Interpretation der Hits von Udo Jürgens. Bei der Premiere konnten sie bereits das Publikum begeistern.
Mit viel Freude und Motivation tanzten und sangen die Schülerinnen und Schüler des UGN auf der Bühne.
Norden Es wird dunkel in der Aula der Oberschule Norden, auf der Theaterbühne öffnet sich der Vorhang nur ein kleines Stück und der ausgebuchte Saal schaut voller Spannung auf die Lücke zwischen den Stoffbahnen. „Spüre ich da etwa elektromagnetische Strahlung?“, ruft eine Stimme durch den Saal und ein in Alu-Rettungsdecken gekleideter Schüler springt hervor und weist so auf das obligatorische Handy-Abschalten hin. Damit ist schon einmal der erste Lacher des Abends gesichert. Und das Publikum weiß ab diesem Moment, worauf es sich hier eingelassen hat.
Nicht nur auf der Bühne gibt es viel Schweiß und Freude, auch das Publikum konnte beides mit empfinden bei der Premiere des neuesten Musicals des Ulrichsgymnasiums Norden (UGN). Während der Aufführung geriet es schnell in Vergessenheit, dass auf der Bühne Schülerinnen und Schüler sind. Eine ganz eigene Interpretation der Lieder von Udo Jürgens. Der Spaß und die Entschlossenheit, die die Schüler während der Vorstellung gehabt haben, war ihnen anzusehen.
Einzigartige InterpretationWas die meisten Zuschauer zu Beginn nicht wussten: In diesem Jahr hat Rainer Ubben, Lehrer am UGN und Leiter der Schauspiel-Gruppe, das Skript, die Geschichte, selbst geschrieben und ersonnen. „Dadurch konnten wir uns viel besser, auf die Talente der Schüler einlassen“, sagt Ubben. Aber auch die Musikstücke sind für die Schüler angepasst worden und von Bandleiter Jochen Fischer neu arrangiert. Durch die Kombination der beiden Lehrer und die eigenen Ideen der Schüler konnte das Stück optimiert werden.
Auf der Bühne zeigt sich auch die Leistung der Schüler und Lehrer. Für die Besucher bietet sich eine mitreißende Bühnenshow, die nicht nur einmal zum Mitklatschen und Mitschunkeln anregt. Auch die Zusätze zu den Liedern von Udo Jürgens reihen sich nahtlos in die bekannten Titel mit ein. So bestechen die Köchinnen in der Geschichte unter anderem in einem Rap-Teil. Dabei wurde nicht nur über Sahne gesungen. Gemeinsam mit den motivierten Tänzerinnen, einer Band und einem Chor wird den Zuschauern auf der Bühne das blühende Leben gezeigt.
Moderne Themen und die Meta-Ebene
Was der Aufführung wahrscheinlich sehr geholfen hat, ist, dass sie sich selbst nicht zu ernst genommen haben. Immer wieder wurde damit gespielt, dass es sich um eine Vorführung handelt. Sei es, dass ein Fahrzeug nicht genügend Platz für alle hat und die Bühnencrew „spontan“ etwas anbauen muss oder dass im Musical auch ein Musical thematisiert wird und wie wenig Erfahrung die Schauspieler als Schauspieler haben.
Auch aktuelle gesellschaftliche Themen werden aufgegriffen. Denn gerade bei den jungen Erwachsenen spielt LGBTQ eine große Rolle. Das sehen die meisten Menschen aus älteren Generationen eher kritisch und verhalten sich oftmals offen diskreminierend gegenüber dieser Gruppe. Entsprechend muss auch im Musical ein Paar um ihre Zukunft kämpfen und hat die gemeinsame Wohnung in einem ehrenwerten Haus verloren. Weil sie nicht dem Leitbild früherer Generationen entsprechen.
Jugendjahre einer Kanzlerin
Das Musical erzählt die Geschichte einer gefeierten Jungschauspielerin und Moderatorin Rebekka Satzteich, bekannt aus den fiktiven Filmen „Jugendjahre einer Kanzlerin“ und aus der neu Verfilmung von Sissy, die aber noch nicht so wirklich den Sprung ins Erwachsenen-Fernsehen geschafft hat. Doch als sie ein Angebot für eine Silvestergala-Moderation bekommt, wittert sie die große Chance auf ihren Durchbruch.
Wenn ihr Assistent Jakob nur nicht die falsche Unterkunft gebucht hätte. Aber das gibt ihren Mitarbeitern und den Hotelangestellten die Möglichkeit darüber nachzudenken, was sie denn eigentlich von ihrem Leben erwarten oder ob schon vor 66 Jahren für sie Schluss sein wird.
Gern mehr, aber bitte mit Sahne
„Die Schauspieler zeigen so viel Freude auf der Bühne“, sagt Zuschauer Hermann Eilers, das sei richtig ansteckend. „Sowieso, weil die auch alles selbst machen“, ergänzt Ute Stellmacher. Sie haben sich zusammen mit Elke Eilers und Helga Herfeld das Musical angesehen. Selbst hatten sie keine Kinder auf der Bühne. „Es wurde auch immer besser und emotionaler zum Ende hin“, sagt Eilers. Das haben sie nicht erwartet. Zudem wird bei der Aufführung auf viele Rücksichtgenommen, stellenweise kommt auch Gebärdensprache, die Zeichensprache für Gehörlose, zum Einsatz.
Es hätte auch von Profi-Schauspielern präsentiert werden können. Viele hätten den Unterschied nicht gemerkt. Die Begeisterung im Saal war am Ende so groß, dass noch mehrere Zugaben erfolgten und die Schauspieler auf der selbst überrascht waren, dass sich der Vorhang immer wieder geöffnet hat.