Vom Umzug eines alten Bauwerks

Norden Das wohl schönste Lob für den neuen Standort kommt von Dorothea Meints. Sie sagt mit Nachdruck: „Das alte Sielhaupt passt hierher, weil hier einst das Haus Gastmarscher Siel 2 stand.“ Dann zeigt sie auf ein Feld. Man merkt ihr an, dass sie das Haus, das hier längst nicht mehr steht, vor Augen hat. Meints kennt das Siel seit ihrer Kindheit. Sie ist in einem Haus, das noch heute auf der anderen Seite der Brücke steht, aufgewachsen.

Geschichte war am Freitag in der Westermarsch zu spüren und zu hören. Auf einer Brücke hatten sich am Morgen zahlreiche Menschen versammelt, um dabei zu sein, als Rainer Mellies, Obersielrichter des Entwässerungsverbandes Norden, das restaurierte Sielhaupt des Gastmarschersiels der Öffentlichkeit übergab. Bislang hatte das jahrhundertealte Sielhaupt auf dem Zuckerpolderdeich am Langhauser Tief gestanden. Nun steht es keine 800 Meter nördlich der ursprünglichen Stelle am Altendeichsweg, unmittelbar westlich des Langhauser Tiefs

Mellies wies auf die historische Bedeutung hin. Die Gastmarscher Siele gehören zu den ältesten Sielen im Norderland. „Die erste Erwähnung finden sie 1347.“ Damals war es noch an der heutigen Alleestraße. Inschriften auf dem Sielhaupt aus Stein erinnern an den Deichbruch von 1756 und der Not, die sich daraus für die Bewohner ergab. Auch gibt es einen Verweis auf Friedrich den Großen.

An dem bisherigen Standort des Sielhauptes am Zuckerpolderdeich kam es zum einen kaum zur Geltung und außerdem „litt es unter Kuhvandalismus“, formulierte es Mellies. Die Vierbeiner scheuerten sich daran. Johann Oldewurtel, Rendant des Entwässerungsverbandes, nahm sich vor gut zehn Jahren der Sache an. Es sei für ihn im Laufe der Zeit zu einer Herzensangelegenheit geworden, sagte er. Er suchte Sponsoren, fand mit Steinmetzmeister Sven Thater einen echten Fachmann für das Projekt.

Groß war die Freude, als man am Freitag das hervorragende Ergebnis der Restaurierung sah. Steinmetzmeister Thater selbst ist auch sehr zufrieden. Im Gespräch mit ihm, wird deutlich, wie viel Mühe sich Thater und sein Auszubildender Jan Friso Ottersberg mit jedem kleinsten Stück des historischen Bauwerkes gegeben haben.

Dass das restaurierte Sielhaupt auf großes Interesse stößt, nicht nur bei Fachleuten, wird allein daran deutlich, dass viele Radfahrer schon während der Bauarbeiten stehen blieben und fragten, was dies sei. Der Entwässerungsverband reagierte und entwarf eine Tafel.

Insgesamt kostete die Restaurierung 55000 Euro, der Entwässerungsverband steuerte 11000 Euro bei, gut 22000 Euro kommen vom Land Niedersachsen über die Maßnahme Kulturerbe. Weitere Spenden haben Privatpersonen und Stiftungen gegeben. Außerdem bedankte sich Mellies für die Hilfe bei der Standortsuche bei der Stadt und Familie Meints.

Dorothea Meints hatte zum Schluss einen Wunsch an den Entwässerungsverband: Die frühere Brücke über das Langhauser Tief habe einst ganz anders ausgesehen. Es sei schön, wenn auch diese nun restauriert werde. ela