Von Pomade und Petticoats

Rege Beteiligung beim Erzählcafé zum Thema „Mode und Frisuren“.

Norderney Wer am Sonnabendnachmittag in die Räume des Martin-Luther-Hauses gekommen war, hat einen lebendigen Nachmittag erleben können. „Mode und Frisuren früher“ lautete das Thema des monatlichen Senioren-Erzählcafés und damit war die Zeitreise auch schon eröffnet. Lebhaft wurden Erinnerungen ausgetauscht. So manche Anekdote sorgte für Lacher und Erstaunen in der Runde der mehr als 30 Teilnehmenden.

Begonnen hatte der Nachmittag mit einem Geburtstagsständchen für die Hauptorganisatorin Cornelia Schmidt, die einige Tage zuvor ihren 60. Geburtstag gefeiert hat. Aus dem Kreis erhielt sie die herzlichsten Glückwünsche und sogar ein Gedicht von Ilse Kaput sowie einen Blumenstrauß mit sechs prächtigen Sonnenblumen – für jedes Jahrzehnt eine. Diesen überreichte Günter Kaput, der auch ein paar treffende Gedanken zu ihrem Sternzeichen, dem Löwen, für sie zusammengetragen hatte.

Eine Hochsteckfrisur

hieß „Entwarnung“

Dann aber ging es schnell zum Thema zurück. Zwei ehemalige Friseurinnen berichteten lebhaft von der Zeit, in der es noch üblich war, einmal wöchentlich einen Salon aufzusuchen. Inzwischen veraltete Frisier-instrumente wurden gezeigt. „Das hat immer so geziept“, kam der Kommentar aus einer Ecke. Von Wasserwelle über die ersten Dauerwellen bis zum Haare toupieren und der berühmt gewordenen Hochsteckfrisur mit dem Namen „Entwarnung“ wurde alles noch einmal lebendig. Der Begriff kommt noch aus den Kriegsjahren und beschreibt plastisch, dass die Frisur schnell zu machen sein muss, um nach einer Notsituation direkt wieder „auf die Straße“ zu kommen.

An 14 Friseursalons auf Norderney konnten sich die Teilnehmenden erinnern sowie an einen Hausfriseur. Herzlich lachte man auch über so manches – inzwischen lang zurückliegende – Frisurenunglück, das nicht durch Fachpersonal, sondern durch privates Handanlegen passiert war, vom misslungenen Schnitt bis zur verunglückten Färbung.

Von den ersten Jeans

und Kittelschürzen

Lebhafte Gespräche entstanden auch über die Mode damaliger Zeiten. Als die Frauen noch selbstverständlich Rock oder Kleid trugen, als Petticoats normal waren und man so manchen auch beim Überklettern eines Zaunes zerrissen hat. Die ersten Jeanshosen waren Thema und die Kittelschürzen der Frauen, die immer getragen wurden außer an Sonntagen. Und natürlich verdiente auch das Thema der Kopfbedeckungen eine besondere Aufmerksamkeit. Ein Foto der Familie Eggen zeigte, wie aufwendig gearbeitet die Hutmode damaliger Zeiten war.

Das letzte Wort hatte – wie üblich – Pastor Stephan Bernhardt. Er erinnerte mit einem Augenzwinkern daran, dass Frisuren schon in der Bibel eine Rolle spielten. Dort ist von einem starken Mann namens Simson die Rede, der sein Haupthaar niemals scheren durfte, da er sonst seine übermenschliche Kraft verlor. Unglücklicherweise kam eine Frau hinter dieses Geheimnis und schnitt ihm heimlich das Haar. Es lohnt sich also, die Fähigkeiten und Talente, die in einem schlummern, soweit möglich zu bewahren und sie zum Guten einzusetzen.

Die Mode vergeht, der

Stil jedoch bleibt

Der Nachmittag bewies wieder einmal mehr: Mode vergeht, Stil bleibt – und gute Geschichten sowieso.

Im Oktober trifft sich die Runde urlaubsbedingt nicht. Das nächste Erzählcafé findet am Sonnabend, 1. November, um 15 Uhr im Martin-Luther-Haus statt. Dann lautet das Thema: „Sport und Sportvereine auf der Insel früher und heute“.