Warum das Jugendhaus Norden dringend Verstärkung braucht

Von Keno Klaassen

Das Norder Jugendhaus kann positiv auf das vergangene Jahr blicken. Für die Zukunft ist eine weitere Assistenz-Kraft geplant.

Norden Ob das Jugendhaus der Stadt Norden eine weitere Stelle erhält, wurde im Ausschuss für Jugend, Bildung, Soziales und Sport am Mittwochabend diskutiert - eine Entscheidung fiel allerdings noch nicht. Doch zunächst stellte Jugendhausleiterin Tanja Manninga den Bericht für das Jahr 2025 vor. Seit Mai letzten Jahres ist sie gemeinsam mit Vincent Diekmann im Norder Jugendhaus tätig. Damals kamen etwa fünf bis zehn Besucher täglich, berichtet sie. Heute seien es 20 bis 30, auch Tage mit bis zu 70 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen gibt es.

Unterschiedliche Besucher in allen Altersgruppen

Insgesamt 138 Öffnungstage hatte das Jugendhaus bis Oktober - über die Hälfte der Jugendlichen ist 14 bis 17 Jahre alt, im Schnitt 15. Doch die Verteilung der Geschlechter ist, zumindest bei den offenen Treffs im Jugendhaus, eindeutig: fast dreiviertel der Besucher sind männlich. Doch auch da gibt es Veränderungen: Wie Tanja Manninga berichtet, seien in diesem Jahr auch deutlich mehr Mädchen da als zuvor. Gerade bei bestimmten Angeboten gleicht sich die Geschlechterverteilung mehr an. Auch die Altersstruktur ist bei besonderen Events breiter. Der Kindertag, der zunächst nur einmal monatlich stattfand, lockt auch viele Kinder bis zehn Jahre ins Jugendhaus. Diese Gelegenheit für Kinder wird nun auch ein zweites Mal im Monat stattfinden, da es gut ankomme. Die letzte größere Veranstaltung war ein Fifa-Turnier, bei dem andere Jugendhäuser zu Gast waren. Die Jugendlichen spielten an der Spielekonsole gegeneinander Fußball. Auch die „Gleichart-Jugend“ für Queere Menschen werde gut angenommen, die sich regelmäßig montags von 17 bis 19 Uhr im Jugendhaus trifft - 35 Treffen gab es von Januar bis Oktober, im Durchschnitt sind die Teilnehmer 16 Jahre alt.

Umfrage soll Jugendhaus weiterentwickeln

Ende 2024 hatten, so berichtet Manninga, Studierende eine Umfrage gestartet, wie sich das Jugendhaus der Stadt Norden Zukunft noch weiter verbessern und weiterentwickeln könne. Diese Ergebnisse, die der Leitung vorliegen, werden gezielt genutzt, um zukünftige Projekte planen zu können. Seitdem Manninga und Diekmann die Leitung übernahmen, hat sich aber schon einiges getan: Einerseits wurde die Social-Media-Präsenz deutlich verstärkt (externer Link). Innerhalb kürzester Zeit habe das Jugendhaus mehrere hundert Abonnenten dazu gewonnen, sagt Manninga. Auch werden nun regelmäßig Monatspläne im Stil von Stundenplänen erstellt, um den Kindern und Jugendlichen einen Überblick zu geben, welche Aktivitäten stattfinden.

Die Ausschussmitglieder hörten dem Vortrag gespannt zu und sprachen Lob aus. Alle sind sich einig, dass die Entwicklung des Jugendhauses in eine gute Richtung gehe. Doch die Präsentation der Leiterin war nicht der einzige Punkt auf der Tagesordnung.

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Jugendhaus benötigt eine neue (Fach)Kraft

Worum es eigentlich im Ausschuss ging, war eine neue Stelle für das Jugendhaus. Eine neue 20-Stunden-Kraft soll Diekmann und Manninga entlasten. Dafür reiche eine Ausbildung als sozialpädagogische Assistent, wie aus den Sitzungsvorlagen zu entnehmen ist. Weil es sich um eine Unterstützungskraft handelt, sei eine Qualifikation als sozialpädagogische Assistenz ausreichend, die dann nach Entgeltgruppe S3 TVöD-SuE eingruppiert wird. Laut Manninga brauche es diese Kraft, um die Aufsichtspflicht, aber auch den pädagogischen Gedanken einzuhalten. Das Gelände des Jugendhauses sei relativ groß - innen und außen. Die beiden fest angestellten Betreuer arbeiten 30 beziehungsweise 39 Stunden wöchentlich. Freiwilligendienstleistende können zwar unterstützen, übernehmen jedoch keine Aufsichtspflicht. Sollte einer der Angestellten krank, verhindert oder im Urlaub sein, wäre die Aufrechterhaltung der Öffnungszeiten oder die Durchführung von Veranstaltungen beeinträchtigt. Um dem entgegenzuwirken, brauche es eine zusätzliche Stelle. „Wir sind gerade an unserer zeitlichen Grenze“, sagt Manninga. Auch das pädagogische Arbeiten „kommt zu kurz“. Um mehr Zeit für die Planung von Events zu haben, hofft sie auf eine dritte Person im Team des Jugendhauses. Auch würden Fahrten, die in Zukunft vermehrt durchgeführt werden sollen, nur dann möglich sein. Denn: Die Überstunden bei solchen größeren Events müssen abgebaut werden. Das heißt, das Jugendhaus müsse nach gemeinsamen Fahrten beispielsweise eine Woche lang geschlossen bleiben, da kein weiteres Personal da wäre.

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Redaktioneller Fehler führt zu keiner Entscheidungsfindung

David Gronewold (ZoB) betonte, dass niemand dieser Stelle, die den Haushalt 77000 Euro kostet, kritisiere oder infrage stelle. Dennoch stimmte der Ausschuss nicht für die Ausschreibung - aber auch nicht dagegen: Da die erforderlichen Dokumente im Ratsinformationssystem der Stadt Norden erst zu spät oder teils gar nicht veröffentlicht wurden, wird die Beratung der zusätzlichen Stelle in den Verwaltungsausschuss gegeben, sobald die nötigen Informationen für die Mitglieder vorliegen. So können sie sich ein umfangreiches Bild zu der Situation und der Notwendigkeit der zusätzlichen Stelle machen. Doch einer im Ausschuss übte leichte Kritik. Theo Wimberg (SPD) hinterfragte, ob die neue 20-Stunden-Kraft wirklich notwendig sei. Er meint, ein Jugendhaus mit zwei fest angestellten Mitarbeitern sei in der Region schon einzigartig. Ob es da noch eine dritte brauche, hält er für fragwürdig.

Info: Das Jugendhaus in Norden

Das Jugendhaus Norden, Parkstraße 45a, bietet freizeitpädagogische Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 12 und 27 Jahren an. Auch gibt es Kindertage für Kinder bis zehn Jahren.

Neben Angeboten wie Darten, Kickern oder Billard, können auch die wöchentlichen Angebote wie die Koch-AG oder Filmabende kostenfrei genutzt werden. Das Jugendhaus ist dienstags bis freitags von 16 bis 21 Uhr geöffnet. Änderungen und besondere Veranstaltungen können dem Schaukasten am Jugendhaus oder auf dem Instagram-Kanal des Jugendhauses entnommen werden. Es finden regelmäßig auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten Veranstaltungen wie Konzerte, Turniere oder auch Ausflüge statt. Bei Fragen oder Anliegen können die beiden Verantwortlichen Tanja Manninga und Vincent Diekmann direkt während der Öffnungszeiten angesprochen werden. Alternativ per E-Mail an jugendhaus@norden.de.

Zur Geschichte: Das Jugendhaus Norden bietet seit mittlerweile fast 45 Jahren offene Kinder- und Jugendarbeit an. Gegründet von der Initiative Jugendhaus Norden und dann einem dazugehörigen Verein konnten 1978 die Räumlichkeiten in der alten Diskothek an der Parkstraße eröffnen.

Während der 90er Jahre überging die Trägerschaft dann vom Verein an die Stadt Norden über, und seither gehört das Jugendhaus als fester Sozialer Betrieb zur Stadt. Während der Corona-Pandemie hat sich die Arbeit im Jugendhaus Norden stark verändert. Neben den Öffnungszeiten werden nun zeitgleich verstärkt Beratungsangebote bereitgestellt. Diese Beratungen beinhalten zum Beispiel ALG 1 und ALG 2, Bafög und andere Sozialleistungen, Bewerbungstraining und Jobsuche, oder auch psychosozialer Beratung bei Problemlagen. Die Jugendlichen haben so ein niedrigschwelliges Angebot, welches sie ohne großen organisatorischen Aufwand wahrnehmen können. Diese Informationen stammen von der Internetseite des Jugendhauses (externer Link).