Weniger Straftaten, mehr Gewalt - und viele betrogene Senioren

Von Stefan Bergmann

Die Kriminalität geht zurück - doch die Gewaltneigung bei den einzelnen Delikten nimmt zu. Das ist die Bilanz der Polizei für das Jahr 2024. In einem Bereich ist die Zahl der Delikte jedoch um über ein Drittel gestiegen. Und die Opfer sind die Helfer selbst.

Lautloser Polizeieinsatz auf Norderney mit E-Scootern: Die Helfer sind immer häufiger Ziel von Angriffen.

Aurich Die Kriminalstatistik 2024 für die Landkreise Aurich und Wittmund zeigt positive Entwicklungen: Die Gesamtzahl der registrierten Straftaten ist um 8,1 Prozent gesunken, während die Aufklärungsquote mit 70,67 Prozent einen neuen Höchststand erreicht. Dennoch gibt es besorgniserregende Trends, insbesondere im Bereich der Gewaltkriminalität und der Angriffe auf Polizeikräfte, wie am Mittwoch während einer Pressekonferenz in Aurich betont wurde.

Rückgang der Gesamtkriminalität und steigende Aufklärungsquote

Im Jahr 2024 wurden im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Aurich/Wittmund 12.371 Straftaten registriert, 2023 waren es noch 13.461. Die Aufklärungsquote liegt mit 70,67 Prozent über dem landesweiten Durchschnitt von 62,77 Prozent. „Die Kriminalität geht zurück, unsere Ermittlungsarbeit zeigt Erfolge“, fasst Leitender Polizeidirektor Stephan Zwerg zusammen.

Deutlicher Rückgang bei Diebstahl und Einbrüchen

Die Zahl der Diebstähle sank um 7,42 Prozent auf 3.592 Fälle, bei Wohnungseinbrüchen betrug der Rückgang sogar 17,76 Prozent. Besonders erfreulich: Fast jede zweite Einbruchstat blieb im Versuchsstadium stecken. Auch Diebstähle an oder aus Kraftfahrzeugen gingen von 415 auf 235 zurück.

Ladendiebstähle auf Rekordniveau

Gegenläufig zur allgemeinen Entwicklung verzeichnet die Polizei einen drastischen Anstieg der Ladendiebstähle um 11,21 Prozent auf 843 Fälle. Damit hat sich die Zahl seit 2019 kontinuierlich erhöht.

Steigende Gewaltkriminalität – Angriffe auf Polizei nehmen zu

Besorgniserregend sei der Anstieg der Gewaltkriminalität, so die Polizei. Sie registrierte 2.702 Gewaltdelikte, darunter 1.763 Körperverletzungen und 70 Raubtaten. Besonders alarmierend: Die Zahl der Gewaltdelikte gegen Polizeibeamte stieg um 32 Prozent auf 128 Fälle. Insgesamt wurden 316 Einsatzkräfte Opfer von Angriffen.

Häusliche Gewalt nimmt weiter zu

Auch häusliche Gewalt bleibt ein wachsendes Problem. Die Zahl der registrierten Fälle stieg im Vergleich zu 2023 um 71 auf 950. „Das ist nur die Spitze des Eisbergs, denn viele Opfer scheuen sich, zur Polizei zu gehen“, betont Zwerg.

Kinder- und Jugendkriminalität auf hohem Niveau

Mit 1.172 tatverdächtigen Kindern und Jugendlichen ist die Zahl im Vergleich zu 2023 um 17,52 Prozent gesunken, bleibt aber weiterhin hoch. Besonders beunruhigend ist die zunehmende Gewaltbereitschaft junger Tatverdächtiger, auch gegenüber Einsatzkräften.

Betrugsmaschen gegen Senioren weiterhin ein Problem

Die Zahl der Betrugsfälle zum Nachteil älterer Menschen, etwa durch den „Enkeltrick“ oder falsche Polizeibeamte, stieg um 62 Prozent auf 118 Fälle. Zwar blieben die meisten Täter erfolglos, doch die Polizei sieht in der Präventionsarbeit weiter großen Handlungsbedarf. „Wir dürfen nicht nachlassen, besonders in der Prävention“, mahnt Zwerg. Die Polizei kündigt daher verstärkte Maßnahmen an, um die Sicherheit in der Region weiter zu erhöhen.