Windkraft am Eigenheim ist in Norden fast unmöglich
Weder in Norden noch im Landkreis Aurich gibt es privat genutzte Windkraftanlagen - obbwohl der Wind in Ostfriesland beständig Energie liefern könnte. Warum ist das so?
Norden/Aurich Solarenergie ist der unangefochtene Vorreiter, wenn es um umweltfreundliche Energien im Eigenheim oder um die Versorgung von einzelnen Gebäuden geht. Alternativ fällt einem zum Thema umweltfreundlicher Strom auch die Windenergie sofort ein. Diese findet jedoch nur selten Anwendung im privaten Bereich. Der Norder Stefan Em Huisken möchte schon länger eine eigene Anlage „wie im Wilden Westen“ auf seinem Grundstück errichten. Nur gebe es bisher keine Baugenehmigung für sein Projekt.
Viele Gutachten sind nötig
Bereits im Herbst letzten Jahres hat er eine Anfrage an die Stadt Norden gestellt und damals wurde ihm gesagt, dass „es generell in Norden nicht zulässig“ sei, sagt Huisken. Ausnahme seien hier der Ortsteil Ostermarsch, da der Bebauungsplan andere Vorgaben beinhaltet.
Nach einer Anfrage im Bauausschuss kam heraus, dass es grundsätzlich doch zulässig sei, jedoch viele teure Gutachten eingeholt werden müssen, da eine „Mini-Windkraftanlage“ auch viele potenzielle Probleme hervorrufen kann. „In anderen Bundesländern können die für 5000 Euro einfach gebaut werden“, sagt Huisken. Aus seiner Sicht mache es die Politik einem absichtlich schwer, autark zu leben.
„Schallgutachten, Schattenwurf, Drehgeschwindigkeit, Reflexion der Sonne auf den Flügeln oder auch der Fallschatten bei Eisabwurf im Winter müssen beim Bauantrag berücksichtigt werden“, sagt Fachdienstleiterin Bauaufsicht und Denkmalschutz, Silke Buisker, von der Stadt Norden. Denn auch eine „Mini-Windkraftanlage“ muss hoch genug gebaut werden, um genügend Wind für den Betrieb abzubekommen. Auch kann das die Stadt nicht allein entscheiden, da die Emissionsschutzbehörde zum Landkreis Aurich gehört, welche unter anderem die Gutachten erstellt und bewertet.
Keine Bauanträge gestellt
„Bei der Stadt Norden wurden schon mehrere Anfragen gestellt, aber keiner hat bisher einen konkreten Bauantrag eingereicht“, so Buisker. Sie informiert die Interessierten über die Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen. „Dann sinkt oft das Interesse wieder.“ Auch der Wartungsaufwand wird oft unterschätzt, bis sich die Leute wirklich mit der Materie befassen. Denn insgesamt ist das Kosten- Nutzen-Verhältnis geringer als zum Beispiel bei Solarenergie. „Auch ist die Gefahr bei Windanlagen höher, falls die Statik nachgeben sollte“, so Buisker. Zudem werden die Gutachten auch verlangt, wenn es „objektiv niemanden stören kann“.
Falls Bürgerinnen und Bürger in Norden gern eine Mini-Windkraftanlage besitzen möchten, würde die Stadt Norden dabei helfen, für Antragsteller die Erfolgschancen abzuschätzen, sodass die benötigten Gutachten nach Möglichkeit nicht umsonst gemacht werden müssen.
Keine Anlagen in Aurich
Laut Nikolai Neumayer, Pressesprecher des Landkreises Aurich, wurde „in den letzten zwei Jahren keine Baugenehmigung für die Errichtung einer privaten Windenergieanlage erteilt“. Verfahrensfrei seien diese nur in mehreren Industrie- und Gewerbegebieten möglich. Dabei dürfen diese eine Nabenhöhe von zwei Metern und eine Gesamthöhe von 15 Metern nicht überschreiten.
Em Huisken hofft derweil auf eine Vereinfachung der Bauanträge, wie es die Bundesregierung schon länger plant. Laut Huisken gibt es viele Varianten für Mini-Windkraftanlagen, bei denen die Gutachten nicht mehr benötigt werden. „Persönlich möchte ich auch ein langsam laufendes Windrad mit vielen Flügeln aufstellen, das entsprechend leiser läuft und wenig Schlagschatten hat“, sagt Huisken. Zudem seien Windräder oft auch deutlich dekorativer im Garten als Solaranlagen.