Demonstration für den Tierschutz

Forderung wird gehört: Der Wolf soll nicht über den Weidetieren stehen

Von Werner Jürgens

Die Wolfsgegner bereiten sich auf die Demonstration vor.

Aurich Seit einigen Jahren sind auch in Niedersachsen die Wölfe wieder zurück und stehen unter besonderem Schutz. Das gefällt längst nicht allen. Am Samstag versammelten sich laut Angaben der Polizei rund 2000 Menschen auf dem Parkplatz der Auricher Sparkassenarena, um mit einer Anti-Wolfs-Demo ihrem Ärger und ihrem Sorgen darüber Ausdruck zu verleihen. Zuvor hatte es auch noch eine Gegen-Demonstration von Wolfs-Befürwortern gegeben.

Sternfahrt und Gegendemo

Die Pro-Wolf-Fraktion versammelte sich am frühen Abend auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig der Emder Straße vor dem Auricher Kino. Bei den knapp 40 Teilnehmenden handelte es sich hauptsächlich um Aktivistinnen und Aktivisten von Tierschutzinitiativen wie „Ostfriesen gegen Tierleid“. Auf ihren Plakaten forderten sie mehr Empathie für den Wolf. „Das Töten von Wölfen ist primitiv und kostengünstig“ war dort unter anderem zu lesen. Gut eine Stunde später herrschte ein komplett anderer Ton. Das dominierende Symbol, das nun überall und immer wieder auftauchte, war ein durchgestrichener Wolfskopf. Auch einige der rund 300 Trecker, die in einer Sternfahrt aus ganz Ostfriesland nach Aurich gekommen waren und den Auftakt der Veranstaltung bildeten, hatten Schilder montiert, mit solchen Symbolen. Ähnliches gilt für die vielen Ordner, bei denen es auf dem Rücken ihrer orangefarbenen Westen prangte.

An einer Seite des Parkplatzes der Sparkassenarena war eine Bühne mit einer Lautsprecheranlage aufgebaut. Hin zu gesellten sich ringsherum diverse Grill- und Getränkeverkaufsstände, sodass angesichts der allmählich auf den Platz strömenden und stetig zahlreicher werdenden Wolfs-Gegner, nebst etlichen neugierigen Schaulustigen, stellenweise fast ein wenig Volksfeststimmung aufkam. Mit der lockeren Atmosphäre war es dann aber spätesten gegen 19 Uhr vorbei, als eine Reihe von Rednern das Mikrofon ergriff, um aus ihrer Sicht zu erzählen, warum sie den Wolf als eine Gefahr sehen und nicht länger tolerieren wollen. Und diese fanden deutliche Worte.

Wolfgegner verschaffen sich Gehör

„Man kann es nicht mehr hören: Wolf, Wolf, Wolf“, meinte Jochen Fass, der in Wilhelmshaven eine Deichschäferei betreibt. „Wir Weidetierhalter sagen: Wolf ja! Aber nur da, wo er hingehört. Schafe halten das Gras auf Deichen kurz, so das Schäden schneller erkannt werden können. Seit der großen Sturmflut von 1962 sind keine größeren Deichschäden mehr aufgetreten. Wir Deichschäfer schützen 1,1 Millionen Menschen. Auf Weideflächen sorgen sie für Artenvielfalt und ökologisches Gleichgewicht. Und jetzt kommt der Wolf. Mit Zäunen und Hunden ist der nicht in den Griff zu kriegen.“ Besonders groß ist die Angst davor, dass Wölfe Nutztiere reißen. „Das ist in unserer Nachbarschaft schon passiert“, berichtete Milchbauer Eilert Smit aus Ayenwolde. „Die Haltung in den Schutzgebieten ist ohnehin eingeschränkt, weswegen sich dort weniger Tiere aufhalten. Der Wolf kann sich erstklassig verstecken, weil er ungestört ist. In unserem Betrieb kommt darum nachts schon kein Tier mehr raus.“

Ähnlich sah das Timo Schwarte, Pferdezüchter aus Schwerinsdorf. „Der Wolf darf nicht über unseren Weidetieren stehen“, meinte er in seiner Rede am Samstag. „Pferde, Kühe, Schafe gehören draußen auf die Weide und nicht in den Stall. Viele unserer Kolleginnen und Kollegen haben bereits resigniert und geben ihren Betrieb auf oder denken zumindest darüber nach.“ Zudem leide bei einem Wolfsriss nicht nur das angegriffene Tier. Auch der Tierhalter, der das betroffene Tier vorfinde, stehe unter einem hohen emotionalen und psychischen Druck, so Timo Schwarte.

Massive Kritik gab es am Samstag darüber hinaus an den zu treffenden Schutzmaßnahmen, die aus Sicht der Wolfs-Gegner einerseits zu aufwändig und andererseits selbst mit finanziellen Hilfen kaum zu leisten sind. Wiederholt rechneten Redner vor, sie würden für ihre Weideflächen allein an Materialkosten das Drei- bis Vierfache und stellenweise sogar noch mehr benötigen als die aktuell üblicherweise bewilligten Gelder. Auch das ist aus Sicht der Wolfs-Gegner eine Ursache dafür, warum viele Nutztierhalter und Züchter frustriert sind und mit ihren Betrieben nicht mehr weitermachen wollen.