Anzeige

Anzeige

Zum Artikel

Erstellt:
10. September 2023, 18:15 Uhr

Über 300 Menschen demonstrieren in Greetsiel gegen die geplante Umwandlung des Seniorenheims

Mit einem Protestmarsch durch den Ortskern verschaffen sich die Greetsieler und Krummhörner gehör.

Lesedauer: ca. 3min 14sec

Greetsiel

Der Demonstrationszug durch den Ort wurde immer größer, je weier er gekommen ist. Fotos: Theo Gerken

Der Demonstrationszug durch den Ort wurde immer größer, je weier er gekommen ist. Fotos: Theo Gerken ©

Mit der Demonstration für eine Wiedereröffnung des ehemaligen Pflegeheimes „Seniorenhuus“ am Sonntag durch den Ortskern des Fischerdorfes wollten die Greetsieler, die Krummhörner insgesamt und auch ihre Politiker ein Zeichen setzen gegen die Einrichtung neuer Ferienwohnungen in Greetsiel. Rund 300 Greetsieler, Menschen aus der gesamten Krummhörn und auch viele Feriengäste versammelten sich auf dem Platz vor der Oase und machten sich nach den Redebeiträgen von Krummhörns Bürgermeisterin Hilke Looden (parteilos) und dem SPD-Ratsherrn und ehemaligen Ortsvorsteher von Greetsiel, Alfred Jacobsen, auf den Weg durch den Ortskern. Begleitet wurde der Demonstrationszug von der Freiwilligen Feuerwehr Greetsiel und weiteren Sicherungskräften.

Wie bereits berichtet, plant die Sander-Gruppe aus Emsdetten, die mehrere Pflegeeinrichtungen im westfälischen Raum, aber auch in Emden und auf einigen ostfriesischen Inseln betreibt, das Pflegeheim „Seniorenhuus“ in Greetsiel umzubauen und die bislang über 60 Pflegeplätze in 32 Ferienwohnungen umzuwandeln. Im November 2022 wurde das Pflegeheim in Greetsiel deshalb geschlossen, die Bewohner wurden auf andere Heime der Firma Sander verteilt. Ihnen wurde gesagt, dass sie nach Sanierungsarbeiten zurückkommen könnten. Daraus wurde leider nichts, die Sanierungskosten seien zu hoch, wie der Eigentümer mitteilt, um den Weiterbetrieb zuzulassen. Dagegen regt sich in Greetsiel und in der Krummhörner Politik Widerstand.

Der KURIER hat zwei Tage vor der Demonstration mit Gunnar Sander, dem Inhaber der Sander-Gruppe, gesprochen: „Ich brauche für das Gebäude eine andere Nutzung, ein Pflegeheim ist in dem großen Gebäude wirtschaftlich nicht zu betreiben. Mir ist nichts anderes eingefallen, als daraus Ferienwohnungen zu machen. Auch kann die Gemeinde das Gebäude gerne erwerben. Im Übrigen bin ich offen für andere Ideen und Lösungen“, teilte der Firmenchef auf unsere Anfrage mit. Rechtlich gibt es nach Auskunft von Krummhörns Bauamtsleiterin Ina Droll-Dannemann wohl keine Handhabe gegen einen solchen Umbau. „Die Baugenehmigung müsste der Landkreis Aurich erteilen, wenn alle baurechtlichen Vorschriften beachtet werden.“

Wütend und verärgert waren viele Demonstranten über die Art und Weise, wie die Firma Sander-Pflege ihre Mitarbeiter und die Insassen des Greetsieler „Seniorenhuuses“ im November 2022 informiert hat. Ihnen wurde eine Rückkehr an ihren alten Arbeits- oder ihren Wohnplatz nach 18 Monaten zugesichert. Daraus wurde nichts, wahrscheinlich weil es der Pflege-Branche insgesamt nicht gut geht und zudem die Baukosten höher ausfallen.

Jana Sutter und Anna Bredemeier unterstützen die Senioren.

Jana Sutter und Anna Bredemeier unterstützen die Senioren. ©

Gerhard Janssen aus Visquard hat auf sein Mitwirken bei den Alte-Herren-Fußballern verzichtet, um an der Demonstration teilnehmen zu können: „Ich finde das eine Unverschämtheit, die Leute sind betrogen worden, sie wurden ausgegliedert. Greetsiel ist überströmt von Feriengästen!“ Ein Schild mit der Sorge, wo Oma oder Opa seien, präsentierten auch Bernd und Hannelore Fischer aus Heppenheim: „Wir sind jedes Jahr in Greetsiel und haben einen guten Kontakt zu dem Altenheim gehabt, das ist nun nicht mehr.“

Schon vor ihrer öffentlichen Rede sprach der KURIER mit Bürgermeisterin Looden. „Das Haus gehört der Sander-Gruppe und damit auch die Entscheidungsbefugnis. Wir werden alles tun, was wir im Rahmen unserer Möglichkeiten können. Wir werden Herrn Sander Lösungsvorschläge unterbreiten, in denen wir mitteilen, was wir gerne hätten, und zwar Seniorenwohnungen oder betreutes Wohnen, aber ein Seniorenheim mit 62 oder 63 Plätzen werden wir dort wohl nicht wieder haben. Wir brauchen ein Haus, das den Greetsielern und den Krummhörnern nutzt und nicht noch mehr Ferienwohnungen.“

Bernd und Hannelore Fischer fragen, wo ihre Bekannten hin sind.

Bernd und Hannelore Fischer fragen, wo ihre Bekannten hin sind. ©

Mit „Ich bin wütend, wie das passiert ist“ eröffnete Bürgermeisterin Looden dann ihren öffentlichen Redebeitrag auf der Bühne vor der Oase. Sie bemängelte die Informationen der Firma Sander gegenüber den Beschäftigten und den Bewohnern: „Die erhielten eine Beruhigungspille! Es fällt uns schwer zu glauben, dass der geplante Umbau nicht schon im November klar war.“ Dann machte sie deutlich, dass sie und die Politiker der Krummhörn sich an einer Lösung des Problems beteiligen wollen. „Das Zeichen, das wir hier heute setzen wollen, ist: Wir wollen uns einbringen. Wir wollen uns an der Suche nach einer Lösung, die für Herrn Sander wirtschaftlich und für Greetsiel verträglich ist beteiligen.“ Später erklärte sie dann noch: „Eine Übernahme des Pflegeheims ist für die Gemeinde keine Option, das ist nicht unser Geschäft. Und wir dürfen nicht vergessen, dass Herr Sander der Entscheider ist, ihm gehört das Gebäude.“ Heute finden Gespräche mit dem Firmenchef Gunnar Sander, der Bürgermeisterin und Vertretern der Krummhörner Politik statt, teilte Hilke Looden zum Schluss ihrer Rede mit.

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen