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24. November 2024, 12:00 Uhr

Seniorenwohngruppe „Dat Lütt Huus“: Ein Zuhause im Alter

In der Seniorenwohngruppe „Dat Lütt Huus“ stand die Gemeinschaft im Mittelpunkt. Beate Christians erzählt von Erfahrungen und dem Potenzial kleiner Einrichtungen für das Leben im Alter.

Lesedauer: ca. 2min 39sec
Der Küchentisch im „Dat Lütt Huus“ war das Herz der Senioren-WG. 14 Jahre lang wurde hier in großen Runden geklönt.

Der Küchentisch im „Dat Lütt Huus“ war das Herz der Senioren-WG. 14 Jahre lang wurde hier in großen Runden geklönt. ©

Großheide Ein Zuhause, in dem man sich wohlfühlen, dass eine Rückzugsmöglichkeit bietet in die Gesellschaft von vertrauten Menschen – das wünschen wir uns wohl alle.

Im Alter ist oft ein Umdenken angesagt, wenn gesundheitliche Einschränkungen oder Einsamkeit nach dem Verlust des Partners das selbstbestimmte Leben in den eigenen vier Wänden beschwerlich werden lassen.

Beate Christians hat sich in ihren 30 Berufsjahren genau dieser Thematik gewidmet: Seit 14 Jahren ist sie Inhaberin der Seniorenwohngruppe „Dat Lütt Huus“, an der Großheider Straße. Erst kürzlich hat sie aus Altersgründen entschieden, das Haus zu verkaufen. Die gelernte Pflegefachkraft sammelte ihre Fachkenntnisse als Pflegedienstleitung in einer anderen Seniorenwohngruppe, als sie den Entschluss fasste, sich selbstständig zu machen: Zunächst für drei Jahre in Berumbur, danach für weitere 14 Jahre in Großheide mit „Dat Lütt Huus“. Das kernsanierte Eigenheim bot Platz für den eigenen separaten Wohnraum sowie einer seniorengerechten Wohnung mit drei separaten Zimmern für drei Bewohner, die sie dort jeweils bis ins hohe Alter begleitete.

Beate Christians hat einiges mit ihren Bewohnern erleben dürfen und erinnert sich dabei vorwiegend an schöne Zeiten, wie sie im Gespräch erzählt: „Es war wie in einer großen Familie. Der Küchentisch war dabei das Herz der Wohnung, oft saß hier eine große Runde aus Bewohnern und deren Angehörigen zusammen – es war sehr heimelig und alle fühlten sich wohl.“ Das Essen wurde in der privaten Küche von Christians selbst gekocht. Eine Durchreiche zur Seniorenwohnung machte das Servieren leicht. „Jeden Morgen saßen wir erst einmal in der Küche zusammen und haben überlegt, was man wohl unternehmen könnte“, erzählt Christians. Café- oder Friedhofsbesuche gehörten ebenso zum Alltag der Senioren-WG wie im Winter Besuche auf dem Weihnachtsmarkt. „Die Wohnung war überschaubar, deswegen haben sich die Senioren immer sehr schnell eingewöhnt.“

„Dicke Freundschaften“ seien unter den Bewohnern entstanden, die das Angebot des Versorgens gern angenommen hätten, wie Christians verrät. „Die meisten, die zu uns kamen, hatten ja schon vorher ein Defizit und waren froh, sich nicht mehr um ihr Haus kümmern oder Angehörige um Hilfe fragen zu müssen. Beate Christians blickt dennoch mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die vergangene Zeit: Schwer sei es gewesen, wenn sie mit Verlust konfrontiert wurde, denn alle Senioren waren bis an ihr Lebensende im „Dat Lütt Huus“. Im letzten Jahr starben die beiden letzten Bewohnerinnen im stolzen Alter von 99 und 89 Jahren, nachdem sie fünf und sogar neun Jahre in der Wohngruppe gelebt hatten.

Für Beate Christians ist es klar: Für das Leben im Alter ist ein Umdenken angesagt. Menschen, die ein Haus bauen, sollten schon jetzt an später denken. Denkbar wäre zum Beispiel ein Anbau, in dem die Eltern später wohnen können oder auch direkt das Altern bei der Planung des Hauses einzubeziehen. „Sodass man auch später zurechtkommt“, meint sie. Sinnvoll wären ihrer Meinung nach auch seniorengerechte Wohnanlagen mit Pflege im Haus im Drei-Schicht-System. Mit ihrer Erfahrung plädiert sie zudem für das Modell kleiner Einrichtungen, wie ihrer Seniorenwohngruppe: „Es ist ein schönes Zukunftsmodell – sich heimelig fühlen ist wichtig, dazu braucht es oft nicht viel.“

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