175 Jahre Kap auf Norderney

Wer auf Norderney ein Haus betritt, kann sich sicher sein, dass in irgendeinem der Räume ein Abbild des Wahrzeichens des Insel, des Kaps, zu finden ist. Ob als Foto, als Gemälde in Holz geschnitzt oder aus Metall getrieben, der Insulaner bekundet mit dem Kap ein Stück weit Heimatverbundenheit.

Und eben dieses prägende Wahrzeichen der Insel feiert in diesem Jahr seinen 175 Geburtstag. Immer dienten für die Schifffahrt markante Punkte als wichtige Orientierungshilfe. Hinzu kamen gut sichtbare hohe Gebäude wie Kirchtürme, Windmühlen oder eben das Kap. Denn dort, wo es an natürlichen Erkennungsmerkmalen und auffälligen Gebäuden fehlte, wurden sie durch künstliche Seezeichen ersetzt. In vielen Veröffentlichungen ist das Norderneyer Wahrzeichen mit dem Erbauungsjahr 1848 eingetragen. Fertiggestellt wurde das Kap aber erst 1849 und damit vor genau 175 Jahren.

Eine Zeitung aus den benachbarten Niederlanden berichtete in jener Zeit: „Das Kap auf Norderney hat seine Lage in der Mitte der Insel, östlich der Düne vom Dorf und ist in Form und Größe dem Kap auf Langeoog ähnlich. Es unterscheidet sich dadurch, dass es an der Spitze über dem Scheitelpunkt der Pyramide ein gleichzeitiges Dreieck als Toppzeichen trägt, welches mit der Vorderseite oder Oberfläche der Meerseite zugewandt ist“. Der Preis für das Norderneyer Kap betrug 478 Reichstaler, davon 309 Taler an Materialkosten, 103 Taler Lohn und 66 Taler für den Transport. Angefertigt wurde das Monument von dem Auricher Zimmermeister Kiltzer. Das Kap war Mitte des 19. Jahrhunderts nicht allein Erkennungsmerkmal der Insel, sondern vorrangig Peilobjekt zur Bestimmung der Position zur Bestimmung der Position und Ansteuerung in das Seegatt.

Wegen seiner offensichtlichen Baufälligkeit wurde das Kap 1870 abgerissen und an gleicher Stelle auf der 15 Meter hohen Düne durch einen massiven steinernen Bau ersetzt. Dazu waren insgesamt 36700 Ziegelsteine und 122 Kubikfuß Kiefernholz erforderlich. Seit Juli 1928 ist das Kap Wahrzeichen und Wappenzeichens Norderneys.

1930 sollten weitere aufwendige Restaurierungsarbeiten am Kap stattfinden. Die Bauverwaltung wollte das Kap mit einer neuen witterungsbeständigeren Klinkeraußenwand einkleiden. „Das Bauwerk bleibt in seiner alten Form erhalten“, hieß es damals von offizieller Seite. Und in der Badezeitung 1930 wurde berichtet: „Das Kap. Das alte See- und Heimatzeichen, unser schwarzes Kap, das infolge der Witterungseinflüsse reparaturbedürftig geworden war, soll jetzt gründlich überholt werden. Jeder Heimatfreund wird diese Nachricht freudig begrüßen, zumal das historische Seezeichen im Norderneyer Wappen verankert ist“. Die Bauverwaltung entschied sich jedoch für einen völligen Abriss des bekannten Seezeichens. Dazu hieß es in der Badezeitung: „Das schwarze Kap, das alte Heimatzeichen ist von der Bildfläche verschwunden, nur ein Gerüst steht noch an seiner Stelle. Bei Inangriffnahme der Grundreparatur stellte es sich heraus, dass hier nur ganze Arbeit am Platze sei, da der Zahn der Zeit dem alten Seezeichen zu sehr zugesetzt hatte. Nun wird das Kap wie Phönix aus der Asche aus Hartklinker neu entstehen und wohl noch mancher Generation von hoher Düne herab den stummen Gruß anbieten“. Am 26. April war das Kap wieder neu errichtet.

Aber auch das war nichts für die Ewigkeit. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts war die Baufälligkeit des Kaps auffällig. Um Gefahren für die Allgemeinheit abzuwenden, entscheid man sich für Abriss und Neubau. Mit Beginn des Winters 2014 wurde das Kap gesperrt und im Frühjahr 2017 innerhalb kürzester Zeit abgerissen. Der Wiederaufbau begann im April 2017. Dabei wurde ein originalgetreuer Neubau mit einem Stahlbetonkern und einer Verkleidung aus hochwertigen Ziegelsteinen erstellt, der am 9. Oktober 2017 mit der Installation des Toppzeichens, einem Dreieck aus drei Tonnen Eichenkernholz, erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Seit da thront das Kap wieder als Wahrzeichen der Insel Norderney auf der Düne.