Waltraud Klostermann hat in ihrer langen Laufkarriere schon so manche anspruchsvolle Strecke bezwungen. Doch der Parcours, der den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei der Deutschen Cross-Meisterschaft im saarländischen Perl vorgesetzt wurde, übertraf selbst das Vorstellungsvermögen der 63-Jährigen. „Wir haben die Strecke bestmöglich präpariert“, hatte Werner Klein, der Teamleiter Lauf/Gehen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, schon im Vorfeld angekündigt und Wort gehalten. Schließlich war es für die deutsche Elite die letzte Gelegenheit, sich für die am 10. Dezember in Brüssel anstehende Europameisterschaft zu qualifizieren. Das Ass des Norder TV trotzte aber allen Widrigkeiten, um am Ende in der Altersklasse W 60 ihren insgesamt 24 DM-Titel einzufahren.

Einen Tag vor dem Wettkampf war Waltraud Klostermann mit Ehemann Horst nach Perl, idyllisch an der Mosel im Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Luxemburg gelegen, gereist. Eine Besichtigung der Laufstrecke bescherte ihr einige Schlafprobleme. „Es war eine einzige Matschwüste, mit vielen fiesen Steigungen und schwierigen Kehren, was mir ziemliches Kopfzerbrechen bereitet hat“, berichtete sie.

Am Morgen entschied sie sich dann, die zwölf Millimeter langen Spikes unter die Schuhe zu schrauben, die Organisatoren hatten sogar zu den drei Millimeter längeren geraten.

Dass sie mit der Wahl der Nägel genau richtig lag, zeigte sich dann im Rennen. Die Altersklassen W 50 bis W 90 sowie die Männerklassen ab M 65 aufwärts wurden zeitgleich ins Rennen geschickt, sodass es anfangs zu einigen Schubsereien kam. Drei Runden über jeweils knapp 1,5 Kilometer mussten absolviert werden. Waltraud Klostermann hielt das Tempo hoch und ihre drei Konkurrentinnen von Beginn an in Schach. Im Vorfeld hatte sie Delia Krell-Witte (LSF Münster) als schärfste Konkurrentin im Titelkampf ausgemacht, doch die konnte den Kontakt zur Spitze nicht halten und musste früh abreißen lassen. Dafür leisteten mit Claudia Seegers und Anita Hermann zwei Läuferinnen des TV Weeze heftigen Widerstand und blieben im Windschatten der Favoritin. Auf der 300 Meter langen Zielgeraden baute Klostermann aber ihren Vorsprung weiter aus und lag in 19:02 Minuten neun Sekunden vor Seeger und 18 Sekunden vor der Bronzemedaillengewinnerin Hermann.

Der erneute Titelgewinn krönte das ohnehin schon sehr erfolgreiche Sportjahr der Norderin. „Ich habe alle meine Ziele erreicht“, zog sie rundum zufrieden Bilanz. Zunächst entschied sie den vier Veranstaltungen umfassenden Harlinger-Laufcup zum dritten Mal in Folge für sich. Dann schaffte sie es, ihren ersten Platz in der erst im vergangenen Jahr eingeführten Bestenliste im Fünf-Kilometer-Straßenlauf zu verteidigen. In Ofen war sie nach 21:52 Minuten im Ziel. Priorität genoss natürlich die Deutsche Meisterschaft. Der Start in Perl könnte möglicherweise nicht Waltraud Klostermanns letzter DM-Auftritt gewesen sein, schließlich besteht die Möglichkeit, im nächsten Jahr mit einem erneuten Triumph das 25. Gold zu holen.

In deutlich kleinerem Rahmen wird die Norderin am Sonntag aber erst einmal die aktuelle Saison gemütlich ausklingen lassen und beim Adventslauf in Uplengen die Schuhe schnüren.