5500 Fans feiern den großen Neustart im Motodrom Halbemond
Der MC Norden meldet sich nach dreijähriger Zwangspause furios mit Speedwayrennen zurück
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Zum achten Mal auf dem Podest. René Deddens vom Bundesligisten Brokstedt (r.) stellte in Halbemond erneut seine Klasse unter Beweis. Zum Pokalsieg reichte es als Zweiter aber wieder nicht. Foto: Daja Ecke © Ecke eck
Halbemond Da war drei Jahre lang an diesem Tag höchstens ein Training vor hartgesottenen Fans möglich. Als Meik Lüders aber diesmal am Pfingstsonntag ins weite Rund des Motodroms Halbemond blickte, da verschlug es dem langjährigen Aktivposten des MC Norden die Sprache. Fast 5500 Besucher tummelten sich auf den Tribünen des WM-Stadions und sorgten mit dieser tollen Kulisse für einen furiosen Speedway-Neustart nach langer, pandemiebedingter Zwangspause. „Wir sind alle froh, dass es wieder losgeht. Ihr seid die Besten. Das ist der Wahnsinn hier“, strahlte Lüders angesichts der imposanten Rückendeckung für den MCN, den der anhaltende Ausfall der Haupteinnahmequelle für den Unterhalt der riesigen Betonschüssel finanziell unter Druck gesetzt hatte.
Das erste Rennen um den Störtebeker-Superpokal seit 2019 mit zwölf Fahrern aus sechs Nationen brachte dem Lokalmatadoren Ben Iken aus Marienhafe dagegen kein Glück. Der 17-Jährige stürzte gleich in seinem ersten Lauf in der B-Gruppe der 500-ccm-Klasse nach gewonnenem Start und zog sich dabei einen Schlüsselbeinbruch zu. Seine Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften ist laut Aussage seines Trainers Lüders gefährdet. „Das hatte ich mir natürlich ganz anders vorgestellt. Auf meiner Heimbahn habe ich mir Chancen ausgerechnet“, sagte Iken.
Auch der Traum von René Deddens ging einmal mehr nicht in Erfüllung. Der starke 30-jährige Bundesliga-Fahrer aus Emstek, dem das schnelle Halbemonder Oval bestens bekannt ist, fuhr gar zum zehnten Mal ins Finale und schaffte dabei seinen achten Podestplatz – doch der oberste blieb Deddens weiter verwehrt. Diesmal musste er sich als Zweitplatzierter dem Polen Lars Skupien geschlagen geben. Platz drei erkämpfte sich Sandro Wassermann aus Landshut.
Deddens sowie Skupien fuhren beide mit zehn Punkten und Wassermann mit elf Zählern in das Finale der sechs Fahrer über vier Runden. Dort lieferten sich der Cloppenburger und der Liga-Fahrer aus Warschau ein packendes Duell beim Start, das Skupien ausgangs der zweiten Kurve knapp für sich entschied. Danach baute er seinen Vorsprung aus. „Lars ist der verdiente Sieger. Er war sehr schnell unterwegs“, gratulierte Deddens. „Für mich sollte es wieder mal nicht sein.“
Das Trio auf dem Treppchen gehört zum Team Lüders. Der Experte, der sich als ehemaliger Profi erst jüngst einer weiteren Operation unterziehen musste und so nicht wie gewünscht beim Rennen anpacken konnte, zeigte sich auch bei der Siegerehrung überglücklich: „Ohne unsere Sponsoren und unsere vielen fleißigen Helfer hätten wir das nicht geschafft. Meiner Ehefrau Wiebke danke ich ganz besonders für ihren riesigen Einsatz.“ Seinem langjährigen Schützling Deddens will er beim nächsten Anlauf eine andere Fahrerbox geben, damit der Knoten endlich platzt. Pokalsieger Skupien gewann in 17,29 Sek. (82,45 km/h) auch den Tageswettbewerb um den Bahnrekord, den Marcin Nowak seit 2016 in 17,16 Sek. (83,07 km/h) hält. Vor fünf Jahren hatte der ehemalige Motocrosser Skupien von seinen Ersparnissen die erste Speedway-Maschine gekauft, weil er unbedingt bei den Stahlschuhrittern im Bahnsport mitmischen wollte. Jetzt nahm der 25-Jährige den mehr als zwei Meter großen (verschraubbaren) Superpokal aus dem Motodrom mit. Celina Liebmann als einzige Frau im Feld fuhr bis ins Halbfinale. Bei den Zuschauern war bei Sonnenschein, aber kühlem Nordostwind Geduld gefragt, bis nach vier Stunden der elfte Pokal vergeben war. Weil zu viel Belag störte, musste der Bahndienst verstärkt ran. Keylen Holstein siegte dazu vor Julius Ruschmeyer (Junioren A). Auch Jordan Holstein (Junioren B) und Mario Häusl (B-Gruppe) gewannen. Alle fuhren sie für den MCN. Der Traditionsclub ist zurück. bup
11. Störtebeker-Superpokal des MC Norden: 1. Lars Skupien/Polen, 2. René Deddens/Deutschland, 3. Sandro Wassermann/D, 4. Mika Meyjer/Niederlande, 5. Patrick Baek/Dänemark, 6. Henry van der Steen/NL, 7. Celina Liebmann/D, 8. Vitali Lysak/Ukraine, 9. Nicklas Clausen/DK, 10. Thomas Sörensen/DK, 11. Emil Millberg/Schweden, 12. Jonny Wynant/D.