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22. Juli 2024, 08:00 Uhr

562 Typisierungen für Leukin in Marienhafe und Norddeich

Um Ernst Moltz aus Marienhafe das Leben zu retten, setzt sich nicht nur sein Heimatort für ihn ein

Lesedauer: ca. 4min 14sec
562 Typisierungen für Leukin in Marienhafe und Norddeich

In Marienhafe und Umgebung wird Gemeinschaft gelebt – das wurde bei der Typisierungsaktion am Wochenende wieder mal aufs Schönste bewiesen. Als um 10 Uhr die Helfer in ihre Aufgaben eingewiesen wurden, standen die Ersten schon vor der Tür der Integrierten Gesamtschule (IGS), die bei der Typisierungsaktion teilnehmen wollten. Bis 16 Uhr wurden in Marienhafe 307 Typisierungen vorgenommen.

Gleichzeitig hatten sich am Norderneyer Fähranleger in Norddeich 109 Freiwillige typisieren lassen und am Strand weitere 146, sodass sich Leukin, der Verein zur Hilfe leukämiekranker Kinder, über insgesamt 562 weitere potenzielle Spender freuen konnte. Im Namen der Familie bedankte sich Theodor Moltz für dieses enorme Engagement. Michael Dirksen-Müller, bei dem am Sonnabend alle Fäden zusammen liefen, ist selbst Vereinsbotschafter und betreibt in seiner Sonnen-Apotheke in Upgant-Schott einen Service-Point für Leukin. Er konnte der Leukin-Vorsitzenden Anna Fennen aus Rhauderfehn weitere 80 Typisierungen überreichen, die in seiner Apotheke und bei dem Kinderpiraten-Kinderfest zusammengekommen waren.

Es wurde „Fantastische Arbeit geleistet“

„Die Organisatoren hier vor Ort haben fantastische Arbeit geleistet“, lobte Fennen, die zusammen mit weiteren Vereinsmitgliedern von Leukin an der Aktion in Marienhafe teilnahm. Am Freitag waren mit der Unterstützung durch IGS-Hausmeister Gerd Constapel 23 Typisierungsstationen aufgebaut worden, an denen gleichzeitig Speichelproben genommen werden konnten. Sämtliche Tische waren vor allem in der Zeit von 11 bis 12 Uhr ständig besetzt; später hatten vornehmlich diejenigen zu tun, die an den Tischen im vorderen Bereich saßen.

Zu ihnen gehörte Manuela Küßner aus Marienhafe. Sie nahm als eine von 90 Helferinnen und Helfern an der Aktion teil, weil sie den 50-jährigen Augenoptiker- und Hörakustikmeister Ernst Moltz, der an Leukämie erkrankt ist, sehr gut kennt. Auch war eine vierjährige Nichte von ihr an Leukämie erkrankt - von daher weiß sie, wie wichtig es ist, einen genetischen Zwilling für den Erkrankten zu finden.

Zu den Ersten, die sich typisieren ließen, gehört der 31-jährige Matthias Rewerts aus Wirdum, der an diesem Sonnabend noch arbeiten musste. „Ich finde, das ist eine gute Aktion“, sagt er. Auch sei es ihm ein Bedürfnis zu helfen. Alle, die an diesem heißen Sommertag zur Typisierung in die IGS Marienhafe kamen, wollten etwas für Ernst Moltz und andere an Leukämie Erkrankte tun. So soll es noch einen weiteren akuten Fall in Norden geben.

Auf dem Weg zum Strand konnte man sich typisieren lassen.

Auf dem Weg zum Strand konnte man sich typisieren lassen. © Bruns ubr

Beim Einkaufen Spender angesprochen

Der Weg zu den Typisierungstischen führte an der Anmeldung vorbei. Die Leukin-Mitglieder Renate Hülsing aus Emsbüren und Adelheid Winkler aus Rhauderfehn, dritte Vorsitzende im Verein, fragten dort zunächst nach Erkrankungen, die ein Ausschluss-Kriterium sein können. Ein Vater, der mit seinen Kindern derzeit in Norddeich Urlaub macht, war beim Einkaufen im Edeka-Center in Marienhafe von Helfern auf die Typisierungsaktion hingewiesen worden und hatte sich sofort zur IGS begeben. Wie sich bei der Anmeldung herausstellte, konnte er jedoch nicht typisiert werden, weil er an Diabetes leidet. Sein Sohn ist zu jung, aber die 18-jährige Tochter Jil Kesch durfte am Tisch von Manuela Küßner Platz nehmen. Dort erhielt sie drei Typisierungstäbchen, die sie jeweils eine Minute lang im Mund hin- und herbewegen musste. Anschließend wurde ein Fragebogen ausgefüllt, und dann durfte die junge Frau noch an einer Tombola mit drei Reisegutscheinen als Hauptgewinn teilnehmen.

Mit dem Typisierungsset begab sie sich zu der Kontrollstation in der Nähe des Ausgangs, wo Horst Marek und Anna Fennen überprüften, ob der Bogen vollständig ausgefüllt wurde. Wer wollte, konnte gegen eine Spende ein Leukin-Armband oder ein kleines Schmuckstück mitnehmen. Fennen gehört zu den Gründungsmitgliedern des inzwischen 28 Jahre alten Vereins in Rhauderfehn, der in seinem Verbreitungsgebiet, zu dem Ostfriesland und das Emsland gehören, bereits 22 Prozent der Einwohner typisiert hat – gegenüber 7,5 Prozent im Bereich des DKMS, der Deutschen Knochenmarkspenderdatei. „Wir machen das alle ehrenamtlich“, betonte Fennen. Sie freute sich darüber, dass am Sonnabend auch Marianne und Frerich Peters nach Marienhafe gekommen waren, die vor Jahren für ihren Neffen Jörg Hering einen Spender gesucht hatten – mit Erfolg.

Gefühlt ganz Marienhafe hatte selbst gebackenen Kuchen zu dem Stand des Fördervereins der Grundschule Upgant-Schott beigesteuert, an dem auch Tee und Kaffee gegen eine Spende für Leukin ausgeschenkt wurde. Das Norder Café ten Cate hatte Berliner gespendet, die mit einem Bild von Ernst Moltz geschmückt waren. „Die Vereine arbeiten ganz toll zusammen“, lobte Maren Bille. In der Sommerhitze grillte die Fußballjugend Bratwürste, und die Brookmerlander Feuerwehren luden die Kinder zu Wasserspielen ein, während sich ihre Eltern typisieren ließen.

Auch im Hafen ging die Typisierung weiter. Fotos: Ute Bruns

Auch im Hafen ging die Typisierung weiter. Fotos: Ute Bruns © Bruns ubr

Auch Spendenwurden übergeben


Zwischendurch wurden auch Spenden übergeben: Von der Feuerwehr Wirdum überreichten Daniel Weinrank und der stellvertretende Gemeindebrandmeister Christian Lücht fünf gut gefüllte Spendendosen, die bei den Gemeindefeuerwehren aufgestellt worden waren, an Dirksen-Müller.

Weitere 603,10 Euro, die bei dem Flesner-Abend mit dem Happy Trio GHG und Hilde im Oll Boo in Leezdorf zusammen gekommen waren, erhielt Anna Fennen von Kerstin und Heinrich Ubben, Heidi und Reiner Schmidt sowie Gerhard Geiken und Helmut Eilers vom Happy Trio GHG und Hilde. Bei dem Benefiz-Abend im Hotel zur Waage kamen 210 Euro zusammen, die Gerhard Geiken und Heiko Eilers zusammen mit Manuela Dethloff-Heuermann übergaben.

Die große Spendenbox, die am Sonnabend schon geleert wurde, enthielt rund 3000 Euro. Wie viel ansonsten bei den Typisierungsaktionen an Spenden zusammenkam, stand bislang noch nicht fest. Eines aber kann man jetzt schon sagen: Sie waren ein großer Erfolg, auch in Norddeich, wo Helfer aus dem Brookmerland am Norderney-Fähranleger sowie beim Haus des Gastes und am Strand typisierten. „Es ist gut gelaufen – ein tolles Team“, lobte die 2. Leukin-Vorsitzende Christa Lindenberg, die das Helfer-Team bei der Norderney-Fähre verstärkte.

Klaudia und Jens Hinrichs vom Orga-Team waren bereits seit 7.45 Uhr vor Ort, um die Aktion, die um 9 Uhr begann, vorzubereiten. Sie wurden von ihren Söhnen Joos und Wiard unterstützt, die deshalb extra aus Frankfurt und Braunschweig angereist waren. Sie sprachen vor allem Urlauber an, die zur Fähre wollten oder gerade von Norderney kamen, und viele ließen sich typisieren.

Zum Aufatmen ist es allerdings noch zu früh. „Jetzt geht das Hoffen und Bangen los“, sagt Dirken-Müller. Denn erst in mindestens vier bis sechs Wochen wird man wissen, ob sich ein genetischer Zwilling unter den Spendern befindet.

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