Anzeige

Anzeige

Zum Artikel

Erstellt:
5. August 2024, 09:00 Uhr

90 Jahre und kein bisschen leise: Neuwesteel feiert sich selbst

In diesem Dorf ist die Welt noch in Ordnung: Vor 90 Jahren wurde Neuwesteel gegründet, direkt hinterm Deich. Am Wochenende feierte sich das kleine Dorf, und selbst Bürgermeister Florian Eiben zollte Respekt.

Lesedauer: ca. 3min 02sec
Kuchen darf natürlich bei einem solchen Jubiläum nicht fehlen.

Kuchen darf natürlich bei einem solchen Jubiläum nicht fehlen. © Edzards-Tschinke met

Neuwesteel Dirk Ommen hat schon mal ein klares Ziel. „Ich möchte in zehn Jahren wiederkommen!“ Dann nämlich feiert Neuwesteel seinen 100. Geburtstag, Dirk Ommen wird dann selbst 100 Jahre alt sein. Der 90-Jährige, am 2. August 1934 geboren, gehört zu den ersten Neuwesteeler Bürgern. Er war so etwas wie ein Ehrengast am Sonnabend beim Fest am Neuwesteeler Dorfgemeinschaftshaus.

90 Jahre und kein bisschen leise: Neuwesteel feiert sich selbst

Ein Fest von Neuwesteelern für Neuwesteeler – gemeinsam geplant und vorbereitet, gemeinsam auf die Beine gestellt, gerade damit Familien der ersten Stunde mit dabei sein und mit feiern konnten. Das nötigte Nordens Bürgermeister Florian Eiben schon mal allergrößten Respekt ab. „Wir in der Stadt können davon lernen“, sagte er zur Festeröffnung am späten Sonnabendvormittag. Neuwesteel und Leybuchtpolder, das seien zwei Dörfer, aber das sei eine Gemeinschaft. Es zähle Bodenständigkeit, es zähle das Miteinander. „Es ist ein besonderes Leben in diesen Ortsteilen!“ In den Städten gehe Identität verloren, hier aber werde sie noch gelebt. Es sei viel Herzblut in allem, was auf die Beine gestellt werde.

KÜnftig leichter Wohnraum schaffen

Nordens Bürgermeister brachte neben einem kleinen Geldgeschenk auch Neuigkeiten mit, erzählte von kommenden Erleichterungen im Baurecht, die es ermöglichten, auch in den Dörfern leichter Wohnraum zu schaffen und darüber hinaus auch Handwerks- und andere Betriebe anzusiedeln. Das eröffne ab 2025 mehr Möglichkeiten, sich als Dorf weiterzuentwickeln.

Fröhliches Treffen: Die Einwohnerinnen und Einwohner hatten viel Spaß am Sonnabend.

Fröhliches Treffen: Die Einwohnerinnen und Einwohner hatten viel Spaß am Sonnabend. © Edzards-Tschinke met

„Mit Paddel und Pedal haben wir uns abgefunden“, hatte Ortsvorsteherin Heike Ippen zu Beginn gesagt – bekanntlich hatte das kleine Café am Leybuchtsiel schließen müssen. Das „Nee“ von den vielen Gästen kam prompt – und Eiben machte Hoffnung. Es gebe viele bürokratische Hürden, die man nicht verstehe, sagte er, aber er habe die Unterlagen dem neuen Stadtbaurat in die Hand gegeben, um zu eruieren, ob es nicht doch eine Möglichkeit gebe, vor Ort in irgendeiner Form zumindest einen Kaffee auszuschenken und etwas anzubieten.

Viele Erinnerungen wurden wach

Das ist Zukunftsmusik - am Sonnabend war vor allem Gelegenheit, in der Gegenwart einander (wieder) zu treffen, zu klönen, eine schöne Zeit miteinander zu verbringen. Dafür hatte das Orga-Team eine Menge auf die Beine gestellt. Ausgelegte Fotoalben, alte Zeitungsartikel, abgeheftet oder an Stellwänden angepinnt, eine Fotoschau, die an einem Bildschirm lief – 90 Jahre Neuwesteel ließen Erinnerungen wach werden.

Zudem warb Roelf Freesemann für die entstehende Dorfchronik. Er wünsche sich von allen Siedlerfamilien ihre Geschichte, sagte er, las den einen oder anderen Namen der ersten Stunde im Dorf und die dazugehörigen Daten vor.

Die Erfindung einer neuen Spezialität: Hier wird der„Neuwesteel Wild Berry“ verkostet. Er hat es in sich, denn außer Beeren und Grenadine-Sirup ist auch noch Gin enthalten – und das nicht zu knapp, je nach Wunsch. Fotos: Meret Edzards-Tschinke

Die Erfindung einer neuen Spezialität: Hier wird der„Neuwesteel Wild Berry“ verkostet. Er hat es in sich, denn außer Beeren und Grenadine-Sirup ist auch noch Gin enthalten – und das nicht zu knapp, je nach Wunsch. Fotos: Meret Edzards-Tschinke © Edzards-Tschinke met

Kinder und Erwachsene hatten anschließend genügend Zeit, die vielen Angebote wahrzunehmen, die das Orga-Team vorbereitet hatte. Kinder konnten auf die Hüpfburg, es gab Wurf- und Geschicklichkeitsspiele, man konnte sich auf einem echten Melkschemel beim Melken versuchen (auch wenn es nur Wasser zu ermelken gab...).

Für das leibliche Wohl war ebenfalls bestens gesorgt. Schon vor der Eröffnung war das Dorfgemeinschaftshaus reichlich bestückt mit Kuchen und Torten unterschiedlichster Art, gegen Mittag wurde der Grill angeworfen, es gab kalte und warme Getränke – im Grunde blieben keine Wünsche offen.

Am nöigsten ist eine Erweiterung des Dorgemeinschaftshauses

Oder doch? Ortsvorsteherin Heike Ippen, die sich zu Beginn des Festtages noch einmal vorgestellt hatte, gab den dringlichsten dem Bürgermeister mit: einen Anbau am Dorfgemeinschaftshaus. „Wir haben arge Platznot!“ verriet sie. Ein Zeichen dafür, dass die Neuwesteeler und die laut Ippen vielen Zugezogenen ihren Treffpunkt mitten im Ort reichlich nutzen. Ippen stellte im Rahmen ihrer Begrüßungsrede auch die Vereine kurz vor - erwähnte den Dörp- und den Boßelverein.

Deutlich wurde, wie sehr Gemeinschaft gelebt wird, was Eiben so gelobt hatte. Viele helfende Hände im Hintergrund waren aktiv. Corinna Gessler vom Team nutzte die Gelegenheit, sich rundum zu bedanken. Nicht nur für ein Fest könne man auf große Unterstützung bauen, auch sonst seien die Bewohner immer bereit, mit anzupacken.

Wie wichtig den Neuwesteelern ihr Ort ist, das wurde deutlich, als Kurt Hill nach vorne treten und sein entstehendes Ortswappen präsentieren durfte.

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen