Ab Juli wird es wieder laut: Die Eurofighter kehren zurück nach Wittmund
Die Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten auf dem Wittmunder Militärflugplatz gehen voran. Ab Juli starten und landen die ersten Eurofighter wieder. Doch es wird laut - auch nachts. Was es damit auf sich hat.
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Kommodore Björn Andersen wird den ersten Eurofighter in Wittmund landen - mit Sonderlackierung. © Bundeswehr/Christian Timmig
Wittmund/Ostfriesland Die Eurofighter kommen nach dreieinhalb Jahren zurück nach Wittmund. Ab Mitte Juli werden erst mal bis zu sieben Maschinen beim Taktischen Luftwaffengeschwader 71 „Richthofen“ stationiert sein – bis zu über 30 Flieger sollen es in Zukunft werden, sagt Kommodore Björn Andersen während eines Pressegesprächs am Mittwoch. Seit 2022 sind die Eurofighter und deren Truppen in Rostock-Laage stationiert. „Das war eine große Herausforderung für meine Leute“, sagt er. „Wir freuen uns riesig, wieder nach Hause zu kommen.“
Er persönlich wird am 17. Juli den ersten Flieger auf der frisch sanierten Landebahn landen dürfen – mit einer rot-schwarzen Speziallackierung. Das „Fly-In“-Event, wie er die Ankunft der Flieger bezeichnet, werde allerdings nicht öffentlich sein. Aufgrund der noch vielen Baustellen könne man keinen Tag der offenen Tür organisieren. Doch er wolle dies nachholen, versichert er.

Der Kommodore Björn Andersen wird voraussichtlich den Flieger mit der Sonderlackierung „Back again“ in Wittmund am 17. Juli landen. © Keno Klaassen
Politische Lage erfordert Maßnahmen
Die politische Lage habe sich seit 2021 verändert: Nun liege ein deutlicher Fokus auf die Landes- und Bündnisverteidigung. Man setze sich mit Themen auseinander, die lange Zeit wenig Bedeutung hatten: Drohnenspionage oder auch potenzielle Paketbomben beispielsweise.
Immer wieder muss die Alarmrotte (QRA), die sogenannte Luftpolizei mit zwei Eurofightern aufsteigen, um russische Aufklärungsflugzeuge abzufangen, die weder mit Transponder ausgetattet sind, noch Kontakt mit den ausländischen Behörden aufnehmen, um sich anzumelden. Legal sei dies, so Andersen. Die Russen befänden sich im internationalen Luftraum, lediglich in der Nähe der Landesgrenzen. Meist seien dies unbewaffnete Flugzeuge, selten werden diese von Kampfflugzeugen begleitet. „Wir sind Profis, die Russen aber auch“, sagt Andersen. Beide Seiten zeigen präsenz, dies sei auch in Ordnung. Doch die Häufigkeit solcher unangemeldeter russischer Maschinen steigt: Während vor 2021 ein solches Abfangen rund drei Mal jährlich stattfand, sind es seitdem etwa 15.

Die neue Landebahn ist bereits komplett fertig. Ab dem 17. Juli können Eurofighter dort wieder starten und landen. © Keno Klaassen
Fluglärm kehrt zurück
Was Andersen oft betonte: Er bittet um Verständnis. Doch wieso? Aufgrund der vielen Baustellen auf dem Gelände werden etwa vier bis sechs Maschinen ab August zunächst täglich nach 17 Uhr starten und landen, wenn die Bauarbeiter im Feierabend sind. Irgendwann werde man auch während der Mittagspause fliegen müssen. „Wir versuchen, den normalen Flugbetrieb schnellstmöglich wieder einzuführen“, sagt er. Den Flug- und Baubetrieb gleichzeitig stattfinden zu lassen, sei für alle eine große Belastung – aktuell aber nötig.

Das Logo des Taktischen Luftwaffengeschwaders „Richthofen“ in Wittmund. © Archivfoto
Ab und zu müssen auch Nachtflüge durchgeführt werden – mehr als früher. Dies sei aufgrund der verschärften Sicherheitspolitik nötig. Man müsse sich intensiv darauf vorbereiten, jeglichen potenziellen Bedrohungen begegnen zu können. Er spricht damit die Situation mit Russland an. Von Wittmund aus schütze man Deutschland und das Nato-Gebiet. Insgesamt plane die Luftwaffe, im kommenden Jahr auf etwa 2000 Flugstunden zu kommen.
Andersen hofft auf Verständnis der Anwohner und setzt auf das große Ansehen in der Bevölkerung. Die Akzeptanz der Bundeswehr gegenüber sei in anderen Orten nicht so stark ausgeprägt, sagt er. Dafür ist er den Wittmundern sehr dankbar.

Die Alarmrotte, die sogenannte Luftpolizei, bekommt ein neues zuhause. © Keno Klaassen
Übungen in Jever
Im Oktober sollen Piloten und Flieger auch auf zivilen Flughäfen trainieren. Zur Sprache kamen Münster/Osnabrück, Bremen, aber auch der seit 2013 stillgelegte Flugplatz in Jever. Dort werde man innerhalb von zwei Tagen bis zu acht Starts und Landungen durchführen, sagt der Kommodore.
Bereits im vergangenen Jahr landete man testweise auf Autobahnen in Finnland. Früher wurde dies auch in Deutschland gemacht. Die Autobahn-Raststätten seien an einigen Punkten größer gewesen und die Leitplanken hätten leicht entfernt werden können. Doch heute sind Übungen auf Autobahnen kein Thema mehr. „Bei den ganzen Baustellen wollen wir die Bürger nicht noch mehr belasten und die Autobahn für eine Landung sperren“, so Andersen.
Auch werden fünf Luftfahrzeuge der Alarmrotte aus Wittmund in Rumänien stationiert werden, um auch entlang der Nato-Ostflanke für Sicherheit zu sorgen. Somit werden zeitweise Wittmunder Flieger und Personal an drei Standorten sein: Rumänien, Rostock-Laage und die ersehnte Heimat Ostfriesland.

Ab Juli steigen hier wieder Kampfflugzeuge in die Luft: Der Militärflugplatz des Luftwaffengeschwaders 71 „Richthofen“. © Keno Klaassen
Umbau und Sanierung
Viele Gebäude des Militärstützpunktes waren und sind teilweise noch – aus den späten 1950ern. Seit Jahren werden sie dort neu gebaut. Trotz Rückkehr der Eurofighter bleibt der Flughafenaber wohl bis etwa 2035 eine große Baustelle. Bis dahin sollen insgesamt rund 725 Millionen Euro in den zukünftig modernsten Militärflughafen Deutschlands investiert worden sein.

Auch die sogenannten „Shelter“, in denen die Flugzeuge parken, werden und wurden saniert (hier noch die alte Version). © Archivfoto
Vieles werde „doppelt gebaut“. Ein Beispiel: Erst nachdem die neue Feuerwehr auf dem Gelände fertig ist, kann die alte abgerissen werden.
Das Quartier der Alarmrotte, die auch Luftpolizei genannt wird, ist ebenfalls neu. Sollte es zu unangemeldeten Flugzeugen in der Luft kommen, stehen immer vier Eurofighter bereit, um schnell aufzusteigen und das verdächtige Flugzeug zu kontrollieren. In die Luft gehen immer nur zwei Flieger, doch zur Sicherheit stehen doppelt so viele bereit: Falls die Elektronik mal ausfallen sollte, können die Piloten schnell in den nächsten Eurofighter steigen. Andersen erklärt es so: Den Computer zu Hause kann man neu starten. Dies könne man bei einem Eurofighter zwar auch, doch dort zählt jede Sekunde.

2022 startete die letzte Maschine aus Wittmund - bis jetzt: Am 17. Juli kommen bis zu sieben Eurofighter wieder zurück nach Wittmund. © Archivfoto
Neues Pilotprojekt
„Wenn es etwas Neues gibt, dann testen wir es“, sagte Kommodore Andersen mit einem Lächeln. Aktuell wird in Wittmund eine neue Lärmschutzhalle gebaut. Flugzeuge, an denen Triebwerke repariert oder getauscht werden, müssen unter Volllast auf dem Boden getestet werden. In der Vergangenheit wurde dies auf freier Fläche getan und sorgte für viel Fluglärm. In Zukunft wird die neue Halle durch extreme Schallschutzmaßnahmen für Ruhe auf dem Flugplatz sorgen, wenn Triebwerke getestet werden müssen. Laut Hersteller könne man außerhalb der Halle flüsternd miteinander sprechen, während die Triebwerke unter Volllast laufen, sagte Andersen. Er blickt mit Freude in die Zukunft und hofft, am 17. Juli eine saubere Landung hinzulegen.