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31. Mai 2024, 12:30 Uhr

Abschied von der Mutter der Kompanie

Die erste Norder Schutzpolizistin geht heute in den Ruhestand. Seit dem 1. April 1986 ist Angelika Pieper im Streifendienst unterwegs.

Lesedauer: ca. 2min 34sec
Angelika Pieper (damals noch Harms) hat es geschafft: Sie ist die erste Frau bei der Norder Schutzpolizei.

Angelika Pieper (damals noch Harms) hat es geschafft: Sie ist die erste Frau bei der Norder Schutzpolizei. ©

Norden „Tschüss, Geli“, heißt es heute beim Polizeikommissariat Norden. Dann geht Angelika Pieper, die von ihren Kollegen liebevoll „Geli“ genannt wird, in den wohlverdienten Ruhestand. „Sie ist für alle im Einsatz- und Streifendienst beim Polizeikommissariat Norden einfach nur ,die Mutter der Kompanie“, stellt Siegfried Jungvogel vom Einsatz- und Streifendienst (ESD) fest und bedauert, dass sie künftig nicht mehr mit ihrem Streifen-Partner Rainer Wenholt, der ihr im November in den Ruhestand folgt, im Polizeibulli fahren wird. „Die Lücke, die sie in der Mannschaft hinterlässt, wird nicht zu schließen sein.“

Angelika Pieper ist schon lange nicht mehr die einzige Frau im Polizeikommissariat Norden – heute ist fast ein Viertel der Belegschaft weiblich. Aber sie war „die allererste Frau bei der Schutzpolizei“. So lautete am 6. Oktober 1983 die Schlagzeile auf der Titelseite des Wochenblatts Echo, das vom Ostfriesischen Kurier herausgegeben wurde. Die 20-jährige Norderin, die damals noch Angelika Harms hieß, war im Rahmen eines Versuchs zusammen mit zwölf weiteren Frauen und zwölf Männern zur Schutzpolizistin ausgebildet worden. Am 1. Oktober 1981 kam sie zur Polizeischule nach Hannoversch-Münden und ein Jahr später zur Bereitschaftspolizei Hannover.

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Vom 15. Juli bis zum 7. Oktober 1983 absolvierte sie ein Einzeldienstpraktikum in ihrer Heimatstadt Norden an der Seite von Polizeihauptmeister Georg Westdörp. „Der Dienst entspricht ganz meinen Vorstellungen“, sagte sie damals im Pressegespräch, an dem auch der stellvertretende Revierleiter und Außendienst-Leiter Polizeihauptkommissar Jürgen Wahl teilnahm. Auch er zeigte sich sehr zufrieden. „Fräulein Harms wird von Kollegen und Bürgern voll akzeptiert“, lobte er. Sie wäre am liebsten in Norden geblieben, musste aber erst ihre Ausbildung abschließen und vom 10. Oktober bis zum 31. März 1984 den Laufbahnlehrgang 1 in Huntlosen absolvieren. „Da die Norder Polizei mit der weiblichen Kollegin sehr zufrieden ist, sind die Chancen für eine dauernde Rückkehr nach Norden nicht schlecht“, schließt der Bericht im Echo. „Dann wäre Angelika Harms, eine von rund 250 angehenden Schutzpolizistinnen in Niedersachsen, endgültig die erste Frau bei der Norder Schutzpolizei.“

Abschied von der Mutter der Kompanie

Am 1. April 1986 war es endlich so weit: An diesem Tag begann ihr Streifendienst im Polizeikommissariat Norden. Bis auf einige kurze Ausnahmen ist die erste Norder Schutzpolizistin im Schichtdienst geblieben, stets gut gelaunt – außer im Frühdienst. „Geli hat einfach das Herz auf dem richtigen Fleck“, sagt Jungvogel. „Sie hat das Feingefühl, einen jeden zum Trost in den Arm zu nehmen“ – das gelte sowohl für Kollegen als auch für Bürger. Auch hatte die gesamte Dienststelle in den vergangenen Jahrzehnten von ihrem Organisationstalent profitiert, und auch als sparsame und ordnungsliebende Kassenführerin machte sie einen guten Job. Eines aber konnte sie ihren Kollegen nicht verzeihen: das Wegwerfen von Lebensmitteln, die noch verwertbar waren.

In Zukunft hat Angelika Pieper mehr Zeit für ihre Familie, zu der drei Töchter und zwei Enkelkinder gehören, sowie für Fahrten mit dem Wohnmobil oder Motorrad. Fest steht: Heute ist ein Polizeidienst ohne Frauen nicht mehr vorstellbar. Und das ist gut so.

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