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Erstellt:
20. November 2024, 07:00 Uhr

Allein in der Sauna kommt Mann auf komische Gedanken

Die Theaterwerkstatt Rosenstraat 13 feiert die Premiere ihres neuesten Projektes. In „Alleen in de Sauna“ geht es dabei um einen Mann alleine mit seinen Gedanken in der Sauna. Vielleicht kann er so auch einmal ordentlich Dampf ablassen?

Lesedauer: ca. 3min 50sec
Kalle König (Jann Aden) in der Sauna. Foto: Eva Requardt-Schohaus

Kalle König (Jann Aden) in der Sauna. Foto: Eva Requardt-Schohaus ©

Marienhafe Jann Aden als Rechtsanwalt Kalle König allein in der Sauna – die Premiere am vergangenen Sonnabend geht als weitere Sternstunde in die Geschichte der Theaterwerkstatt Rosenstraat 13 am Grünen Weg 31 ein. Der kabarettistisch-komödiante Monolog von Frank Pinkus in der plattdeutschen Übersetzung von Horst Seegebarth stellt eine große Herausforderung dar, die Jann Aden hervorragend gemeistert hat, dank der exzellenten Regie von Annegret Redinius.

Regie von Annegret Redinius

Sie selbst hat sich mit den Abend füllenden Monologen „Spätlese“ von Frank Grupe und „Frauke Petersen oder Die heilige Johanna der Einbauküche“ einen Namen gemacht und weiß daher, wie das Publikum bei der Stange gehalten wird.

Ein großes Lob verdienen auch die Bühnenbauer Jann Aden, Manfred ter Hark, A-nika Camp und Friedhelm Königshoff, die eine echt wirkende Sauna nebst Ruheraum auf die Bühnenbretter gebracht haben. Bei der Begrüßung dankte Redinius allen, die zum Gelingen des Stücks beigetragen haben – dazu gehören auch die Souffleuse Iris Kreps sowie Benjamin Oldewurtel und Matthias Dziergwa, die für die Technik verantwortlich zeichnen, und die Rosenstraat-Mitglieder, die sich um Catering und Reinigung kümmern.

Kalle König und das ewige warten auf Torsten

Sie hätten viel Spaß bei den Proben gehabt, verriet die Regisseurin. Viel zu lachen hatten von Anfang an auch die Zuschauer, die das kleine Zimmer-Theater bei der Premiere füllten; sämtliche Vorstellungen sind übrigens ausverkauft. Das Stück beschäftigt sich mit der Frage, warum Männer und Frauen doch (nicht?) zusammenpassen. Darüber denkt Kalle König, der eigentlich Karl-Heinz mit Vornamen heißt, nach, als er allein im Bademantel im Ruheraum der Sauna sitzt und auf seinen Freund Torsten wartet – doch der kommt nicht.

Überhaupt kommt niemand, denn am Mittwoch ist die Sauna nur noch für Männer geöffnet, und das hat sich bei den Schwulen noch nicht herumgesprochen, wie Kalle vermutet. Stattdessen klingelt sein Handy: Torsten sagt ab. „Was soll das heißen: Ich bin ein typisches Mannsbild?“, sinniert Kalle König nach dem kurzen Gespräch und gerät ins Grübeln. Wie er gesteht, geht er eigentlich nur in die Sauna, um unauffällig einen Blick auf die holde Weiblichkeit werfen zu können. Das wird aber mit zunehmendem Alter und nachlassender Sehkraft immer schwieriger; dabei ist Kalle König noch keine 40 Jahre alt.

Wechselbad der Gefühle

Aber irgendwann legte er sich eine Brille zu, weil er die Autobahn-Schilder nicht mehr lesen konnte und dauernd die richtige Ausfahrt verpasste. Welche Schwierigkeiten es in der Sauna mit einer Brille gibt und wie man (ohne Brille) am besten sehen kann, nämlich mit Schlitzaugen, demonstriert Jann Aden in der Rolle des Kalle Königs äußerst komisch. Überhaupt gibt er das Wechselbad der Gefühle, das Kalle König an diesem schicksalhaften Abend erlebt, in Gestik und Mimik mitreißend wieder. Auch spielt er immer wieder das Gegenüber, von dem er erzählt, unter anderem seine Frau und den lispelnden Psychologen, sodass der Monolog nie monoton erscheint. Viel Applaus erhält er auch, als sein kleiner Sohn Marko anruft und er ihm sein Lieblingslied vorsingt.

„Ich bin ein Mann – aber kein typisches Mannsbild“ – davon ist Kalle überzeugt. Er ist ein erfolgreicher Anwalt, glücklich verheiratet, Vater von zwei wunderbaren Kindern und hat seit vier Jahren eine Geliebte. Das ist in seinen Augen völlig normal. Doch an diesem Abend, als er allein in der Sauna sitzt und sein Leben Revue passieren lässt, ändert sich vieles – nicht nur durch den Anruf eines erfolgreichen Schauspielers, der seine Frau ermordet haben soll und ihn unbedingt sprechen will. Doch Kalle hat an diesem Abend keine Zeit für ihn, was er noch bereuen wird.

Verschiedene Vorstellungen im Schlafzimmer

Er erzählt dem Publikum sehr amüsant, wie sich das Verhältnis zu seiner Ehefrau Sanni, die eigentlich Susanne heißt, im Laufe der Jahre verändert hat, wie die Erotik immer mehr aus ihrem Leben verschwindet, vor allem nach der Geburt der beiden Kinder. „Der Mann will immer, die Frau nie“, stellt er fest. Besonders frustrierend wird es aber, wenn die Frau das zärtliche Miteinander abbricht, um das Schlafzimmer für ein Schäferstündchen mit Kerzen und Duftkerzen vorzubereiten und nach anderthalb Stunden ruft: „Ich bin dann so weit!“

Sanni beschenkt ihn bei allen festlichen Gelegenheiten mit Pyjamas, die er hasst – genau so wie ihre Shopping-Exzesse, die nach sechs Stunden in einem Kaffee-Laden enden. Dort muss er, mit 23 Einkaufstüten behängt, auf sie warten, während sie noch die Angebote im Shop studiert. Männer haben es alles andere als leicht – vor allem dann nicht, wenn sie von ihren Frauen heimlich erzogen werden, ist ein Fazit dieses Theater-Abends, an dem es viel zu lachen gibt. So versteht Kalle König nicht, dass Frauen immer zusammen auf die Toilette gehen. Warum das bei Männern hingegen nie der Fall ist, weiß er: Sie scheuen einen gewissen Längen-Vergleich.

Plottwist: Usichere Familienverhältnisse

Dieses Größen-Problem treibt sie sogar in psychologische Behandlung, die bei Kalle König aber nicht den erwünschten Effekt hat. Da er selbst seit vier Jahren fremdgeht, zweifelt er irgendwann daran, dass er der Vater seiner Tochter ist. Er lässt daher einen Vaterschaftstest machen, was für ihn mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden ist, dank der denkbar unerotischen Schwester Josefina. Den Brief mit dem Ergebnis des Vaterschaftstests holt er an diesem einsamen Sauna-Abend aus der Bademantel-Tasche, aber er traut sich nicht, ihn zu lesen. Dafür erfährt er, warum sein Freund nicht gekommen ist. Es ist eben ein Abend voller Überraschungen.

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