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1. November 2023, 07:00 Uhr

Und alle haben mitgemacht: Die Rocky Horror Picture Show in Emden

Mit der Zeitung auf dem Kopf: Das Theater für Niedersachsen wagte sich den Kult-Klassiker heran. Konnte das gutgehen? Ja. Das Publikum schrie: „Laaaangweilig....!“ - Aber meinte es natürlich nicht so.

Lesedauer: ca. 2min 03sec
Und alle haben mitgemacht: Die Rocky Horror Picture Show in Emden

Emden Üblicherweise ist es kein gutes Zeichen, wenn das Publikum eines Musicals während der Vorstellung lautstark „laaaangweilig“ ruft. Bei der Rocky Horror Show aber ist es Teil des Ganzen, dass das Publikum interagiert. Viele sind entsprechend der Charaktere im Stück verkleidet, oft als Zimmermädchen oder als Transvestiten. Dann fliegen Luftschlangen durch die Nordseehalle, Knicklichter verwandeln den Zuschauerraum in eine bunte Partylocation oder die Besucher tragen plötzlich eine Zeitung auf dem Kopf, als Schutz vor dem Regen, dem die Hauptfiguren Brad und Janet bei einer Reifenpanne ausgesetzt sind. Und manchmal ruft das Publikum eben „laaaangweilig“, wenn der Erzähler auf die Bühne tritt und zu sprechen beginnt.

Die Rocky Horror Show ist auch 50 Jahre nach der Uraufführung in London Kult und verfügt über eine stabile Fanbasis quer durch alle Generationen. Das wurde jetzt auch in Emden sichtbar, wo das Theater für Niedersachsen (tfn) eine der ersten Vorführungen der Inszenierung von Oliver Pauli auf die Bühne brachte. Der hielt sich vergleichsweise streng an das Original von Richard O‘Brien. Diese Zurückhaltung, das Besinnen auf den Kern der Geschichte, erlaubte dem Stück darzustellen, was die Fans so lieben: eine schräge Story mit bunten, gewagten Kostümen und tollen Songs zum Mitsingen.

Stilecht gekleidete Fans. Foto: Katarzyna Siemers

Stilecht gekleidete Fans. Foto: Katarzyna Siemers ©

Das minimalistische Bühnenbild passte hervorragend in diesen Eindruck, dass hier jemand mit viel Liebe zur Kunst und wenig Neigung zur Selbstdarstellung am Werk war. Kaum Requisiten, kaum Bühnenbilder, die Performance der Schauspieler stand komplett im Vordergrund. Und die lieferten sämtlich eine großartige Show ab und schafften scheinbar mit Leichtigkeit, was wohl die schwerste Aufgabe dieses Stücks ist: Das Ensemble trat aus dem Schatten des Films von 1975, mit Tim Curry in der Hauptrolle, heraus. Chapeau!

Einen Wermutstropfen gab es dann allerdings doch noch für die Besucher. Denn das Catering erreichte an diesem Abend nicht ansatzweise die Klasse der Darsteller. Lange Schlangen am Ausschank, kaum Bewegung, überfordert wirkende Mitarbeiter – egal, woran es gelegen haben mag, diese tolle Inszenierung und die Zuschauer hatten mehr verdient.

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