Alte Bekannte sitzen in Aurich auf der Anklagebank
Zwei junge Männer müssen sich aus dem Maßregelvollzug heraus vor Gericht verantworten – für andere Taten
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Das Van-Ameren-Bad in Emden wurde bei dem Brand schwer beschädigt. Foto: Feuerwehr ©
Aurich Es ist rund ein Jahr her, dass das Landgericht Aurich den Einbruch in das Emder Van-Ameren-Bad mit anschließender Brandstiftung verhandelt hat. Ein heute 20-jähriger Angeklagter hatte zugegeben, das Feuer gelegt zu haben, und wurde zu einer Jugendstrafe von vier Jahren verurteilt. Der heute 27-jährige Mittäter wurde lediglich wegen Einbruchsdiebstahls schuldig gesprochen und erhielt eine Haftstrafe von zweieinhalb Jahren. Zudem ordnete das Gericht die Unterbringung der beiden Drogensüchtigen in einer Entziehungsanstalt an.
Aus dem Maßregelvollzug wurden die beiden Männer nun erneut beim Landgericht Aurich vorgeführt, wo sie wiederum auf der Anklagebank Platz nehmen mussten. Denn vor und nach dem Einbruch sowie dem verheerenden Brand in dem Emder Freibad soll das Duo weitere Straftaten begangen haben. Diesmal geht es um insgesamt neun Einbruchdiebstähle in Emden, Großheide und Saterland sowie um einen schweren räuberischen Diebstahl.
Gleich dreimal sollen die Angeklagten ab Anfang Juli 2023 die Räumlichkeiten des Vereins „Das Boot“ in Emden heimgesucht haben. Beim ersten Mal wurde mit erheblichem Kraftaufwand ein Kellerfenster herausgerissen. Neben 500 Euro wurde auch der VW-Bulli des Vereins entwendet. Beim zweiten Einbruch wurden Spinde aufgebrochen, die Essenskasse sowie Geld aus dem Sozialladen geplündert. Wieder flüchteten die Täter mit dem VW-Bus. Eine Polizeistreife wurde aufmerksam, die Täter ließen den Bus stehen und flüchteten zu Fuß.
Sieben Tage nach dem Brand im Van-Ameren-Bad folgte der dritte Einbruch bei dem gemeinnützigen Verein – mit dem Aufbrechen eines Würfeltresors und der Flucht mit gleich zwei Pkw. Dass der 20-Jährige keinen Führerschein besaß, wurde dabei schlicht ignoriert. In Südbrookmerland kam es zu einem Unfall mit einem der Fahrzeuge. Mit dem anderen fuhren beide zurück nach Emden. Die Fahrzeuge hätten nur als Transportmittel dienen sollen, sagte der jüngere Angeklagte.
In allen Fällen kappte der 20-Jährige den Strom für das jeweilige Gebäude. „Wie sind Sie auf die Idee gekommen?“, wollte Richterin Charlotte Fuchs vom Heranwachsenden wissen. „Habe ich einfach gemacht“, meinte der 20-Jährige, der alle Einbruchdiebstähle einräumte. Schließlich gäbe es ja Bewegungsmelder und Alarmanlagen. An entsprechendes Fachwissen zu gelangen, sei kein Problem, meinte sein Verteidiger: „Im Internet gibt es sogar komplette Anleitungen zur Sprengung von Geldautomaten“, so der Anwalt.
Neben Vereinsräumen brachen die beiden Angeklagten auch in ein Emder Gymnasium und eine Förderschule ein. Der 20-Jährige gab außerdem Einbrüche in zwei Firmen sowie ein Privathaus im Saterland und in Großheide zu. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Bargeld und Gegenstände im Gesamtwert von rund 70000 Euro erbeutet wurden. Der gebürtige Emder hielt diese Summe jedoch für deutlich übertrieben.
In seinem Fall seien Drogen- und Spielsucht die Triebfedern für die Einbrüche gewesen, sagte der Angeklagte. „Ich bin froh, dass ich jetzt clean werden kann“, fügte er hinzu.
Damit sprach er indirekt auch die Zielsetzung der Verteidigung an: Die Anwälte wollen erreichen, dass die Angeklagten ihre Therapien fortsetzen können und wegen der Einbruchstaten nicht in die Justizvollzugsanstalt zurückmüssen. Deshalb äußert man sich zum Vorwurf des schweren räuberischen Diebstahls bislang zurückhaltend beziehungsweise bestreitet die schwerwiegendste Tat.
Diese soll sich Mitte August 2023 ereignet haben. Bei einem Einbruch in ein Restaurant mit angeschlossenen Büroräumen sollen die Angeklagten vom Inhaber überrascht worden sein. Um sich in Besitz von fast 20000 Euro zu halten und gleichzeitig flüchten zu können, sollen sie den Mann mit einer Metallstange bedroht haben – so der Vorwurf.
Der Prozess wird fortgesetzt. mari