Alte Norderneyer Kneipen: Von Knobelrunden und Korkengeld
Mit den Worten: „Na, das hört sich ja schon fast an, wie in der Kneipe“, eröffnete Cornelia Schmidt das „Erzählcafé - Dat weetst Du noch“ am Samstagnachmittag.
Das Stimmengemurmel der 32 Seniorinnen und Senioren, die sich erst einmal untereinander austauschten, erinnerte tatsächlich an das Thema dieses Treffens, rund um alte Kneipen auf Norderney. Ein kleiner Ratsch in Ehren bei Kaffee, Tee und Kuchen gehört zum Erzählcafé natürlich dazu. Besonders Spaß macht dies an den wieder einmal von Cornelia Schmidt, zusammen mit Pastor Stephan Bernhardt und Kirchenvorstandsmitglied Paul Rass, liebevoll dekorierten Tischen, mit allerlei Wein- Bier- und Schnapsgläsern, Bierdeckeln und einem Fläschchen Sanddornlikör als kleines Präsent für jeden Erzählcafébesucher. Die Schnapsbecher am Platz versprachen auch noch eine Überraschung, doch zunächst ging es um die vielen Kneipen, die es früher auf Norderney gab. Zahlreiche Namen wurden in die Runde gerufen, Seehund, Ali Baba, Pferdestall, D-Zug, Kabinett, Alt Norderney, Kajüte, Frasquita, Casinostübchen, Kiek In, Um Süd, DAB-Eck und viele, viele mehr. Doch allmählich kristallisierten sich einige Bierlokale raus, die wohl besonders gerne besucht worden waren. In vielen Kneipen wurde früher noch geknobelt und besonders gut gefüllt waren die Gasträume zur traditionellen Verknobelung am Abend vor dem Nikolaustag. Da gab es zahlreiche Lebensmittel und anderes zu gewinnen, Präsentkörbe und ganze Gänsebraten. Hier erinnerte sich eine Seniorin, dass sie sich als Jugendliche so gefreut hat, als sie einmal mit zu einer Verknobelung in der Kneipe D-Zug gehen durfte. Die Freude währte nicht lange, als sie schließlich den ganzen Abend die Ergebnisse mitschreiben musste. Ebenfalls im D-Zug hing, laut einem weiteren Erzählcafébesucher, in den Toilettenräumen einer der ersten Kondomautomaten. Ungünstig erwies sich da, dass diese Räume nahe zur Theke lagen und man genau hören konnte, wenn der Automat genutzt wurde. Da waren dumme Sprüche natürlich vorprogrammiert. Einige Kneipen waren für ihre exakt gezapften Biere bekannt. Genau sieben Minuten dauerte ein Bier, der Schaum wurde abgestrichen und so gar ein Geldstück soll dann auf dem Schaum liegen geblieben sein, ohne einzusinken. Aber wehe, die Gäste drängelten und fragten wo das Bier bleibt. Da wurden sogar Insulaner von manchem Gastwirt vor die Türe gesetzt. Viele der Senioren erinnerten sich an die Lieferwagen, die große Mengen an Eis brachten, das zur Kühlung der Getränke benötigt wurde. Wenn das Geld knapp war, hat man auch damals schon gerne „vorgeglüht“, also schon vor dem Kneipenbesuch ein paar Gläschen genommen. Keine gute Idee war es, eine Flasche Alkohol mit in die Gaststätte zu nehmen, für einen heimlichen Schluck zwischendurch. Wer da erwischt wurde, musste „Korkengeld“ bezahlen und das konnte teuer werden. In der Siedlung gab es das „DAB-Eck“, das in den siebziger Jahren dann zum „Old Schmuggler“ wurde, wo der Wirt immer für einen Spaß zu haben war und nach 50 Jahren auch immer noch ist. Ein Gast soll einmal gesagt haben, er habe solch einen Durst, er könnte einen ganzen Eimer Bier trinken und so sei ihm vom Wirt tatsächlich ein ganzer Eimer voll Bier auf den Tresen gestellt worden. Auch die Bierstube „Um Süd“ hat eine lange Tradition. Hier wurden die Gäste anfangs quasi im Wohnzimmer des Gastwirtes bedient. Der Sohn Stefan Zimmer bewirtschaftet die Bierstube inzwischen und hat auch die zahlreichen Bierdeckel zur Deko für das „Kneipen-Erzählcafé“ gespendet. Am Ende der Veranstaltung kam schließlich auch der kleine Schnapsbecher zum Einsatz, denn Cornelia Schmidt hatte für die Seniorinnen und Senioren Sanddorn-Eierlikör mitgebracht und es wurde gemeinsam mit lautem „Prost“ angestoßen.
Im nächsten „Erzählcafé – Dat weetst Du noch“ am 5. August wird es um Sommerfeiern gehen und passend dazu wird es an diesem Nachmittag ein Erzählcafé-Sommerfest geben. Statt Kaffee und Kuchen gibt es Kaltgetränke sowie Fleisch und Vegetarisches vom Grill. Wer möchte, kann sich passend zum Thema ein Sommerhütchen aufsetzen für die passende Sommerfest-Stimmung.