Auf ein Wort, Herr Pastor!
Ingo Wiegmann spricht über den Ansturm zu Weihnachten, Menschen im Gottesdienst und Erbsensuppe von de Wall
Lesedauer: ca. 3min 16secHage Seit über 20 Jahren ist Ingo Wiegmann Pastor. Und seit über 20 Jahren ist er das in der Gemeinde Hage. Er hat viele Menschen kommen und auch viele wieder gehen sehen. Doch jetzt ist Adventszeit – Weihnachten steht vor der Tür. Und da rennen die Menschen dem Pastor wieder die Türen ein. Da fragt man sich: Was hält er eigentlich von diesen „Saison-Kirchengängern“?
„Ich freue mich, wenn ich meine Gemeinde sehe“, antwortet Wiegmann auf die Frage. Und es stört ihn auch gar nicht, wenn einige Besucher dann mal auf den Stufen vor dem Altar sitzen – ganz im Gegenteil. „Es findet jeder einen Platz“, sagt Wiegmann.
Die Tradition ist den Menschen wichtig
An Weihnachten gehen so viele Menschen in die Kirche, wie sonst das ganze Jahr nicht, das bestätigt auch der Hager, der Ende des Jahres die Gemeinde verlässt und ins Weserbergland wechselt. „Es ist im guten Sinne einfach eine Tradition“, begründet Wiegmann den Ansturm. „Traditionen geben Halt, Verbundenheit und vermitteln ein Gemeinschaftsgefühl. Es verbindet auch die Generationen.“ Und das sei etwas Schönes. Verärgert über den Ansturm zu Weihnachten – besonders an Heiligabend – sei er keineswegs.
Aber es ist eine Tatsache – meint zumindest auch Wiegmann – die Kirche wird weniger besucht als früher. Das hat er schon in seinen gut 20 Jahren als Pastor gemerkt. „Wir leben in einer individualisierten Welt mit großem Freiheitsgewinn“, sagt der 52-Jährige. „Die Schattenseite der Individualisierung ist aber die Einsamkeit. Auch ein riesiges Thema, was lange Zeit weggelächelt wurde.“
Wiegmann selbst habe – bezogen auf Weihnachten – in seiner bisherigen Laufbahn zwei fatale Fehler gemacht. „Ich habe einmal die Geschichte von Weihnachten in einer modernen Version vorgetragen und einmal habe ich ‚O du Fröhliche‘ nicht zum Abschluss gesungen“, erzählt er leicht amüsiert. „Das mache ich nicht wieder.“ Da habe er eine Tradition gebrochen. „Man darf durchaus neue Sachen mit reinbringen, aber gewisse Dinge müssen drin bleiben. Weihnachten ist noch mehr als Tradition. Da geht es um Licht in der Dunkelheit. Da geht es um einen neuen Anfang. Gott lässt uns nicht allein. In der Krippe sind die Hirten und die Weisen aus dem Morgenland mit den kostbaren Geschenken. Ob arm oder reich, ob alt oder jung, egal, wie es einem geht - jede und jeder hat in der Krippe Platz und darf schauen und staunen und innen drin hell werden. Das finde ich toll.“
Feiern und Märkte:Ein Höhepunkt
Neben den Gottesdiensten zu Heiligabend und den Weihnachtsfeiertagen ist der Hager damit beschäftigt zahlreiche Weihnachtsfeiern und -märkte zu besuchen. Und ob ihm die Spekulatius und der Stollen auch nach dem fünften Weihnachtsmarkt und der siebten Feier noch schmecken? Nicht immer, gesteht er. „Das ist irgendwann ein ‚Overkill‘“, beschreibt es der Pastor. Aber die Feiern und Märkte sind für ihn ein Höhepunkt. „Es organisiert ein Dorf was und dann kommen viele Leute und die Generationen werden zusammen gebracht – da ist Weihnachten.“
Für viele Menschen fängt Weihnachten in der Kirche an – an Heiligabend, wenn der Gottesdienst losgeht. Denn was zuvor eigentlich eine besinnliche Zeit sein soll, endet nur so häufig im Stress, auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken und dem Einkauf, um die gesamte Großfamilie versorgen zu können. „Aber an Heiligabend ist geputzt, ist gekocht und dann bleibt einmal Zeit durchzupusten“, so Wiegmann. „Die Leute sitzen dann da und schweifen mal ab. Das sehe ich auch. Aber das ist gar kein Problem – die Person ist dabei und das ist gut. Andersherum sehe ich auch, wenn etwas ankommt und das ist auch schön.“
Und was macht ein Pastor nach dem Gottesdienst?
Für Pastor Wiegmann geht es nach dem Gottesdienst nach Hause. Und dann? Braten und Klöße mit frischem Rotkohl? Nicht ganz. „Ich mache mir nach dem Gottesdienst eine Dose Erbsensuppe von de Wall auf und esse ein leckeres Würstchen dazu. Und dann bereite ich noch ein paar Gottesdienste vor“, erzählt der Pastor. „Und wenn ich ganz ehrlich bin, dann setze ich mich auch gern mal vor den Fernseher, schaue mir den kleinen Lord an und mache nichts.“
Ab und an hat er aber auch Glück, besucht sein Patenkind im Ort und wird lecker bekocht. Aber er kann die Ruhe auch mal ganz gut genießen, erzählt der Pastor.