Aurichs Apotheker befürchten Zombie-Apotheken - Gesundheitsminister kontert
Die Auricher Apothekerschaft läuft Sturm gegen ein neues Gesetz. Doch der Gesundheitsminister kontert – und schickt eine harsche Erwiderung auf die Klagen aus dem Landkreis Aurich.
Lesedauer: ca. 1min 55secNorden/Landkreis Aurich Berend Groeneveld, Inhaber der Rats-Apotheke in Norden und Vorsitzender des Bezirks Aurich im Landesapothekerverband, hatte am Mittwoch in einer Mitteilung die Pläne des Ministeriums rundweg abgelehnt.
Die Bundesregierung will die Medikamentenversorgung vor allem in ländlichen Gebieten stärken und künftig Filialapotheken zulassen, in denen aber nicht mehr ganztägig ein Apotheker anwesend sein muss. Acht Stunden pro Woche sollen genügen. Gibt es zwischendurch wichtige Fragen, sollen die PTAs, also die pharmazeutisch-technischen Assistenten, den studierten Apotheker per Videokonferenz zuschalten können.
„Leistungskürzungen für Patienten“
„Das führt dazu, dass die Patientinnen und Patienten mit enormen Leistungskürzungen rechnen müssen“, so Groeneveld. Denn viele wichtige Medikamente dürften nur von eigentlichen Apothekern abgegeben werden. Darüber hinaus sieht der Apotheker den Plan von „Filialverbünden“, die aus einer Hauptapotheke, bis zu drei Filialen und maximal zwei weiteren „Zweigapotheken“ bestehen sollen, kritisch. Die Versorgung mit Medikamenten würde so zu einem reinen „Logistikprozess“, sagt Groeneveld. Kurzum: Das Ministerium zerstöre bewusst das Apothekensystem und verschlechtere die Qualität der Gesundheitsversorgung.
Drohen also wirklich Zombie-Apotheken, Ausgabestellen für Medikamente, aber ohne echtes Fachpersonal?
„Die Vorwürfe sind haltlos“
Das Bundesgesundheitsministerium, vom KURIER um eine Stellungnahme zu den Vorwürfen gebeten, reagiert schnell und deutlich.
„Die Vorwürfe der Lobby sind haltlos, der Reformbedarf ist unbestritten“, sagt Karl Lauterbachs Sprecher Hanno Kautz gegenüber unserer Redaktion. „Der Einsatz digitaler Lösungen ist im Gesundheitswesen bis zur Intensivmedizin inzwischen Alltag und üblich – dann sollte es auch in der Pharmazie möglich sein“, so Kautz weiter.
Das Apothekensystem sei dringend reformbedürftig, ansonsten werde die Apothekenlandschaft weiter ausgedünnt und die Wege zur Apotheke insbesondere auf dem Land würden immer weiter. Mit dem neuen Gesetz gebe es überdies ein höheres Honorar für Nacht- und Notdienste.
Berechnungen der Pharmazeutischen Zeitung stützen Lauterbachs Argumentation. Im ersten Halbjahr mussten bundesweit 283 Apotheken schließen.