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28. Juli 2023, 06:30 Uhr

Aus dem Big Apple ins beschauliche Dornum

Ein Ehepaar jüdischen Glaubens aus den USA besucht die familiäre Heimat

Lesedauer: ca. 2min 33sec
Aus dem Big Apple ins beschauliche Dornum

Dornum Zurück zu den Wurzeln zu kehren ist etwas, was sich viele Menschen wünschen. Elisabeth Prial hat sich diesen Traum nun gemeinsam mit Ehemann Jonathan Prial erfüllt. Das Besondere: Elisabeth Prial ist die Nachfahrin einer jüdischen Familie, die in Dornum vor dem Holocaust bekannt und geachtet war: die Wolffs.

Am Donnerstag wurde es für die beiden in Dornum dann ernst, es hieß: „Back to the roots“! Georg Murra-Regner, Leiter der Synagoge Dornum, hielt in dem Gotteshaus einen Vortrag über die Familiengeschichte der Wollfs. Anwesend bei dem Vortrag war auch Dornums Bürgermeister Uwe Trännapp (SPD).

„Vor 1933 gab es zwölf jüdische Gemeinden in Ostfriesland. In jeder dieser Glaubensgemeinschaften gab es mindestens einen Vertreter der Familie Wolffs. Oft hatten diese hohe Positionen inne“, so Murra-Regner. Direkt stammt Elisabeth Prial von Hermann Wolffs ab. Ihr Großvater emigrierte 1938 in die USA, wo er heiratete und Tochter Susanna bekam – die Mutter von Elisabeth Prial.

„Mein Opa war selbst nach dem Krieg nicht noch einmal in Deutschland, dafür aber meine Mutter. Sie wollte unbedingt zumindest für eine Reise zurückkehren“, erzählt Prial. 1999 reiste Sussanna Prial gemeinsam mit ihrer Tochter Elisabeth in die Bundesrepublik.

Doch bis ins heimische Dornum schafften sie es damals nicht. „Wir hatten in Süddeutschland einen Unfall, konnten nicht weiterreisen“, so Prial. Ihrer Mutter sei es so nicht vergönnt gewesen, das väterliche Dornum einmal zu besuchen. Denn bevor sie noch einmal nach Deutschland reisen konnten, verstarb Susanna Wolffs. „Die heutige Reise mache ich auch für sie. Sie ist in meinem Herzen immer mit dabei“, ist sich die New Yorkerin sicher.

Im Herzen und auf dem Papier deutsch

Für Elisabeth Prial ist der Besuch außerdem etwas Besonderes, weil sie auch ihr eigenes Heimatland besucht. „Ich besitze neben dem US-amerikanischen auch einen deutschen Pass, fühle mich als Deutsche. Daher ist es für mich umso wichtiger, etwas über das Leben meines Großvaters zu erfahren. Denn wir alle sind doch zu den Menschen geworden, die wir heute sind, aufgrund unserer Vergangenheit.“

All das sagt die deutsch-amerikanische Jüdin, trotz der Verfolgungen, die ihre Familie während der NS-Diktatur ausgesetzt war. Eine Verwandte – Eva Wolffs – starb im Konzentrationslager Theresienstadt, andere Familienangehörige der Wolffs wurden drangsaliert und ebenfalls in den Tod getrieben.

„Man darf die Verbrechen nicht vergessen und trotzdem nicht das heutige Deutschland und die jetzige Generation verurteilen“, sagt dazu Georg Murra-Regner.

„Es ist aber erschreckend, durch welche Verbrechen der Name Dornum es bis in die USA geschafft hat“, so Trännapp.

Die nächste Generation kehrt zurück

Eine komplette Rückkehr legt die nächste Generation der Familie Wolffs/Prial hin. „Unser Sohn hat eine Deutsche geheiratet. Sie sind wieder hier hergezogen“, berichtet Elisabeth Prial. Während des Studiums haben sich beide verliebt und kennen gelernt, so Prial. Somit kehrt auch ein Teil des jüdischen Lebens wieder zurück in die Bundesrepublik.

„Es wird wahrscheinlich nicht mehr so werden wie 1933, aber das Judentum gehört zu Deutschland dazu“, resümiert Murra-Regner.

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