Autismus: „Wir lassen die Betroffenen nicht alleine!“
Die Beratungsstelle in Norden betreut rund 70 Patienten, die eine Form von Autismus haben. Dabei hilft ein großes Team mit Menschen aus vielen Berufen.
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Norden Der Ort ist derselbe geblieben, aber sonst hat sich doch so einiges verändert. Bot bis vor Kurzem das Deutsche Rote Kreuz in der Hoogen Riege in Norden eine Autismus-Ambulanz an, ist jetzt das Leinerstift verantwortlich. Seit August ist das Zentrum für Autismuskompetenz, kurz ZAK, in Norden zu Hause. Fünf ausgebildete Fachkräfte bieten Autismustherapie für Betroffene an, sind aber darüber hinaus auch als grundsätzliche Ansprechpartner und Berater vor Ort.
„Wir arbeiten systemisch und aufsuchend“, erklären Janna Higgen als Einrichtungsleiterin Bildung, Beruf, Leben sowie Abteilungsleiterin Anna Christians. Sie wollen nicht erst dann erste Anlaufstelle sein, wenn ein Träger zugesagt hat, die anfallenden Kosten für eine Therapie zu übernehmen. „Wir sind vorher schon da, lassen die Betroffenen nicht allein“, sagt Higgen. Das bedeute, dass sie mit Material im Vorfeld begleiten, dass sie eine Liste mit Diagnosestellen herausgeben, dass sie sich an die Seite derer stellen, die Hilfe brauchen, sei es für sich selbst, sei es für Angehörige, Freunde, Bekannte. Tatjana Suda führt in Norden in der Regel die ersten Gespräche, sie ist die Teamleiterin und Koordinatorin vor Ort. Erst in diesem Frühjahr hat das Leinerstift auch in Aurich eine Autismusanlaufstelle eröffnet. „Der Bedarf ist hoch“, sagt Anna Christians.
Allein in Norden habe man 70 Klienten im Alter zwischen drei und 50 Jahren. „Wir sehen uns immer als einen Baustein“, erläutert Higgen das Konzept im ZAK. „Wir gehen nicht in Kitas oder Schulen und gucken drauf“, im Gegenteil sehe man sich als ein Teil von vielen im Lebenssystem des jeweiligen Klienten. Das bedeute eben auch, mit hinauszugehen in die Lebenswelt des Betroffenen, um zu sehen, wie er lebt, in welchem Umfeld. Und so sind die Begleiter auch Ansprechpartner für Familien, Arbeitgeber, Lehrer, Freunde. Ihnen bieten sie darüber hinaus entsprechende Beratungen an. Man wolle das gegenseitige Verständnis fördern und ein Teil der Geschichte sein, aber niemandem etwas aufdrücken.
Ziel sei, den Klienten ein höchstmögliches Maß an Selbstständigkeit und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Gerade deshalb sollten alle Bereiche einbezogen sein. Zwar arbeiteten die Teams in Aurich und Norden für sich, aber es gebe fachlichen Austausch untereinander, sagt Higgen. Zum Team gehörten beispielsweise Heilerziehungspfleger, Erzieher, Sozial- und Heilpädagogen, Psychologen und andere mit ähnlichen Berufsausbildungen. Im besten Fall verfügten die Mitarbeiter darüber hinaus über Vorkenntnisse oder Zusatzausbildungen für den Arbeitsbereich Autismus.