Baudezernent erklärt den Kahlschlag am Großen Meer
Die umfangreichen Baumfällarbeiten stoßen auf breit gefächerten Widerstand
Lesedauer: ca. 2min 11secBauderzenent Eiko Ahten wandte sich an den Umweltausschuss: „Wir müssen die Fläche nach den Vorgaben der EU sichern“, erklärte er am Dienstag in Aurich. Einmal mehr ging es in diesem Gremium um die Rodungen im Schutzgebiet VO9 „Ostfriesische Meere“. Der Schutz der Wiesenvögel genieße rund um das Große Meer Priorität. Und daher seien die umfangreichen Baumfällarbeiten in den Meeden alternativlos.
Nicht alle mögen dieser Argumentation folgen. Und so gibt es Widerstand und Unverständnis. Von einem rigorosen Kahlschlag ist die Rede, Jäger fürchten vermehrt Wildunfälle, wenn etwa das Niederwild seine in den vergangenen Jahrzehnten gewachsene Deckung verliert. Im Umweltausschuss machten die Freien Wähler die umstrittenen Rodungen zum Thema, fragten die Verwaltung, ob denn alles mit rechten Dingen zuginge. Ahten versicherte, dass es das Schutzziel sei, „die einst baum- und strauchfreie Kulturlandschaft wiederherzustellen“. Schließlich handele es sich bei dem betroffenen Gebiet um das „wichtigste Brutgebiet für Wiesenvögel in Niedersachsen“. Der Bestand an Kiebitzen, Uferschnepfen und anderen Arten sei in den vergangenen Jahren erheblich zurückgegangen, das verstärke den Handlungsdruck.
In der Sitzung wurde deutlich, dass es die Versäumnisse der Vergangenheit sind, die dem Landkreis nun vor die Füße fallen: Wäre die Meedenlandschaft kontinuierlich im Sinne des Wiesenvogelschutzes gepflegt worden, wären Büsche und Bäume gar nicht erst aufgewachsen. Jetzt aber wird der Eingriff als Kahlschlag und Umweltfrevel wahrgenommen. Den auch in der Sitzung von Vertretern des Friesischen Verbandes für Naturschutz geäußerten Verdacht, es seien Bäume auch widerrechtlich von Privatpersonen gefällt worden, wies Ahten zurück. Nichts erfolge ohne Wissen und Zustimmung der Behörde.
Der Dezernent erinnerte daran, dass im Fachausschuss bereits im April 2022 ausführlich erläutert worden ist, wie und warum der Managementplan für den Wiesenvogelschutz im EU-Vogelschutzgebiet V09 „Ostfriesische Meere“ umgesetzt wird. Viele Hundert Bäume sind inzwischen gefällt, unzählige Büsche und Sträucher gerodet worden.
Es sei wissenschaftlich belegt, dass sich der Bestand an Wiesenvögeln dort erholt, wo Fressfeinde keine Deckung mehr haben. Eiko Ahten wies auf die gute Entwicklung in den Barsteder Meeden und am Freepsumer Meer hin. Hier seien die erforderlichen Abholzungen bereits vor mehr als zehn Jahren erfolgt. Die Wiesenvogelpopulation habe sich seither vervielfacht. Die Pflege der Wiesenflächen sei eine Daueraufgabe und der Landkreis sei dabei, die Versäumnisse der Vergangenheit aufzuholen.