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Erstellt:
4. November 2020, 11:04 Uhr

Bei hartem Brexit kann es eng werden

Für die ostfriesischen Küstenfischer würde eine starke Konkurrenz entstehen.

Lesedauer: ca. 2min 52sec
Mitten in der Nacht laufen die Krabbenkutter aus, um zu fischen. Derzeit gibt es einigermaßen stabile Preise. Doch die Brexit-Verhandlungen über die Fischereigebiete in Großbritannien können auch an der ostfriesischen Küste Auswirkungen haben.

Mitten in der Nacht laufen die Krabbenkutter aus, um zu fischen. Derzeit gibt es einigermaßen stabile Preise. Doch die Brexit-Verhandlungen über die Fischereigebiete in Großbritannien können auch an der ostfriesischen Küste Auswirkungen haben. © Stromann str

Norddeich/AJ – Noch laufen die Verhandlungen der EU mit Großbritannien über den Austritt des Küstenstaates aus der Europäischen Union. Viel Zeit bleibt den Verhandlungspartnern nicht mehr und je mehr Zeit ohne Vereinbarungen für einen geregelten Austritt vergeht, desto mehr Druck entsteht auch bei den Küstenfischern in Norddeich.

Was relativ weit weg erscheint, kann sich auf längere Sicht und indirekte Weise auch an der Nordseeküste auswirken. Die Fischer bekämen dies zu spüren. Das glaubt Günter Klever von der Erzeugergemeinschaft Küstenfischer der Nordsee. Denn ein Streitpunkt in den sogenannten Brexitverhandlungen sind die Fangrechte in den britischen Gewässern. Dort sind viele französische und niederländische Fischer unterwegs, um ihrer Arbeit nachzugehen. Die Briten wollen gern selbst bestimmen, wer diese Gewässer befischen darf. Dieser Punkt ist zu einem wichtigen in den Verhandlungen geworden. Mit Pech könnten diese daran scheitern, denn besonders Frankreich hat angekündigt, das große ökonomische Interesse an der Fischerei zu verteidigen.

Was hat das nun aber mit den Norddeicher Fischern zu tun? Günter Klever ist sich sicher, sollte es einen harten Brexit ohne Abkommen geben oder sollten sich die Briten durchsetzen und die Fanggründe für ausländische Fischer dichtmachen, könnte es in den Küstengewässern der Nordsee ziemlich eng werden. „Ein Brexit ohne Abkommen wird höchstwahrscheinlich Einfluss auf die Krabbenfischer nehmen“, sagte Klever im Gespräch. Denn er glaubt, dass sich niederländische Kollegen nach neuen Fanggründen umsehen. „Wenn die aus ihren traditionellen Fanggründen vor der britischen Küste verdrängt werden, wäre es gut möglich, dass die an die Nordseeküste kommen“, sagte Klever. „Sie suchen sich dann natürlich Alternativen.“

Sollte das der Fall sein, käme es zu einem Verdrängungswettbewerb. Die Niederländer, die derzeit häufig Fisch fangen, könnten sich umstellen und, wie der Großteil in Norddeich auch, Krabben fangen. „Das wäre eine zusätzliche Belastung für die Fischer und für den Bestand“, betonte Klever. Fahrzeugtechnisch sei es möglich, dass die niederländischen Fischer ihre Kutter
(Urker) umrüsten. Er befürchtet nur, dass es dann für die Fischer in Norddeich zu einer angespannten Lage käme. „Unsere Schiffe sind nicht so effizient wie die der Nachbarn“, erklärte Klever. Die Niederländer haben größere Fahrzeuge und mehr Besatzung. Somit könnten diese natürlich mehr und länger am Stück fischen und müssen nachts nicht wieder in den Hafen einlaufen. „Damit es sich für sie lohnen würde, müssten sie auf Menge fischen.“ Da die Krabbenfischerei nicht quotiert ist, könnten sie so viel fangen, wie sie wollen und müssen. Das sieht beim Fisch anders aus. Diese sind je nach Sorte quotiert. Das heißt, dass in der ganzen Bundesrepublik nur eine gewisse Menge einer Art gefischt werden darf. Ist die Menge beispielsweise an der Ostsee schon erreicht worden, darf dieser Fisch an der Nordsee nicht mehr gefangen werden.

Für Krabben gilt diese Regel nicht. Das liege daran, dass sich die Garnele – zu der Gattung gehört auch die Krabbe (Nordseegarnele) – sich dynamischer vermehrt als Fische. „Sie reproduzieren sich mehrmals im Jahr“, erklärte Klever. Somit stehe die Krabbenfischerei jedem offen, der eine Fischereilizenz habe.

Der Absatzmarkt könnte sich als schwierig erweisen, sollten die Niederländer größere Mengen fangen. Es gibt nur drei große Abnehmer für Krabben in Europa, zwei sitzen in den Niederlanden und einer in Ostfriesland. Wenn dort das Angebot entsprechend steigt, sinkt der Preis. „Wir liegen derzeit bei circa drei Euro pro Kilo“, sagte Klever. „Das ist in Ordnung, aber es geht natürlich besser.“

Günter Klever und den Fischern bleibt derzeit nichts anderes übrig, als die Nachrichten zu verfolgen und zu hoffen, dass die Verhandlungen doch noch positiv verlaufen.

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