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13. Februar 2025, 09:30 Uhr

Blizzard an der Waterkant

Bei der Schneekatastrophe im Winter 1978/79 kam Norderney glimpflich davon

Lesedauer: ca. 2min 30sec
Trotz der Eismassen wie hier am Weststrand konnte der Fährverkehr nach Norderney größtenteils aufrechterhalten werden.

Trotz der Eismassen wie hier am Weststrand konnte der Fährverkehr nach Norderney größtenteils aufrechterhalten werden. ©

Norderney Heutzutage ist Schnee auf Norderney eine seltene Erscheinung. Das letzte Mal fielen etwa zwei Zentimeter im Januar vergangenen Jahres (siehe auch Text zum Bild des Tages), davor war dies im Dezember 2023 der Fall – damals waren es ganze sechs Zentimeter, die sich für fast eine Woche hielten.

Um ganz andere Schneemengen ging es im Winter des Jahreswechsels 1978/79. Reifere Insulaner werden sich mit Sicherheit erinnern, dass es kurz vor dem Silvestertag, genau am 29. Dezember, zu einem ersten heftigen Wintereinbruch mit orkanartigen Schneestürmen und einem jähen Temperatursturz auf bis zu 15 Grad unter null kam. Ganz Norddeutschland versank damals in den weißen Massen.

Chaos zur Jahreswende

Die Auswirkungen mit hohen Verwehungen auf vielen Straßen und Packeis im Wattenmeer sind überall sichtbar. Der „Jahrhundertwinter“ erhielt schnell seinen Namen und war der schneereichste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor damals mehr als 100 Jahren. Er beherrschte Land und Leute. Vielerorts brach das Telefonnetz zusammen und selbst Räumfahrzeuge blieben im Schnee stecken.

Damals im Januar hoffte man dringlichst, dass es mit dem Schnee bald ein Ende haben würde, aber es kam ganz anders. Gerade hatte man unter großen Mühen fast alle Straßen wieder befahrbar gemacht, als es am 14. Februar erneut anfing, heftig zu schneien. Früh am Morgen wurde ein Katastrophen-Voralarm ausgegeben, der bis zum Mittag bestätigt wurde. Meterhoch fiel an diesem Tag der Schnee und die Verwehungen durch den starken Wind sorgten dafür, das einige Gebäude, wie beispielsweise das Café-Restaurant Oase fast gänzlich in den weißen Massen verschwand.

Glimpflich für Norderney

Für Norderney liefen auch die Folgetage der Schneekatastrophe relativ glimpflich ab und der Fährverkehr, der kurzzeitig eingestellt werden musste, konnte kurzfristig wieder aufgenommen werden. Ganz anders sah es bei den Nachbarinseln aus. Baltrum musste drei Wochen lang mit teils dramatischen Hubschraubereinsätzen aus der Luft versorgt werden, da die Baltrum-Reederei den Dienst wegen des hohen Eisganges quittieren musste. Bei vorübergehendem Tauwetter gelang es erst am 1. Februar, die Frisia X und ein Frachtschiff nach Juist zu schicken. In der Zeit vor der erneuten Schiffsverbindung kam es am 12. Januar zu einem Unglück: Aus ungeklärter Ursache stürzt eine im Eisnotdienst eingesetzte zweimotorige Maschine der Frisia (FLN) beim Anflug auf den Flugplatz der Insel zwischen Watt und Heller ab. Sie wird stark beschädigt, der Pilot wird erheblich verletzt. Außer dem Piloten befindet sich vor allem Post an Bord. Feuerwehrleute und Mitglieder des Roten Kreuzes bergen den Mann aus dem Flugzeug und sorgen für den Transport ins Norder Kreiskrankenhaus.

Erst am 18. Februar ist der Spuk vorbei und die Lage normalisiert sich langsam. Am 22. Februar wird im Landkreis Aurich der Katastrophenalarm schließlich aufgehoben und die meisten Straßen sind wieder befahrbar. Trotz der teilweise herrschenden Versorgungs- und Mobilitätsprobleme dieses „Jahrhundertwinters“ gab es auch fröhliche Gesichter, denn Schulen des Landkreises blieben für acht Tage geschlossen.

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