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8. Juni 2024, 06:00 Uhr

Das Leben in Leybuchtpolder: Ein Rückblick von Zeitzeugen

Erfahren Sie, wie sich die Gemeinschaft von Leybuchtpolder über die Jahre verändert hat und welche Erinnerungen die Bewohner teilen.

Lesedauer: ca. 3min 10sec
Das Leben in Leybuchtpolder: Ein Rückblick von Zeitzeugen

Norden Die Lüttje Kark, das Dorfgemeinschaftshaus in Leybuchtpolder, ist einer der Mittelpunkte der Gemeinschaft des Norder Ortsteils. Hier treffen sich Franz Scharfenort (83), Hans-Jürgen Rieger (74) und Jürgen Müller (74), sitzen an einem Tisch bei einer Tasse Kaffee und erinnern sich daran, was es eigentlich bedeutet, in Leybuchtpolder aufzuwachsen.

Rieger und Müller gehören dabei zu den ersten Kindern, die im Ort die erste Klasse besuchten. Gemeinsam blicken sie auf sieben Jahrzehnte zurück und erzählen davon, wie sie die Entwicklung Leybuchtpolders erlebt haben.

Ein neues Leben im Ort Leybuchtpolder

Franz Scharfenort erinnert sich: „Als ich damals hierherzog, gab es kaum etwas. Wir haben von Grund auf alles aufgebaut, angefangen mit den ersten Häusern bis hin zu den Straßen und den Betrieben.“ Auch die Bäume, die heute das Bild des Ortes prägen, wurden einmal mit der Hand angepflanzt.

„Wir waren eine kleine Gemeinschaft. Jeder kannte jeden und man half sich gegenseitig“, fügt Müller hinzu. Von den heutigen Bewohnern kennen sie leider nicht mehr jeden persönlich. Dafür sei der Ort doch schon wieder zu groß und die Menschen leben mittlerweile zu getrennt voneinander.

Auch wenn die Kommunikation nicht immer einfach war, da sich Akzente, sowohl in Hochdeutsch als auch im Plattdeutschen bunt miteinander vermischten. „Es war damals schon multikulti“, sagt Rieger. „Aber als Kinder hatten wir damit keine Probleme und konnten uns auch so verstehen.“

Früher waren die Betriebe deutlich kleiner

Auch die Landwirtschaft, welche prägend für die Ortschaft ist, hat sich gewandelt: „Damals hatte jeder kleine Parzellen, fünf oder sechs Kühe, vielleicht ein paar Schweine. Wir mussten hart arbeiten, um über die Runden zu kommen“, erinnert sich Scharfenort.

Die Betriebe waren zur Gründung auch sehr klein angelegt, ergänzt Ortsvorsteher Alwin Mellies (CDU), „das ist schon fast kein Betrieb“. Besonders der Gemüseanbau sollte gefördert werden, so Rieger, doch am Ende ist die Zeit über die Betriebe weggelaufen. Die verbliebenen Betriebe haben heute 50 bis 100 Hektar und sind immer noch aktiv und werden auch in Zukunft weiterhin dem Ortsteil erhalten bleiben können, zeigt sich Mellies zuversichtlich. Hätte jedoch jemand vor 50 Jahren gesagt, dass es diesen Wandel geben wird, hätte es mit Sicherheit keiner geglaubt, vermutet Rieger.

Von der Schule bis zum Sportverein

„Rieger und ich waren 1956 der erste Jahrgang, der in Leybuchtpolder eingeschult worden ist“, erzählt Müller. „Wir waren zehn oder zwölf Schüler und haben hier unsere ersten neun Jahre abgesessen“, ergänzt Rieger. Scharfenort ging noch die ersten Jahre in Neuwesteel zur Schule und kam erst in seinen letzten Jahren nach Leybuchtpolder. Lebhaft erinnern sich die Drei noch an die damaligen Lehrer Fischer und Manke. Es gab auch nur zwei Klassen: die erste bis vierte und die fünfte bis achte. Später kam noch eine neunte hinzu.

Auch wenn die Schule neu und modern war, wie Scharfenort sagt, fand viel Unterricht noch bei den Schülern zu Hause statt. „Wir haben jeden Tag an einem anderen Küchentisch gesessen und wurden unterrichtet“, erzählt Rieger. Der Lehrer ging dabei von Haus zu Haus und sammelte die Kinder für den Unterricht ein. Damals gab es noch „Kartoffelferien“ und die Kinder haben freibekommen, um den Eltern und dem Lehrer bei der Ernte auf den Feldern zu helfen. Gespielt wurde hinterm Deich, wo die Erwachsenen nicht so viel davon mitbekommen konnten. Bis dann 1964 der Sportverein gegründet wurde und das Spielen auf dem Fußballplatz in den Mittelpunkt rückte.

Wohlfühlgefühl in der ganzen Ortschaft

Wie ist es also, wenn man selbst, über die Jahre und mit den Vereinen das Ortsbild mit formen konnte? „Es ist ein Wohlfühlgefühl“, sagt Rieger. „Wie zu Hause bei sich selbst, wenn man damit zufrieden ist, wie sein Garten aussieht.“ Am Anfang wuchs im Ort kein Baum und kaum ein Strauch. Auch die Straßen und Häuser fehlten. Bei allem waren die drei noch selbst beteiligt oder zumindest dabei, als es aufgebaut oder gepflanzt wurde.

Auf die Frage, was sie sich für die Zukunft wünschen, antwortet Scharfenort mit einem Lächeln: „Ich hoffe, dass der Leybuchtpolder weiterhin ein Ort bleibt, an dem die Menschen zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen.“ Müller und Rieger stimmen kopfnickend zu.

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