Das Verantwortungsbewusstsein stärken
Freiwilligendienstleistende wichtiger Bestandteil in der Gesellschaft – Kürzung der Bundesmittel drohen
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Der Bund will die Gelder für Freiwilligendienste, wie hier im Wattenmeer, deutlich kürzen. Archivfoto ©
Norden Für 2024 ist im Haushalt eine Kürzung der Bundesmittel für die Freiwilligendienste in Höhe von 78 Millionen Euro vorgesehen, für 2025 sogar in Höhe von 113 Millionen Euro im Vergleich zu 2023, wo der Bund die Freiwilligendienste mit 329 Millionen Euro gefördert hat. Bundesweit würde damit künftig bis zu 35000 jungen Menschen eine bewährte Chance auf Erprobung, Kompetenzerwerb und gesellschaftliches Engagement verwehrt. Mindestens 8000 Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege wären durch nicht besetzte beziehungsweise wegfallende Plätze unmittelbar betroffen.
Die Mittelkürzung hätte auch entsprechende Auswirkungen auf die Freiwilligenarbeit im Landkreis Aurich. Hier sind laut Freiwilligenagentur jährlich rund 200 Menschen in gemeinnützigen, nicht kommerziellen Einrichtungen aktiv. Dieses kann bei Wohlfahrtsträgern, wie Arbeiterwohlfahrt, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie, Paritätischer Wohlfahrtsverband sein, aber auch in Pflegeeinrichtungen, Kinderheimen, Kindertagesstätten, Schulen, Jugendeinrichtungen, Einrichtungen der Behindertenhilfe, Sportvereinen, Kultureinrichtungen, Einrichtungen des Zivil- und Katastrophenschutzes sowie Träger ökologischer Projekte und Kommunen.
Diese Einrichtungen sind auf die staatlichen Förderungen angewiesen. „Eine Einsparung erschwert es vielen Stellen, die Mittel für einen Freiwilligen aufzubringen. Oft finden auch hier, wie beispielsweise aktuell im Mehrgenerationenhaus, Fördermittelkürzungen statt“, sagt Markus Saathoff-Reents, Abteilungsleiter Generationenübergreifende Dienste und Engagementprojekte.
Nicht zu verachten sei aus Sicht der jungen Menschen, dass das Jahr in vielen Fällen ein Orientierungsjahr sei. Es ist ein Ausprobieren und ein „über den Tellerrandschauen“. Viele Menschen entschieden sich danach für einen Beruf im sozialen Bereich. Mit dem Wegfall von Stellen beziehungsweise Förderungen falle auch dieses weg, da keine Orientierung möglich sei. Bei jungen Menschen erleben die Mitarbeiter der Freiwilligenagentur immer wieder, dass sie nach einem Freiwilligendienst in der Schule oder Klinik eine bewusstere Entscheidung für ein Studium treffen.
Zentraler Bestandteil des Freiwilligenjahres ist zudem die pädagogische Begleitung. Darüber hinaus sollen soziale, ökologische und interkulturelle Kompetenzen vermittelt und das Verantwortungsbewusstsein für das Gemeinwohl gestärkt werden. Alle Seminare sind für die Freiwilligen kostenfrei. Diese Aufgaben und die Kosten müssen bei Kürzungen den Einsatzstellen in Rechnung gestellt werden.
Diese Umlage erhöht gleichzeitig die Kosten für die Einsatzstellen. Das erschwert den Einsatz von Freiwilligen in Wohnortnähe, dabei ist dieses gerade hier in der ländlichen Region absolut notwendig, so Markus Saathoff-Reents. „Aus unserer Sicht wäre es sinnvoll, den Freiwilligendienst attraktiver zu gestalten und finanziell stärker zu fördern.“