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19. April 2023, 22:26 Uhr

Der Kümmerer in Sachen Wolf

Wer ein Problem mit dem Raubtier hat, wendet sich an Peter Rocker. Er kämpft um Aufmerksamkeit bei den Behörden. (mit Video)

Lesedauer: ca. 2min 45sec
Der Kümmerer in Sachen Wolf

Aurich-Dietrichsfeld Jeden Tag kommen neue Videos über den PC und das Smartphone ins Haus, dazu Berichte, Anrufe, Fotos. Peter Rocker könnte längst Aktenordner anlegen mit all den Nachrichten, die er zum Thema Wolfsrisse bekommt.

Furchtbare Nachrichten. Schäfer, die filmen, wie sie ihre getöteten Schafe auf der Weide finden, den Zuschauer mitnehmen, ihn teilhaben lassen an dem, was sie als Halter erleben müssen.

Peter Rocker ist so etwas wie der Kummerbriefkasten der ganzen Region. Aus Leezdorf und Wittmund, aus Wilhelmshaven, ja selbst aus Cuxhaven schreiben ihn die Leute an. Weil sie wissen: Dieser Mann ist gut vernetzt. Und: Dieser Mann macht den Mund auf, traut sich öffentlich zu sagen, zu formulieren, was sie alle bewegt: Wolfsrisse.

Er selbt hatte bisher Glück

Rocker selbst hat bisher Glück gehabt. Gemeinsam mit seiner Enkelin betreibt er das Ponygestüt Silbersee an der Dietrichsfelder Straße in Aurich. Fast 40 Ponys stehen auf den Weiden ringsum. Seit einem halben Jahrhundert gehören die Tiere zur Familie, die Zucht war schon immer so etwas wie Rockers Lebenselixier. Auch jetzt im Alter – der Auricher ist nicht mehr weit vom 80. Lebensjahr entfernt – gehört seine Leidenschaft seinen Tieren. Aber da ist auch die andere Leidenschaft: das Bedürfnis, laut auszusprechen, was die Leute bewegt.

Er schreibt Bürgermeister an, telefoniert mit dem Landrat, hat als ehemalig politisch Aktiver Kontakte nach Hannover und auch darüber hinaus. Genau die versucht er jetzt zu nutzen, ist er doch längst eine Art „Anwalt“ der Nutztierhalter an der gesamten Küste.

Die gerissenen Schafe sind kaum zu ertragen

Er kann es selbst kaum ertragen, die gerissenen Schafe im Video zu sehen. Grausame Bilder. Dazu in Videos die Ansprachen der Schafhalter. Wut, vor allem aber Traurigkeit, Verzweiflung spricht aus jedem Satz. Menschen, die Angst haben um ihre Existenz, es vor allem aber nicht aushalten können, die eigenen Tiere leiden zu sehen. Die mitfühlen, was da des Nachts draußen abgeht. Und nicht nur draußen. Rocker hat auch ein Video von einer Schafherde im Stall, die angefallen wird.

„Staatlich verordnete Tierquälerei“

„Das ist staatlich verordnete Tierquälerei!“ sagt Rocker, „Sie sterben elendig“, hat Rocker geschrieben, eingesperrte Tiere hätten überhaupt keine Chance zu entkommen, sie würden minutenlang gejagt, bevor sie „gerissen, angefressen und zum Teil getötet werden.“ Und: „Die Angst der Tiere ist unbeschreiblich.“

Ein vom Wolf gerissenes Lamm. Weitere Bilder, die der Redaktion vorliegen, sind nicht druckbar.

Ein vom Wolf gerissenes Lamm. Weitere Bilder, die der Redaktion vorliegen, sind nicht druckbar. ©

Der engagierte „Anwalt“ der etwas anderen Art beobachtet die Szene genau. Fast täglich sind inzwischen Nachrichten in den umliegenden Zeitungen zu lesen, Jäger positionieren sich, wollen den Schutzstatus des Wolfs überprüfen lassen. Wolfsschützer beklagen eine Art Panikmache und sprechen davon, dass keine direkte Gefahr bestehe.

„Der Wolf wird geschützt, aber nicht meine Tiere. Warum?“

Betroffene Nutztierhalter fühlen sich nicht wirklich ernst genommen und gehört. Fragen sich, warum der Wolf geschützt wird, nicht aber ihr Schaf, ihr Pferd, ihre Kuh. Dass sie mit ansehen müssen, wie deren Gedärme herausgerissen werden, Tiere schwerstverletzt auf den Weiden liegen bleiben. Tiere, zu denen sie – Nutztier hin oder her – eine emotionale Beziehung aufgebaut haben. „Man muss Abschüsse ermöglichen“, sagt Peter Rocker, „der Wolfsbestand muss reduziert und reguliert werden.“

Er wird weiter dafür kämpfen, täglich am Computer nicht nur Nachrichten empfangen, sondern selbst weiterhin Briefe schreiben an Verantwortliche, er wird zum Telefonhörer greifen und das Anliegen derer vertreten, die um ihre Tiere fürchten.

Angst geht längst um. Genauso wie der Wolf.

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