Anzeige

Anzeige

Zum Artikel

Erstellt:
27. April 2024, 07:30 Uhr

„Die Alten können es besser“

Die 3. besondere Kultfilmnacht zeigt einen Film von Wolfgang Staudte

Lesedauer: ca. 3min 08sec
Die besten Akteure des deutschen Films der 70er in einem Film Foto: Screenshot

Die besten Akteure des deutschen Films der 70er in einem Film Foto: Screenshot ©

Es gibt nicht viele Nachkriegsfilme, die unter deutscher Regie entstanden sind, ohne ins Kitschige „alles wird gut“ abzugleiten. Dazu gehören sicherlich „Die Mörder sind unter uns“ aus dem Jahr 1946, „Rotation“ von 1949 und „Der Untertan“, der 1951 veröffentlicht wurde. Gemeinsam haben diese Kinofilme nicht nur die Entstehungszeit im zerstörten Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, sondern vor allem den Regisseur Wolfgang Staudte, dessen Name selbst bei der älteren Generation immer mehr in Vergessenheit gerät.

Deutschland und das

Wirtschaftswunder

Vor vierzig Jahren verstarb Wolfgang Staudte, nachdem er einen Herzanschlag bei der Produktion des Fünfteilers „Der eiserne Weg“ erlitt. Grund genug für Angelika Grages, die 3. besondere Kultfilmnacht diesem deutschen Regisseur zu widmen. Am Freitag, 3. Mai, wird daher im Kurtheater um 19.30 Uhr der Film „Die Herren mit der weißen Weste“ gezeigt, der allem und jedem, der sich im Deutschland der 70er Jahre im oberen Regal der Prominenz befand, eine Bühne bot. Von Heinz Erhardt bis Mario Adorf, Walter Giller bis Martin Held oder Rudolf Platte bis Hannelore Elstner.

Um denjenigen, die den Film noch nicht kennen, nicht die Spannung zu nehmen, folgt nur ein inhaltlicher Anriss: Bruno Stiegler, ein Boxpromoter mit anrüchiger Vergangenheit, kehrt aus Amerika nach Berlin zurück, um mit seinen Ganovenfreunden wieder ein paar große Dinger zu drehen. Fatalerweise kommen ihm dabei ständig einige Herren aus besseren Kreisen zuvor, die auf ihre alten Tage erstaunliche kriminelle Aktivität entwickeln. Angeführt werden sie von Oberlandesgerichtsrat a.D. Herbert Zänker, den es immer noch wurmt, dass er in seiner Amtszeit Bruno nie hinter Gitter bringen konnte.

Der schwere Weg

zum Schauspiel

Als Sohne des Schauspielerehepaares Fritz Staudte und Mathilde Firmans wuchs zog Wolfgang sechsjährig 1912 nach Berlin. Sein Interesse galt vor allem Autos und so machte er eine Lehre als Autoschlosser, fuhr Autorennen und absolvierte ab 1923 ein zweijähriges Ingenieurstudium an der Ingenieur-Akademie Oldenburg und ein zweijähriges Praktikum bei Mercedes-Benz und in den Hansa-Werken. Von 1926 bis 1932 war er außerdem zuerst Komparse, dann Darsteller an der Volksbühne Berlin.

1944 wurde Staudtes Film „Der Mann, dem man den Namen stahl“ aus unbekanntem Grund verboten. Daraufhin verlor er seine Freistellung vom Wehrdienst. Heinrich George, der auf Staudtes Regie bei seinem Film „Das Mädchen Juanita“ bestand, konnte Ende 1944 die Abkommandierung an die Front verhindert.

Die besten Jahre kamen nach Kriegsende

Staudte zog von Berlin nach Westdeutschland, und gründete eine Produktionsfirma. Es dauerte allerdings einige Zeit, bis es wieder lief. Erst 1959 hatte er mit Rosen für den Staatsanwalt wieder Erfolg bei Kritik und Publikum. Zudem war dieser Film einer von nur sehr wenigen westdeutschen Filmen der 1950er Jahre, in dem die nationalsozialistische Vergangenheit ein Thema war. 1960 wurde ihm für diesen Film der Bundesfilmpreis verliehen; Staudte nahm den Preis jedoch nicht an.

Mit der Produktion des Films „Heimlichkeiten“ verschuldete sich Staudte bis an seine Lebensende, denn der Streifen floppte.

Noch im Jahre 1968 lästerte er über das Fernsehen: „Ich habe ein gestörtes Verhältnis zum Fernsehen. Diese Zwergenschicksale interessieren mich nicht sonderlich.“ Schon ein Jahr später sah dies ganz anders aus. Für das Fernsehen inszenierte er unter anderem zahlreiche Folgen der Krimiserien Tatort und Der Kommissar und war für die ZDF-Abenteuervierteiler Der Seewolf (1971) und Lockruf des Goldes (1975) verantwortlich. 1977 drehte er die überaus erfolgreiche achtteilige ARD-Familienserie MS Franziska, die das Leben einer Binnenschifferfamilie auf dem Rhein darstellte.

Im Jahr 1975 wurde ihm das Filmband in Gold für „langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film“ verliehen; 1978 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Bis zu seinem Tode lebte Staudte in Berlin-Steglitz. Wolfgang Staudte starb 1984 bei den Außenaufnahmen zu seinem letzten Fünfteiler für das Fernsehen „Der eiserne Weg“ an Herzversagen. Am 3. März 1984 wurde die Asche Wolfgang Staudtes der Nordsee übergeben.

Vor dem Start des Filmes wird Angelika Grages auf das Werk des Künstlers eingehen, insbesondere natürlich auf „Die Herren mit der weißen Weste“ und es wird einen Rückblick auf die 70er Jahre geben, mit den Nachwirkungen Woodstocks, den Schlaghosen und Pril-Blumen an die sich viele Anwesende bestimmt erinnern.

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen