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28. November 2024, 10:28 Uhr

Die ersten Krabbenfischer in Ostfriesland sind schon in der Winterpause

Die Erträge beim Krabbenfang brechen ein, weil die Fischer ungeliebte konkurrenbz erhalten haben. Ein wirtschaftliches Befischen des Wattenmeers ist deshalb kaum möglich

Lesedauer: ca. 2min 35sec
Malerischer Anblick, aber der Grund, warum derzeit Schiffe im Greetsieler Hafen bleiben, ist ernst. Foto: Till Oliver Becker

Malerischer Anblick, aber der Grund, warum derzeit Schiffe im Greetsieler Hafen bleiben, ist ernst. Foto: Till Oliver Becker ©

Ostfriesland Allzu lang ist die Hochzeit der Krabbensaison eh nicht: Vom Spätsommer bis in den Dezember hinein fahren die Fischer zu ihren Fanggründen und verdienen in diesen Monaten einen großen Teil ihres Jahreseinkommens. Doch in diesem Jahr bleiben bereits jetzt einige Fischer im Hafen – es lohnt sich schlichtweg nicht, Krabben zu fangen, der Aufwand ist größer als der Ertrag. Schon im Oktober haben die ersten Fischer für dieses Jahr aufgegeben und die Winterpause vorgezogen.

Massive Einbrüchebei der Fangmenge

Fischereibiologe Philipp Oberdörffer von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen kann diese Schritte nachvollziehen. Um die 500 Kilogramm Nordseekrabben wären für diese Jahreszeit üblich und auch notwendig, um kostendeckend zu arbeiten. „Tatsächlich kommen die Kutter aber zu oft mit deutlich weniger zurück in den Hafen“, weiß er aus Gesprächen mit den Fischern. Teilweise nur um die 150 Kilogramm Fang, das sei zu wenig, um Rechnungen zu bezahlen, von Investitionen zum Beispiel in die oft bereits in die Jahre gekommenen Boote ganz zu schweigen.

Der wahrscheinliche Hauptgrund für diese schlechten Fangbilanzen ist 30 bis zu 70 Zentimeter groß, erreicht ein Gewicht von bis zu drei Kilogramm und ist sehr hungrig: Der Merlangius merlangus, der Wittling. Diese Dorschart lebt unter anderem auch in der Nordsee und ernährt sich von kleineren Fischen. Ihre Kinderstube aber haben Wittlinge im Wattenmeer, und hier jagen die dann 20 bis 30 Zentimeter langen Jungfische von Juni bis in den September überwiegend Nordseekrabben, bis sie nach etwa einem Jahr aufs offene Meer hinauswandern.

Im Normalfall werden Wittlinge zu keiner gefährlichen Konkurrenz für die Krabbenfischer. Alle paar Jahre aber, der Biologe Rainer Borcherding von der Schutzstation Wattenmeer in Husum spricht von fünf bis zehn, treten derart große Populationen des Fischs auf, dass sie dann eben doch ernst zu nehmende Konkurrenten werden. Und 2024 ist so ein Jahr.

Zyklen kommen immer wieder vor

Gerold Conradi, Sprecher der Greetsieler Fischer und zweiter Vorsitzender des Landesfischereiverbands Weser-Ems, ordnet die Umstände im Gespräch mit dem KURIER entsprechend ein: „Diese Zyklen kommen immer wieder vor, und uns bleibt dann nichts anderes übrig, als uns damit zu arrangieren“, denn wirksame Gegenmaßnahmen gäbe es keine. Auch das Fischen des als Speisefisch nutzbaren Wittlings sei nicht praktikabel: „Die Jungfische im Wattenmeer sind dafür zu klein, die taugen nicht als Konsumware.“

Auf der anderen Seite reihten sich die Probleme mit den Wittlingen ein in eine ganze Serie von Herausforderungen. Conradi: „Die EU-Pläne zur Abschaffung der Grundschleppnetzfischerei hängen immer noch wie ein Damoklesschwert über uns.“ Dazu kämen generell steigende Kosten durch Inflation und teuren Diesel, das setze die Branche zusätzlich unter Druck.“

Die Gründe für die derzeitige Wittlingsplage sind unklar. Manche Wissenschaftler vermuten, dass steigende Temperaturen der Nordsee eine Rolle spielen könnten. Die Erwärmung beeinflusse dann vielleicht das Verhalten und die Verbreitung verschiedener Fischarten. Einige Fressfeinde des Wittlings wie der Kabeljau ziehen möglicherweise aufgrund der höheren Temperaturen weiter nach Norden. Ohne diese natürlichen Feinde können sich die Wittlinge ungehindert vermehren. Als gesichert gelten diese Erklärungsansätze allerdings nicht.

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