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18. Juni 2024, 06:30 Uhr

Die Fischer nach erfolgloser Suche: „Wir wollen nie einen draußen lassen“

Am am Montag fanden die vielen Helfer keine Spur vom verschwundenen Decksmann der „Avalon“. Eine Überlebenschance hat der Mann nicht mehr.

Lesedauer: ca. 2min 14sec
Die gesamte Greetsieler Kutter-Flotte kreuzt im Seegebiet vor Memmert, um den Decksmann zu finden.

Die gesamte Greetsieler Kutter-Flotte kreuzt im Seegebiet vor Memmert, um den Decksmann zu finden. ©

Greetsiel Die Fischer wissen, dass es kein gutes Ende mehr nehmen kann. Ein 26-jähriger Decksmann aus Leezdorf ist Sonntagfrüh aus einem Kutter über Bord gegangen.

Niemand glaubt, dass er nach so langer Zeit im 14 Grad kalten Wasser noch lebt.

Aber die Fischer suchen weiter. „Wir wollen nie einen draußen lassen. Er soll immer nach Hause kommen. Egal wie.“ Das sagt Gerold Conradi, der Sprecher der Greetsieler Fischer. Und er sagt auch: „Die Hoffnung ist hinüber.“

Auch die Seenotretter von Norderney und Juist waren bei der Suche dabei.

Auch die Seenotretter von Norderney und Juist waren bei der Suche dabei. ©

Am Sonntag hatten sie kurz nach dem Unfall um 7.30 Uhr das gesamte Seegebiet abgesucht, die gesamte Flotte aus Greetsiel war dabei; 24 Kutter, dazu die Seenotretter. Am Montag in aller Frühe ging es dann weiter.

Die Zahl der Helfer war noch einmal größer, auch ein Boot des Töwerland-Express beteiligte sich, dazu ein Marine-Huberschrauber, der trockengefallene Wattflächen absuchte. Insgesamt waren es wohl 40 Boote, 100 Menschen.

„Viele Gebiete erreichen wir mit unseren Kuttern nicht“, sagt Conradi, „das Wasser ist zu niedrig“. Auch die Seenotretter waren wieder dabei, dazu die Fischereiaufsicht mit einem Boot. Helikopter half aus der Luft, doch der Junge blieb verschollen. Die Feuerwehr Norden flog erneut die Küsten mit Drohnen ab.

Die Feuerwehr suchte mit Drohnen die Küster ab.Foto: NonstopNews

Die Feuerwehr suchte mit Drohnen die Küster ab. Foto: NonstopNews ©

Und die Fischer warfen die Netze aus.

Sie zogen die Netze direkt über Grund.

Sie hofften, den Körper des Jungen zu finden, doch die Netze blieben leer.

Sie haben das gemacht bis zum Montagabend und kreuzten im Gebiet zwischen Memmert, Juist und Greetsiel, vor Pilsum und Upleward. Die Strömung lief in diese Richtung. Man habe das Suchgebiet enorm ausgeweitet.

In einer Woche wollen sie sich wieder an der gleichen Stelle mit ihren Booten treffen, um zu schauen, ob das Meer den Körper kurzzeitig wieder hergibt, an der Oberfläche.

Der Decksmann des Kutter „Avalon“ war über Bord gegangen, niemand hat es gesehen. Nur der Wasserschlauch, mit dem er das Achterdeck reinigte, hing noch über der Reling. Der Kapitän war zu der Zeit am Ruder, hat nichts mitbekommen. Irgendwann suchte er seinen Decksmann.

Das einzige, was von dem jungen Mann blieb, war ein Paar Gummistiefel, die im Wasser trieben. Die hatte er sich offenbar ausgezogen, um besser schwimmen zu können. Doch gegen die Tideströmung kam er nicht an.

Ob er so etwas schon einmal erlebt habe, wurde Conradi gestern von einem Sender gefragt.

Hat er.

Vor 20 Jahren und 5 Tagen starb sein Bruder Johann nach einer Kollision auf See.

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