Anzeige

Anzeige

Zum Artikel

Erstellt:
30. Januar 2025, 15:56 Uhr

„Die ganze AfD ist eine Zumutung!“

Der CDU-Bundestagskandidat Joachim Kleen stützt den Kurs von Parteichef Friedrich Merz. Die Aufregung über die Abstimmung hält er für übertrieben. Ihm habe der Vorgang im Wahlkampf eher geholfen.

Lesedauer: ca. 2min 48sec
Kleen

CDU-Bundestagskandidat Joachim Kleen. © Lehmann leh

Ostfriesland AfD-Debatte rund um die CDU: Bundestagskandidat Dr. Joachim Kleen unterstützte jetzt in einer Pressemitteilung offensiv den Kurs der Partei.

Herr Dr. Kleen, der Leeraner Holocaust-Überlebende Albrecht Weinberg will sein Bundesverdienstkreuz zurückgeben wegen der CDU-AfD-Abstimmung. Verstehen Sie ihn ?

Ich maße mir nicht an, die Überlegungen eines Menschen mit seiner großen Lebenserfahrung beurteilen zu können. Aber mir erschließt sich die Entscheidung nicht.

Glauben Sie, dass Ihnen die Tolerierung der AfD-Stimmen durch Friedrich Merz hier in Ostfriesland im Wahlkampf eher schadet oder nützt?

Sie nützt uns. Das weiß ich. Ich bin in den letzten Wochen unheimlich oft angesprochen worden, dass etwas passieren müsse – nicht nur beim Thema Migration und Asyl. Als vor einer Woche klar wurde, wie es laufen würde im Bundestag, gab es enorm viele Rückmeldungen mit dem Inhalt: „Endlich passiert etwas. Gut! Passt!“ Und das zieht sich seitdem durch. Ich will nicht verhehlen, dass es auch vereinzelt kritische Anmerkungen gab. Aber im Großen und Ganzen hat mir die Abstimmung genützt.

In Emden wurde die CDU-Geschäftsstelle mit AfD-Kritzeleien versehen, sinngemäß besagen sie: CDU gleich AfD.

Ich muss mal ganz klar sagen: Es hat zwei Abstimmungen gegeben. Einem Antrag von uns hat die AfD zugestimmt, beim anderen hat sie mit SPD und Grünen gegen uns gestimmt. Die SPD hätte uns zustimmen können, denn in unserem Antrag stand nichts anderes drin als das, was die SPD schon seit langer Zeit fordert. Wenn jetzt von allgemein linker Seite, insbesondere von der SPD und auch von ihrem Kandidaten, in einer Art und Weise auf die CDU eingedroschen wird, die von nichts in der Realität gedeckt wird – dann ist das die logische Folge.

Schmierereien vor der Geschäftsstelle der Emder CDU: „Noch ist es nur Kreide.“

Schmierereien vor der Geschäftsstelle der Emder CDU: „Noch ist es nur Kreide.“ ©

Es war jetzt nur Kreide, aber ich fürchte, dass wir am Wochenende (nach einer neuerlichen Abstimmung über einen Gesetzentwurf zur Migration, Anm. d. Red.), auch noch andere Dinge erleben werden gegen die CDU. Wir sind unzweifelhaft eine demokratische Partei. Es ist leider klar, dass der politischen Linken alles rechts der Mitte hoch verdächtig ist. Und sie fühlt sich jetzt geradezu befreit, auf uns draufhauen zu können.

Der Ostfriese als solcher neigt ja gemeinhin nicht so zu Extremen. Sie als Ostfriese verbünden sich jetzt aber mit der extremen AfD. Passt das?

Es gibt ja nun offensichtlich viele Ostfriesen, die sich mit der AfD verbinden. Wir waren in Westdeutschland eines der Gebiete mit den meisten Stimmen für die AfD. Und wenn man den Analysen glauben darf, dann kamen diese Stimmen alle nicht von der CDU, sondern eher von den anderen Parteien.

Haben Sie persönlich gar keine Probleme mit der AfD? Wo sind denn Ihre roten Linien?

Die ganze Partei ist eine rote Linie. Diese ganze Partei ist widerwärtig. Diese ganze Partei ist in ihren Äußerungen, Personen und Handlungen eine Zumutung. Mir Sympathien zu dieser Partei zu unterstellen, was zurzeit gerade linke Kräfte machen: Das ist eine infame Beleidigung meiner Person und meiner Partei.

In Ihrem Wahlprogramm geht es um Bildung, Nachhaltigkeit, Landwirtschaft, aber nicht um Migration. Warum begeben Sie sich mit der Pressemitteilung so ungefragt ins Feuer? Sie hätten auch einfach ruhig bleiben können und die Empörung über Sie hinweggehen lassen.

Und dann hätte man genau das weitergemacht, was in den letzten Jahren politisch bei diesem Thema passiert ist: Man hat abgewartet und nichts getan. Unser Parteivorsitzender hat eine Entscheidung getroffen, nämlich dass er aktiv werden will. Und die CDU steht hinter ihrem Spitzenkandidaten. Deswegen diese öffentliche Positionierung meinerseits.

Das könnte Sie auch interessieren:

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Themen