Die Krabbenkutter kommen in die Jahre

Diskussionen um ein Verbot von Grundschleppnetzen, Kostensteigerungen für den Schiffsdiesel und schwankende Fangmengen: Die hiesige Fischerei hat ein schweres Jahr hinter sich. Dennoch gibt es für die Krabbenfischer auch gute Nachrichten.
Das wird in einer Mitteilung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen deutlich. Demnach ging es 2022 „nach drei deutlich unterdurchschnittlichen Jahren“ wieder nach oben – zumindest beim Umsatz. „Während die Fangmenge mit 3750 Tonnen auf dem niedrigen Niveau des Vorjahres verharrte, stiegen die Erzeugerpreise deutlich von 4,36 auf 6,05 Euro pro Kilogramm“, so die Landwirtschaftskammer.
Aktuell wenig Fang
Das bestätigt auch Gerold Conradi auf Nachfrage. Conradi ist zwar nicht mehr selbst als Fischer aktiv, aber einer der Ansprechpartner direkt im Ort. „Vergangenes Jahr war recht gut, vor allem wegen der recht guten Preise“, sagt er. Ein Trend, der sich aktuell aber leider nicht fortsetze. „Aktuell hat sich der Preis bei ungefähr 5,50 Euro eingependelt und es wird sehr wenig gefangen“, sagt er. „Eigentlich müsste der Erzeugerpreis doppelt so hoch sein, damit es sich aktuell lohnt.“ Die Fischer hoffen, dass sich im Sommer wieder höhere Fangmengen einstellen. „Im Mai und Juni geht es meistens nach unten“, sagt Conradi.
Zum Glück habe sich der Dieselpreis wieder etwas nach unten korrigiert. „Sonst würde sich das Rausfahren gar nicht mehr lohnen“, so Conradi. Zwischenzeitlich war der Dieselpreis im vergangenen Jahr rund doppelt so hoch wie noch 2021, so die Landwirtschaftskammer. „Zumindest konnte auch die Fischerei von schnellen staatlichen Hilfen profitieren, durch die die Mehrkosten zwar nicht ausgeglichen, aber die Folgen deutlich abgemildert werden konnten“, heißt es in der Mitteilung weiter.
Immer auf der Suche
Schwankungen bei den Fangmengen gehören bei der Krabbenfischerei dazu. Aktuell seien die Greetsieler Krabbenfischer „von den Niederlanden bis zur dänischen Grenze“ unterwegs, stets auf der Suche nach dem gerade besten Fanggrund, so Conradi. Es ist ein Beruf, der seine Schwierigkeiten und vor allem Unsicherheiten mit sich bringt. Die Anzahl der Fischereifahrzeuge in der niedersächsischen Küstenfischerei ist laut Landwirtschaftskammer seit Jahren rückläufig. „Während im Jahr 2012 über alle Sparten 134 Fahrzeuge gemeldet waren, waren es im vergangenen Jahr nur noch 123“, heißt es. Das sei zwar ein leichter Anstieg gegenüber 2021 (120), „aber dieser basiert nur auf Verschiebungen zwischen Schleswig-Holstein und Niedersachsen“. Einen Kutterneubau habe es seit 2004 nicht gegeben – „und viele Fahrzeuge sind älter als ihre Kapitäne“.
Besagter Neubau hat tatsächlich in Greetsiel seinen Heimathafen, es ist die „Albatros“ der Familie Conradi. „Mittlerweile ist der Kutter aber nicht mehr auf Krabbenfang“, sagt Gerold Conradi. Er fische mittlerweile nach Hummern und Krebsen. Ein neuer Kutter würde aktuell rund drei Millionen Euro kosten. Hohe Ausgaben, die die Fischer aufgrund von Unsicherheiten scheuen und deswegen eher gebrauchte Kutter anschaffen. „Wir Fischer pflegen unsere Kutter, wir haben ja nichts anders, um unserer Arbeit nachzugehen“, so Conradi. Entsprechend lange würden die Schiffe halten.
Aber egal ob Neubau, Ankauf oder größere Ersatzteile: Es werde immer schwieriger, bei Banken Kredite zu bekommen. Das habe auch mit der Diskussion um die Grundschleppnetze zu tun. „Das Verbot für 2024 ist vom Tisch, das nimmt etwas Druck vom Kessel“, sagt Conradi. „Aber ein Verbot ab 2030 steht immer noch im Raum.“ Bedenke man, dass die Kreditlaufzeiten beispielsweise für den Ankauf eines gebrauchten Kutters zehn oder 15 Jahre betragen, werde deutlich, wo die Banken Probleme sehen: „2030 ist in sechseinhalb Jahren und es ist völlig unklar, ob wir danach noch unserer Arbeit nachgehen können“, so der Greetsieler.
Entsprechend werde man auch nicht aufhören, auf die Situation hinzuweisen. So hat beispielsweise die Europäische Allianz der Grundfischer für diesen Dienstag dazu aufgerufen, dass die Fischer ihre Signalhörner ertönen lassen und davon Videos ins Netz stellen sollen. Man will damit auf die Situation des Berufsstandes in den Ländern der EU hinweisen. Auch in Greetsiel überlege man, was man noch tun kann. „Jetzt still zu werden, wäre fatal“, sagt Conradi.cah