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13. Mai 2024, 09:00 Uhr

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Die Tierschützer stellen den Landkreis Aurich und die Stammviehzüchter an den Pranger

Es kamen zwar weniger Demonstranten als erwartet, aber die Vorwürfe blieben gleich hart: Kreis und Züchter betreiben „Morddeals“ mit dem Export von Vieh in nicht-europäische Länder.

Lesedauer: ca. 2min 57sec
Demo

Schon zum dritten Mal versammelten sich Tierschutz-Aktivisten in Aurich, um gegen aus ihrer Sicht „unwürdige Transport- und Haltungsbedingungen“ zu protestieren. © Foto: Jürgens

Aurich Zum dritten Mal trafen sich Tierschützer am Sonnabend in Aurich zu einer Demonstration. Die Resonanz fiel mit rund 150 Teilnehmenden allerdings deutlich geringer aus als in den voran gegangenen beiden Jahren. 2022 waren es knapp 400 und 2023 immerhin noch 200 Leute, die für das Tierwohl auf die Straße gingen. Der diesjährige Demonstrationszug startete vormittags bei der Sparkassenarena und bewegte sich anschließend durch die Innenstadt. Die Hauptkundgebung fand am Mittag auf dem Rathausplatz am Georgswall statt. Nachmittags versammelten sich dann noch einige Aktivistinnen und Aktivisten zu einer Menschenkette vor dem Gelände des Vereins Ostfriesischer Stammviehzüchter (VOST) in Schirum.

„Ein für allemal unterbinden“

Die Hauptkritik der Demonstrierenden richtete sich gegen die aus ihrer Sicht nach wie vor unwürdigen Haltungs- und Transportbedingungen, denen Tiere beim Export in Länder außerhalb der Europäischen Union wie zum Beispiel Marokko oder Ägypten häufig ausgesetzt sind. „Dabei gibt es gute Gründe, solche Transporte ein für alle Mal zu unterbinden“, meinte Ina Müller-Arnke von der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ und untermauerte ihre Worte mit drastischen Beispielen aus der Praxis.

Demnach würden viele Tiere mit Stromschlägen in nicht selten schrottreife Schiffe getrieben, wo sie wochenlang in ihren Exkrementen stünden. In den Zielländern müssten sie bei extremer Hitze ihr Kalb zur Welt bringen. Da die Milchleistung aufgrund der extremen Bedingungen schnell nachlasse, „werden diese Tiere und deren Kälber auf Viehmärkten verkauft und unter vollkommen inakzeptablen Bedingungen geschlachtet, so Ina Müller-Arnke weiter. „Wir brüsten uns in der EU mit unseren Tierschutzgesetzen. Doch welch Doppelmoral, die Augen zu verschließen, wenn man die Tiere aus der EU herausgebracht hat und es die Verantwortlichen nicht mehr kümmert, ob es überhaupt Tierschutzgesetze in dem Bestimmungsland gibt.“

Scharfe Kritik an örtlichen Institutionen

Besonders scharfe Kritik übten die Tierschützer einmal mehr am Landkreis Aurich und dem VOST, die immer wieder Tierexporte in Drittländer außerhalb der EU genehmigen und so Schlupflöcher schaffen würden. Artikuliert wurde dies im Demonstrationszug am Sonnabend mit Banneraufschriften wie „Von Schirum nach Marokko – Tierqual völlig egal?“ oder „LK AURICH + VOST = Mordsdeal“. Zwar gab es im Herbst 2023 einen Erlass vom Niedersächsischen Agrarministerium, der Rindertransporte in bestimmte Staaten Afrikas und Asiens untersagte. Der sei aber inzwischen von den Verwaltungsgerichten wieder einkassiert worden.

Zumindest haben diese Gerichte auf die Bundesregierung verwiesen, dass der Bund ein solches Verbot implementieren kann und dass sich die Bundesländer an den Bund wenden sollen“, erklärte Ina Müller-Arnke, um gleich einschränkend hinzuzufügen: „Die Bundesregierung blieb damals untätig und ist es bis zum heutigen Tag.“ Mehrfache Versuche, Gespräche mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir zu führen, hätten nichts gebracht. „Das ist ein Zustand, der kann so nicht bleiben“, monierte Ina Müller-Arnke. „Der Ball liegt jetzt eindeutig bei Cem Özdemir.“

Es geht auch um grundsätzliches: Veganismus!

Außer der konkreten Kritik an den Tiertransporten ging es manchen auch um grundlegendere Dinge. Mina Walter aus Wiesmoor von der Initiative „Ostfriesen gegen Tierleid erzählte davon, wie sie einst als Kind auf dem Bauernhof ihres Onkels und ihrer Tante beim Melken zugeschaut und anschließend bedenkenlos ihren frischen Kakao getrunken hatte. „Ich hörte so lange, wie die Kälber nach ihren Müttern riefen, bis es für mich normal wurde“, erinnerte sie sich. „Und das ist das Problem. Es ist nicht normal, Babys von ihren Müttern zu stehlen. Es ist nicht normal, Jungtiere zum Schlachter zu schicken. Es ist nicht normal, als Mensch Muttermilch von einer anderen Spezies zu trinken. Und es ist nicht normal, diese Industrie zu verteidigen.“

Zur finalen Aktion versammelte sich am Nachmittag ein harter Kern von knapp 30 Leuten vor dem VOST-Gelände in Schirum.

Die reichten dann so gerade eben aus, um eine Buchstabenkette zu bilden mit dem Satz „Tierexporte sofort stoppen“.

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