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1. November 2024, 06:00 Uhr

Die Windkraft floriert - aber die Lobbyisten beklagen sich trotzdem

Die Ampel-Gesetzgebung hat der Windkraft einen Boom beschert. Darüber könnte man sich die Wind-Unternehmer freuen. Doch beim jüngsten Branchentreffen in Ostfriesland herrschte vor allem eins: schlechte Laune. Warum nur?

Lesedauer: ca. 2min 39sec
Windkraftanlagen in Ostfriesland. Es läuft gut derzeit. Aber ob die Rahmenbedingungen so günstig bleiben? Der Windverband hat da seine Zweifel.

Windkraftanlagen in Ostfriesland. Es läuft gut derzeit. Aber ob die Rahmenbedingungen so günstig bleiben? Der Windverband hat da seine Zweifel. © Werner Jürgens

Ostfriesland Mit dem Ausbau der Windenergie geht es voran. „Für 2024 sind bereits 10.713 Megawattstunden genehmigt, und wir rechnen bis Jahresende mit 13000 Megawattstunden“, berichtete Uwe Kiehne. Der Vorsitzende des Ostfriesischen Regionalverbandes des Bundesverbandes für Windenergie (BWE) hatte auf der Mitgliederversammlung aber nicht nur gute Nachrichten. Um Windkraftanlagen langfristig wirtschaftlich betreiben zu können, pochen er und sein Verband auf mehr Planungs- und Investitionssicherheit. „Die geht uns gerade ein bisschen verloren in der aktuellen Gemengelage, die auf uns zukommt“, meinte Kiehne.

Große Unsicherheit

Besagte „Gemengelage“ birgt demnach jede Menge Unsicherheitsfaktoren. Dazu gehören beispielsweise die „negativen Strompreise“. Vereinfacht ausgedrückt können die passieren, wenn mehr Strom aus Wind und Sonne produziert als verbraucht wird. Bleibt der Preis länger als sechs Stunden am Stück negativ, erhalten die Erzeuger danach erst einmal keine Vergütung. 2024 lag dieser Anteil, für den kein Geld an die Anlagenbetreibender floss, bis einschließlich September laut Kiehne bei sechs Prozent. „Diese sechs Prozent sind vielleicht der Anfang von mehr“, warnte der Vorsitzende vom BWE Ostfriesland. „Wenn das zunimmt, haben wir ein Problem mit der Wirtschaftlichkeit.“ Ein weiterer Knackpunkt ist die Tatsache, dass die bis zum 1. August 2024 von der Bundesnetzagentur ausgeschriebene Megawatt-Menge „überzeichnet“ wurde. Das heißt, es kamen mehr Gebote als für das anvisierte jährliche Zubauziel notwendig waren. Natürlich sei auch das zunächst eine gute Nachricht. Aber es bleibt eben wiederum nicht ohne finanzielle Auswirkungen. Die bisher ermittelten Zuschlagswerte, also die Summen, die konkret pro Kilowattstunde vergütet werden soll, schwanken zwischen 5,73 und 7,35 Cent. Wo konkret sich das am Ende einpendeln wird, weiß jetzt noch niemand so ganz genau.

Politik: Unbeständig

Ähnlich unbeständig sieht es mit den politischen Verhältnissen aus. Die Förderung von Ökostrom seitens des Staates durch das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) reißt stetig tiefere Löcher in den Bundeshaushalt. Für 2024 wird der Zuschuss mit voraussichtlich knapp 20 Milliarden Euro doppelt so hoch ausfallen wie ursprünglich kalkuliert. „Uns ist schon klar, dass die Bundesregierung da gegensteuern muss“, räumte Uwe Kiehne am Dienstag offen ein. „Trotzdem müssen wir aufpassen, dass die Strukturen, die wir uns aufgebaut haben, nicht kaputt gemacht werden.“

Was bringt die Bundestagswahl?

Das bezog sich zum einen auf die im September 2025 anstehende Bundestagswahl und einen möglichen Regierungswechsel. Zum anderen läuft das aktuelle EEG am 31. Dezember 2026 aus. Ab 2027 wird es eine neue Vergütungsstruktur geben, für die momentan mehrere Varianten im Gespräch sind. Die amtierende Bundesregierung favorisiert ein produktionsunabhängiges Modell auf Basis einer „Referenzanlage“, bei der letztlich die Politik bestimmt, was den Windkraftanlagen-Betreibenden bezahlt werden soll. „Das ist kein gutes Modell für Ostfriesland“, monierte Kiehne. Stattdessen plädierte er für ein produktionsabhängiges Modell, „wo wir für den von uns produzierten Strom eine ausreichende Vergütung erhalten“, so der Vorsitzende des BWE Regionalverbandes.

Kein Systembruch

Die Hoffnung für die Zukunft: „Ein Systembruch darf wegen der für uns zwingend notwendigen Investitions- und Planungssicherheit nicht zugelassen werden. Wenn alles zu komplex wird, werden die kleinen und mittelständischen Betreiber aus dem Markt gedrängt. Dann kommt es zu einer Übernahme von den großen Marktakteuren und damit auch wieder zu steigenden Preisen der Allgemeinheit“, so Kiehne.

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