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16. März 2024, 06:00 Uhr

Drogenkonsum verleitet zum Raubüberfall

Justiz Versuchter Überfall einer Tankstelle bringt 39-jährigen Mann ins Gefängnis

Lesedauer: ca. 2min 41sec
Diese Tankstelle an der Norddeicher Straße versuchte der 39-Jährige auszurauben – vergeblich.

Diese Tankstelle an der Norddeicher Straße versuchte der 39-Jährige auszurauben – vergeblich. © Kerstin Heisig

Norden Ich wusste nicht mehr weiter.“ Mit diesen schlichten Worten erklärte ein 39-jähriger gebürtiger Emder, warum er am Abend des 4. Oktober vergangenen Jahres eine Tankstelle an der Norddeicher Straße in Norden überfiel. Das Landgericht Aurich verurteilte den schwer drogenabhängigen Mann zu einer Freiheitsstrafe von dreieinhalb Jahren und ordnete die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt an.

Der Angeklagte war an jenem Abend schon einmal in der Tankstelle gewesen und hatte ein Getränk gekauft. Wenig später betrat er den Verkaufsraum erneut, holte sich wieder eine Getränkedose aus dem Kühlregal und stellte sie auf den Tresen. Zur Überraschung des Mitarbeiters holte der Angeklagte aber kein Geld aus der Tasche, sondern zog ein großes Messer aus dem Ärmel seiner Jacke, das er mit den Worten „Geben Sie die Kohle raus“ auf den Angestellten richtete.

Schnelle Fahndung führt zum Erfolg

Er habe sich durchaus bedroht gefühlt, denn der Abstand zwischen dem Messer und seinem Körper habe zeitweise nur einen knappen halben Meter betragen, hatte der Mitarbeiter gegenüber der Polizei geschildert. Aber er behielt einen kühlen Kopf, behauptete gegenüber dem Angeklagten, dass er einen Alarmknopf gedrückt habe und die Polizei jeden Moment erscheinen werde. Zugleich nahm er seinerseits ein kleines Messer in die Hand, das am Tresen lag.

Der Angeklagte drehte sich daraufhin um und verließ den Raum. Nach kurzer Fahndung konnte die Polizei dank guter Personenbeschreibung den 39-Jährigen auf einem Fahrrad anhalten. Unterwegs hatte sich der Angeklagte des Messers und seiner Mütze entledigt.

Ein Geständnis und eine Entschuldigung

Vor Gericht gab der Angeklagte – wie schon bei der Polizei – sofort alles zu und wollte sich bei dem Angestellten entschuldigen. Er habe zwar eine halbe Stunde vor der Tat Kokain konsumiert, aber Angst vor den drohenden Entzugserscheinungen gehabt, weil er kein Heroin mehr zur Verfügung hatte, sagte der Angeklagte aus.

Man kaufte ihm ab, dass er seine Tat bereute. Denn das Vorstrafenregister war zwar lang, aber mit Gewaltdelikten war er bislang noch nie in Erscheinung getreten. Es waren Eigentumsdelikte wie Diebstähle und Betrugstaten, die er immer wieder beging, um seine Sucht nach harten Drogen befriedigen zu können.

Darüber, dass er nun eine Gewalttat begangen hatte, waren alle Prozessbeteiligten erstaunt. „Es war eine spontane Tat. Ich hatte Schulden, brauchte neue Drogen, wusste nicht wohin“, sagte der 39-jährige Angeklagte.

Seit 25 Jahren konsumiert er Drogen, spritzt sich Heroin, oft sogar mit Kokain vermischt. Auch Alkohol war in seinem bisherigen Leben ein großes Problem. „Er kommt aus einer Familie, die von Gewalt und Sucht geprägt ist“, berichtete Gutachter Matthias Eibach. Der Angeklagte habe zwar einmal eine halbjährige Therapie gemacht, sei aber nur zwei Tage nach der Entlassung rückfällig geworden.

Nach der Haft in den Entzug

„Er weiß jetzt, worum es geht, was er aufarbeiten muss“, war der Sachverständige etwas von der Klarheit beeindruckt, mit der der 39-jährige Mann seine Probleme heute sieht. Dass die Angst vor den Entzugssymptomen nicht unberechtigt war, zeigte sich nach der Festnahme des Angeklagten. Als er am nächsten Tag in die Untersuchungshaft überstellt wurde, musste er deswegen medikamentös behandelt werden.

Nun muss der gebürtige Emder noch vier Monate im Strafvollzug verbüßen. Dann kann er in der Therapie an einer neuen Lebensperspektive arbeiten.

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