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22. Dezember 2023, 16:16 Uhr

Ein großes Geschenk wartet noch auf sie

Thomas Brungers, Marek Janssen, Samet Disli und Menke Poppinga kämpfen nach schweren Verletzungen um Rückkehr.

Lesedauer: ca. 5min 17sec
Linkes Fußgelenk gebrochen: Thomas Brugers von TuRa Marienhafe.Foto: B. Tebben-Willgrubs

Linkes Fußgelenk gebrochen: Thomas Brugers von TuRa Marienhafe.Foto: B. Tebben-Willgrubs © Tebben-Willgrubs teb

Wer siegt, ganz oben mitmischt und am Ende sogar Meisterschaften feiert, der darf seinen Sport in vollen Zügen genießen. Auch für die Fußballer Marek Janssen und Thomas Brungers, den Boxer Samet Disli und den Handballer Menke Poppinga bedeutet ihr liebstes Hobby, viel Spaß mit Freunden und Weggefährten zu erleben. Doch das Quartett hat in diesem Jahr auch die Schattenseiten kennenlernen müssen, denn das Verletzungsrisiko spielt immer mit. Wie kommen sie mit ihren persönlichen Schicksalsschlägen zurecht, wann kehren sie zurück auf die Sportbühne?

Thomas Brungers

Wegen Familie, Beruf und Hausbau tritt Thomas Brungers im Fußball kürzer und hat sich daher vom Bezirksligisten SV Hage verabschiedet. Am 5. Februar diesen Jahres kehrt er mit seinem neuen Verein TuRa Marienhafe zu einem Testspiel gegen die Hager Reserve zurück, verlässt die Geburtstagsfeier des Schwiegervaters früher, um zur zweiten Halbzeit eingewechselt zu werden. Knapp zehn Minuten lang mischt er mit. Dann knallt es. Brungers liegt am Boden: „Mein erster Gedanke war, wie geht es jetzt mit der Baustelle weiter?“ Der 28-jährige Rechtsupweger, der als Meister und Projektleiter in einem Bauunternehmen arbeitet, hat 2019 mit seiner Ehefrau Anika ein großes Grundstück mit Landhaus in Leezdorf gekauft. Dort bauen sie neu. Doch als Brungers einen Ball annimmt und „aufdrehen“ will, bleibt er mit dem linken Fuß im Kunstrasen hängen, das gesamte Körpergewicht lastet in diesem Moment darauf. Die Diagnose im Krankenhaus: Das Sprunggelenk ist auf komplizierteste Art gebrochen, dazu das Syndesmoseband gerissen. Gleich am nächsten Morgen wird operiert. Acht Schrauben und eine Platte fixieren die Knochen. Statt Arbeit auf der Baustelle wird Zwangspause verordnet. „Das war eine harte Geduldsprobe“, sagt der Leezdorfer, der auch fünf Jahre für den TuS Großheide spielte. Ruhe, hoch lagern, zurückhalten, sind lange angesagt. Doch der Kämpfer lässt sich nicht unterkriegen: „Mein Physiotherapeut hat mir das Vertrauen in den Fuß zurückgegeben.“ Am 10. Januar werden die Schrauben entfernt. Seine Rückkehr naht: „Die Fußballschuhe schnüren zu dürfen und wieder auf dem Rasen zu stehen, das fühlt sich gut an. Ich freue mich darauf, wieder spielen zu können.“ Bei TuRa läuft er dann mit seinem besten Kumpel Marc Müller auf. Und Brungers freut sich auf seinen größten Fan an der Seitenlinie, wenn der einjährige Sohn Till erstmals dem Papa zuschauen kann.

Marek Janssen

Es ist Sonntag, der 24. September, gut eine Stunde ist gespielt im Bezirksliga-Derby vor schöner Kulisse auf dem Jahnplatz gegen den SV Hage, als Knie an Knie prallt: „Ich befand mich dabei in einem festen Stand. Mein Knie drehte nach innen und ich habe es gleich gemerkt. Es ist wieder das Kreuzband.“ Diese schwere Verletzung, die das Aus im Sport bedeuten kann, hatte Marek Janssen bereits 2021 erlitten. Damals im Heimspiel gegen den SV Wallinghausen war der zentrale Mittelfeldspieler des Fußball-Bezirksligisten FC Norden beim Zweikampf ohne Fremdeinwirkung im Boden hängen geblieben. Und jetzt wieder das rechte Knie, wieder das vordere Kreuzband. Da sind die Schmerzen, aber vor allem auch das böse Gefühl: „War das jetzt dein letztes Spiel?“ Seit seinem vierten Lebensjahr spielt der gebürtige Marienhafer Fußball. Über TuRa ging es im höherklassigen Jugendfußball zum einstigen JFV Norden und dann zum BSV Kickers Emden. Bei den Herren zum FCN: „Marek ist bei uns eine feste Säule. Seine Verletzung ist ein schwerer Verlust“, sagt FCN-Trainer Bernd Buß. Am 13. Dezember wurde Janssen von einem Arzt aus Emden operiert. „Die Zeit danach an Gehhilfen ist schlimm. Man fühlt sich auf andere angewiesen“, sagt der 26-jährige Norder. Seine Freundin Jessica Domaschkin, Volleyballerin beim NTV, hilft ihm. Schon vor der OP ging es zur Physiotherapie. Jetzt steht intensive Aufbauarbeit an. Bis zur möglichen Rückkehr zu einem Spiel auf dem Platz dauert es mehrere Monate. „Ohne Fußball kann ich mir mein Leben nicht vorstellen“, sagt Marek Janssen. Sein Vater Thomas ist gerade im Sommer als Co-Trainer beim FCN angefangen. „Marek ist ein feiner Charakter, ein guter Fußballer und ein Vorbild“, sagt Buß. „Ich hoffe, dass wir noch viel zusammen machen können.

Samet Disli

Boxen hat sein Leben verändert. Training, Disziplin und Leidenschaft für eine Sache lebt Samet Disli auch für seine jüngeren Geschwister und Cousins. Denn der 18-jährige Auricher, der im nächsten Jahr sein Abitur schreibt, möchte als ältester Sohn der Familie vor allem ein Vorbild sein. „Er ist ein Vorzeigesportler“, lobt sein Trainer Michael Bochardt vom BC Norden. „Samet hat kein Training verpasst. Er ist sehr, sehr ehrgeizig und lebt für seinen Sport.“ Dabei zeigt Disli ein riesengroßes Kämpferherz. Immer wieder kassierte er Tiefschläge, immer wieder stand er auf: Seit 2020 kugelte er sich bei einem Wettkampf im Ring satte fünfmal die Schulter aus. Nach dem letzten Mal am 2. Dezember in der Wildbahnhalle wartet auf ihn jetzt die dritte Operation. Zuvor will er sein Sportabitur mit Praxisteilen in Basketball und Karate durchziehen. „An den Schmerz bin ich schon gewöhnt“, sagt Samet Disli. Immer wieder schnürte er die Handschuhe: „Ich liebe das Boxen.“ Viele, viele Sparringrunden lang ging alles gut. Nur im Ring nicht: 3. Oktober 2020: 54 Sekunden, dann ist die rechte Schulter ausgekugelt; 18. Juli 2021: 45 Sekunden, plötzlich ist die linke verletzt; 2. April 2022: wieder die linke, Disli boxt mit der rechten zu Ende – die linke Schulter wird operiert; 26. November 2022: In Runde drei nach 2:40 Minuten kugelt die rechte Schulter aus – im April 2023 folgt eine Operation; jetzt Anfang Dezember: wieder rechts: „In dem Moment ist meine Welt zusammengebrochen.“ Er will es unbedingt, arbeitet bienenfleißig im Training. „Es hat mir immer viel Spaß gemacht im Ring. Ich habe es zu 100 Prozent versucht.“ Aber beide Gelenkpfannen sind wohl zur sehr abgeflacht. Sein Mittelname Peseng bedeutet: „Der, der den Weg vorgibt“. Seiner Familie und seinen Vereinskameraden beim BCN will der große Bruder weiter mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Menke Poppinga

Vater, Schwester, älterer Bruder, alles Handballer – da fiel die Entscheidung leicht und Fußball fiel durch. Unter der Regie von Vater Holger als Nachwuchstrainer und mit Bruder Tido an der Seite spielt Menke Poppinga seit der Jugend bei TuRa Marienhafe. Seit zehn Jahren nunmehr ist der 27-Jährige Leistungsträger beim Landesligisten und im rechten Rückraum für seine Finten sowie sein Durchsetzungsvermögen bekannt. Der 1,87 Meter große Handballer behauptet sich häufig im Duell Mann gegen Mann. „Dabei nehme ich lieber den schwierigeren Weg als den einfachen.“ Beim körperbetonten Handball, den er für das Mannschaftserlebnis, den fairen Umgang miteinander und eben den Kontakt schätzt, ist lange immer alles gut gegangen. Bis zu dieser 40. Minute am 16. September im Auswärtsspiel in Melle: Der Marienhafer fällt eigentlich harmlos hin. Ein Gegner aber gerät ins Straucheln und stürzt schwer auf die rechte Schulter des Marienhafers. „Als ich nicht mehr aufstehen konnte, war mir schnell klar, dass etwas kaputt ist. Das Schlüsselbein guckte heraus.“ Die Diagnose der Experten ist hart: Menke Poppinga hat an seinem Wurfarm eine Schultereckgelenksprengung dritten Grades erlitten, die schlimmste Form. Alle Bänder sind kaputt, das Schlüsselbein ist vom Schulterdach gerissen. Bei der Operation am 22. September wird alles wieder fixiert. Vier Tage Krankenhaus, sechs Wochen Schulterschiene, drei Wochen Reha und drei Monate Nachsorge folgen. „Anfangs konnte ich als Rechtshänder gar nichts machen und war auf viel Hilfe angewiesen.“ Der Handballer muss fleißig und geduldig bleiben: „Das dauert lange, bis alles wieder gut ist. Ab Januar darf ich wieder ein bisschen heben.“ Handball erlebt er als Zuschauer, Motivator und Ratgeber aktuell nur von der Bank aus. Beruflich konnte er seine Bachelor-Arbeit vorantreiben. Mit der großen Handball-Familie TuRa fühlt Menke Poppinga sich eng verbunden. Er arbeitet in Bad Zwischenahn, wohnt in der Nähe von Cloppenburg und fuhr regelmäßig zum Training und den Spielen nach Hause, übernachtete dann in seinem Jugendzimmer bei seinen Eltern in Rechtsupweg. Sein Plan: „Im März, April langsam an den Sport gewöhnen und schauen, wie der Ball aufs Tor fliegt. Zur Vorbereitung auf die neue Saison will ich wieder komplett dabei sein.“ Seine erste schwere Verletzung in 18 Jahren will er dann schnell vergessen.

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