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2. Juni 2024, 12:00 Uhr

Ein Schmetterling hilft Kindern im Straßenverkehr - und das schon seit 25 Jahren

Fritz Filapper ist die Hauptfigur eines Kinderbuches, dass damals geschaffen wurde, um ostfriesischen Kindern die Gefahren des Straßenverkehrs nahezubringen. Jetzt gibt es eine Neuauflage.

Lesedauer: ca. 3min 07sec
Die „Eltern“ von Fritz Filapper, Brigitte Kleemann (vordere Reihe, Dritte von rechts) und Heinz Kleemann (links daneben) freuen sich gemeinsam mit den Verantwortlichen von Brandkasse, Plattdüütskbüro und Oostfreeske Taal über 25 Jahre erfolgreiche Zusammenarbeit. Foto: Werner Jürgens

Die „Eltern“ von Fritz Filapper, Brigitte Kleemann (vordere Reihe, Dritte von rechts) und Heinz Kleemann (links daneben) freuen sich gemeinsam mit den Verantwortlichen von Brandkasse, Plattdüütskbüro und Oostfreeske Taal über 25 Jahre erfolgreiche Zusammenarbeit. Foto: Werner Jürgens ©

Aurich Er hat Generationen von Kindern in Ostfriesland und darüber hinaus richtiges Verhalten im Straßenverkehr beigebracht. Die Rede ist von dem lustigen Schmetterling Fritz Filapper, dessen Geschichten vor 25 Jahren erstmals als Malbuch erschienen sind. Anlässlich des Jubiläums gibt es davon jetzt eine aktualisierte Neuauflage. Allerdings steckt hinter dem Protagonisten längst weitaus mehr als nur ein Büchlein mit Bildern zum Ausmalen.

Die Aufklärung kann nicht früh genug beginnen

Die fatale Kinderlogik getreu dem Motto: „Wenn ich ein Auto sehe, muss der Fahrer mich doch auch sehen“ ist und bleibt nach wie vor ein Risikofaktor. Allein schon aus diesem Grund kann man nicht früh genug mit der Aufklärungsarbeit anfangen. Das war auch die Ausgangssituation, die zur Entstehung von Fritz Filapper führte. „Wir wollten etwas Eigenes haben“, erinnert sich Initiator Heinz Kleemann von der Auricher Verkehrswacht. „Die Broschüren und Malbücher, die damals in dieser Richtung verfügbar waren, hatten keinerlei regionalen Bezug und waren außerdem voller Werbung.“ Für die Umsetzung der Idee kontaktierte er seine Tochter Brigitte Kleemann. Die gelernte Logopädin ist auch Grafikerin. Sie entwarf den Schmetterling, der seinen Freunden Paula und Nils erklärt, was im Straßenverkehr zu beachten ist. Der plattdeutsche Ausdruck „Filapper“ für „Schmetterling“ führte nicht nur zur Namensfindung des Protagonisten, sondern war gleichzeitig richtungsweisend für die Idee, hoch- und plattdeutsche Texte zu den Geschichten zu verfassen. Zur Unterstützung holte man sich das Plattdüütskbüro der Ostfriesischen Landschaft und den Verein Oostfreeske Taal ins Boot. Dessen Vorsitzender Hans Freese erinnert sich noch gut, dass es damals gar nicht unbedingt so angesagt war, in der Öffentlichkeit plattdeutsch zu sprechen. „Das hat sich zum Glück geändert und ich bin überzeugt, Fritz Filapper hat einiges mit dazu beigetragen“, meint Freese.

Der regionale Bezug schafft Identifikation mit der Botschaft

Nach Ansicht von Hans-Günter Jelting von der Verkehrswacht Leer schafft gerade dieser regionale Bezug ein hohes Maß an Identifikation, was wiederum wichtig ist, damit die Inhalte der Verkehrserziehung bei den Adressaten ankommen. Und das scheint tatsächlich der Fall zu sein, wenn man einen Blick in die Unfallstatistiken wirft. So ist die Zahl der Kinder bis 14 Jahre, die bei Verkehrsunfällen tödlich verunglückten, in den vergangenen zehn Jahren in Ostfriesland um 20 Prozent gesunken. Fritz Filapper ist ein Baustein dieser Erfolgsgeschichte, wobei sich sein Wirkungskreis längst nicht mehr nur auf Ostfriesland beschränkt. Vom Malbuch wurden weitere, auf die Regionen Bentheim und Nienburg zugeschnittene Lizenzausgaben erstellt. Zudem existiert eine interaktive CD-ROM, eine eigenständige Kurzgeschichtensammlung sowie ein Lied über und eine Puppe von Fritz Filapper. Das Konzept erhielt bereits eine Auszeichnung von der Deutschen Verkehrswacht für besonders vorbildliche Verkehrserziehung.

Die Geschichten verändern sich mit der Zeit

Ein Grund für den Erfolg besteht sicherlich darin, dass sich die Geschichten in den Malbüchern immer wieder dem Lauf der Zeit angepasst haben. Das betraf beispielsweise das Verhalten an unbeschrankten Bahnübergängen, was speziell im Landkreis Aurich durch die Reaktivierung des lange stillgelegten Schienenverkehrs zwischen Georgsheil und Aurich urplötzlich brandaktuell wurde. In einer der aktuellen Geschichten erläutert Brigitte Kleemann das Phänomen des toten Winkels. „Das ist unheimlich schwierig zeichnerisch und für Kinder nachvollziehbar darzustellen“, sagt die Autorin. „Aber ich glaube, das haben wir ganz gut hingekriegt.“ Ähnliche Kreativität ist bei gewissen plattdeutschen „Übersetzungen“ gefragt, wie zum Beispiel „Rullschöfels“ für Inline-Skates. Als nächsten Schritt könnte sich Brigitte Kleemann eine „Fritz Filapper App“ vorstellen. Eine digitale Brücke zur Online-Präsenz der Verkehrswacht per QR-Code ist in der neuen Broschüre ohnehin schon drin. Dass die analogen Malbücher irgendwann völlig verschwinden werden, können sich weder die Autorin noch die Verantwortlichen der ostfriesischen Verkehrswacht vorstellen. „Wenn wir die Bücher auf unseren Veranstaltungen verteilen, sind wir noch nie mit vollen Kisten heimgekehrt“, erzählt Hans-Günter Jelting. Mit der neuen Ausgabe von 8500 Exemplaren liegt die Gesamtauflage jetzt bei 90000 Malbüchern, die in den vergangenen 25 Jahren verteilt worden sind. Kindergärten und Schulen, die Nachschub benötigen, wenden sich am besten direkt an ihre lokalen Verkehrswachten:
• Aurich: info@verkehrswacht-aurich.de
• Emden: heinzwweber
@aol.com
• Leer: verkehrswacht-leer@web.de
• Norden: verkehrswacht-norden@ewe.net
• Wittmund: sascha.nowak@gmx.net

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