Norden Klaas Prühs verliert nie eine Schachpartie gegen Freund Walter. Seit 37 Jahren nicht. Überhaupt: Schach ist das Einzige, was ihn noch hochhält, diesen Stinkstiefel, der in einer genauso stinkigen Behausung hockt, in der es kaum einer neben ihm aushält. Also „een gode Partie“ ist der Kerl nun wirklich nicht. Wie kriegt man den dazu, ein normaler Mensch zu werden?

Nun, das erfährt man dieser Tage, wenn man besagte gute Partie der Niederdeutschen Bühne in Norden anschaut... Am vergangenen Sonnabend war Premiere. Da haben neben Hero Kruse, Dieter Hattermann, Malte Tönjes, Teelke Janssen und Julia Rykena auf der Bühne sicher auch Hermanne Rosenboom und Bruno Stürenburg gefiebert, dass alles glattgehen möge. Rosenboom und Stürenburg führten zum ersten Mal Regie und dürften sich davon überzeugt haben, dass die fünf es bravourös hinbekommen.

Viel, sehr viel Text haben sie lernen müssen, meistern ihn vortrefflich. Und was macht es schon, wenn es einen kurzen Aussetzer gibt? Dann wird gelacht – auch das ist echtes Können, mit kleinen Hängern professionell umzugehen, einfach weiterzuspielen.

Und das machen sie vortrefflich! Es ist ein langer Abend in geschickt einfach, aber äußerst praktisch gehaltener Kulisse, aber langweilig wird es nie. Wer denkt, es gehe allein darum, Bullerkopp Klaas (super: Hero Kruse) aus seinem dreckigen Umfeld zu holen oder aus ihm einen halbwegs netten Menschen zu machen, der denkt nur einen Akt lang. Das Stück hat aber drei, und in jedem wird alles Bisherige auf den Kopf gestellt.

Und nicht nur der Stinkstiefel wird ein anderer – auch der Langweiler Walter (zum Brüllen komisch: Dieter Hattermann) mausert sich dank Lene Holtfreter (herrlich temperamentvoll: Teelke Janssen). Und dann ist da noch der arme Reimer (stark: Malte Tönjes).