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21. Dezember 2023, 06:30 Uhr

Eine Zeitreise in Reimen

Georg Murra-Regner stellt sein neues Buch vor und erzählt Dornumer Geschichten

Lesedauer: ca. 3min 22sec
Im Teehaus in Dornum stellte Autor Georg Murra-Regner sein neues Buch vor. Foto: Theo Gerken

Im Teehaus in Dornum stellte Autor Georg Murra-Regner sein neues Buch vor. Foto: Theo Gerken ©

Dornum Vor rund 40 Gästen stellte der Dornumer Autor Georg Murra-Regner in der vergangenen Woche im voll besetzten Teehaus in Dornum bei viel Tee und leckerem Gebäck sein neues Werk „DORNUM – Eine Reise durch die Zeit in Reimen“ der Öffentlichkeit vor. Besonders begrüßt wurden von ihm Dorfmoderation Anke Alfert, die Dornumer Künstlerin Gila Bloem und sein Verleger Holger Rector. Entschuldigt hatte sich Dornums Bürgermeister Uwe Trännapp (SPD). Georg Murra-Regner hat bereits 30 Bücher verfasst und wurde Anfang des Jahres für seinen jahrzehntelangen Einsatz gegen den Antisemitismus mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Sein neues Buch ist etwas Außergewöhnliches, Murra-Regner hat die Berichterstattung im frühen Mittelalter erforscht. „Das ist etwas ganz anderes, als das, was ich bisher geschrieben habe“, meinte der Autor zu seinem neuesten Werk. Das Buch beginnt mit einem Rückblick auf das frühe Mittelalter des zwölften Jahrhunderts, in eine Zeit, in der im Adel und in der Kirche die lateinische Sprache vorherrschte, die meisten Menschen aber noch nicht Lesen und Schreiben konnten. In einfachen Reimversen hielten die Chronisten der damaligen Zeit die wichtigsten Dinge fest und verbanden diese Texte mit örtlichen oder alltäglichen Gegebenheiten. Georg Murra-Regner geht in seinen einleitenden Seiten auf die im slawischen Raum verbreitete „Dumka“ ein, die über Jahrhunderte in den Familien erhalten blieb, aber nicht mehr vollständig erklärt werden kann. In diesen „Dumken“ wurden die Kämpfe der Kosaken gegen die Türken und Tataren thematisiert, aber auch sehr persönliche Ereignisse aus den Familien mit eingebunden.

Gedichte mündlich überliefert

Dass überall auf der Welt Menschen Lesen und Schreien können, ist heute auch nicht selbstverständlich. Während einer Reise in die Ukraine und nach Moldau vor dem jetzigen Krieg hatte Murra-Regner eine ältere Frau ein langes Gedicht über die Geschichte ihres Dorfes und ihrer Familie vorgetragen. „Die Frau war Analphabetin und hatte das alles von ihren Vorfahren übernommen und auswendig gelernt. Weil ich kein Russisch kann, wurde das für mich übersetzt“, erzählte Murra-Regner. Aber nicht nur in Osteuropa, sondern auch in Ostfriesland und den angrenzenden Niederlanden waren Reimchroniken keine Seltenheit. Der reformierte Pfarrer und Chronist Jacobus Isebrandus Harkenrodt aus Emden habe in seinem Buch „Oostfriesische Oorsprongkelykheden“ Einblicke in die Reimchroniken der ältesten, berühmtesten ostfriesischen, westfriesischen und holländischen Reimchronikschreiber gegeben, berichtet Murra-Regner in seinem neuen Buch und fügt etliche Beispiele einschließlich der Übersetzungen aus der Epoche an.

Dornum mit Schilda verglichen

Einen für die heutige Zeit bedrückenden Text über die unschuldigen Frauen, die wegen angeblicher Hexerei verfolgt wurden, hat Georg Murra-Regner bei seinen Recherchen des Buches entdeckt. „Lokert ligt heel verkehrt, dor hemm(en) de Rysumer Buurn hexen lehrt“ (Loquard liegt ganz verkehrt, dort haben die Rysumer Bauern das Hexen gelehrt). Nicht zufrieden mit seiner Herkunft aus Dornum war wohl auch der Dornumer Geschichtsschreiber Enno Wilhelm Hektor, der neben dem bekannten Ostfrieslandlied „In Oostfreesland is’t am besten“ die Dornumer Bürger in seinen Gedichten als „Bürger von Schilda“ bezeichnet und auch einen Reimvers zu seinem Geburtsort verfasste, dort heißt es: „Der Teufel hole das ganze Dorf und seine Leute, die frommen! Der Teufel hole den Teufel, der mich hier hat zur Welt ließ kommen!“ „Die Reimchroniken waren maßgebend für die Entstehung von Volksliedern“, so Murra-Regner.

Für die heutige Bevölkerung der Herrlichkeit Dornum sind aber die rund 260 Verse des 300 Reimverse umfassenden Werkes der Dornumer Reimchronik, in denen Georg Murra-Regner die Jahrhunderte seines Heimatortes eben auch in Reimen erzählt, ein besonderer Genuss. Seine Erzählung beginnt im Mittelalter mit den Häuptlingen und Burgen der Attena, Kankena und Beninga. So ist seinem Werk im Caput I (Kapitel I) zu lesen: „Hylo Attena war bekannt, für Überfälle auf das ganze Land, er hat mit seine Heeresmacht Dornhem (Dornum) unter seine Gewalt gebracht.“ Zur Sprache kommen auch die vielen Fehden des Mittelalters, so unter anderem mit „Quade“ Foelke Kampena und ihren tom Brooks aus Oldeborg oder Hero Omken und Junker Balthasar aus Esens sowie den Truppen der Mansfelder im 30-jährigen Krieg. Gegen Ende in Versen über sein Heimatdort Dornum blickt Georg Murra-Regner mit etwas Wehmut auf die stillgelegte Eisenbahnstrecke zurück.

Viel mehr sollte aus dem Buch nicht verraten werden, auch einige noch lebende Dornumer finden sich in den 182 Seiten wieder. „Das Buch, es ist das 31. von Georg Murra-Regner, ist zurzeit ausverkauft, wird aber noch vor Weihnachten neu produziert“, berichtete Verleger Holger Rector. Das Buch „DORNUM – Eine Reise durch die Zeit in Reimen“ kostet 19,90 Euro und ist im Buchhandel und in der Buchwerkstatt Hage erhältlich.

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