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26. Dezember 2023, 15:45 Uhr

Emotionale Debatte über Biodiversität

Ausschuss legt Papier mit Handlungsempfehlungen vor – Mehrheit der Kirchenvertreter lehnt ab

Lesedauer: ca. 2min 25sec
Superintendent Christian Neumann (stehend), neben ihm sitzt Harm-Uwe Weber, Vorsitzender der Synode. Foto: privat

Superintendent Christian Neumann (stehend), neben ihm sitzt Harm-Uwe Weber, Vorsitzender der Synode. Foto: privat ©

Nesse Nicht allein bei der abschließenden Abstimmung wurde es deutlich: Bei diesem Thema ist die Kirchenkreissynode gespalten. Bei elf Enthaltungen, 15 Personen, die sich dafür aussprachen und 20 die dagegen waren, lehnte die Kirchenkreissynode in Nesse mehrheitlich die Handlungsempfehlung für Kirchenvorstände für eine biologische Vielfalt auf Kirchenland unter der Überschrift „Pachtland nachhaltig nutzen, gesunde Böden erhalten, Artenvielfalt fördern und Klima schützen“ ab.

Die Handlungsempfehlung besagt, dass zum einen die Kirchengemeinde Verantwortung für das jeweils eigene Pachtland übernimmt. Dazu sollen Informationen eingeholt werden. Außerdem soll es eine „intensive, ehrliche und faire Kommunikation zwischen Pächter und Kirchengemeinde“ geben. Sinnvoll sei ein Treffen zwischen beiden Parteien. Im Kirchenvorstand sollte es dann eine Diskussion geben unter der Frage: „Wollen wir bei der Verpachtung den Gesichtspunkt der Biodiversität berücksichtigen?“ Die Pächter sollten auf die Ziele des Niedersächsischen Weges verpflichtet werden. Dabei haben sich Landwirtschaft, Naturschutz und Politik zu großen Anstrengungen bei Natur- und Artenschutz, Biodiversität und dem Umgang mit der Ressource Landschaft verpflichtet.

Der Abstimmung ging eine teils emotional geführte Debatte voraus. Herma Heyken, Kirchenvorsteherin aus Norden und Vorsitzende des Ausschusses für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung und Schöpfung, hatte zunächst Hinweise zu der kirchlichen Handlungsempfehlung gegeben. Mit einem Team aus mehreren Personen hatte sie diese Empfehlung erarbeitet. Dabei machte sie in der Sitzung der Kirchenkreissynode deutlich: „Ob die Kirchenvorstände die Handlungsempfehlung umsetzen, liegt allein in ihrer Verantwortung.“ Vorrangiges Ziel sei es, „Verantwortung für das Pachtland zu übernehmen“.

Hero Rewerts, Kirchenvorsteher aus der Kirchengemeinde Siegelsum und Mitglied der Synode, wollte von dieser Handlungsempfehlung jedoch nichts wissen: „Ich bin gleich dreimal von ihr betroffen.“ Als Landwirt wundere er sich sehr, dass dieses Papier überhaupt existiert: „Es zeugt davon, dass man der Landwirtschaft nicht vertraut.“ Denn schon immer habe sie sich nachhaltig verhalten. „Wir haben nie etwas anderes gemacht.“ Als Kirchenvorsteher frage er sich, ob man im Kirchenkreis „nichts Wichtigeres zu tun als dieses Papier“. Es bestehe eine Regelungswut. Als Einwohner wisse er, dass die Landwirtschaft sich nach all den Vorgaben, die das Papier benenne, sowieso verhalten müsse. Das regele schon die Europäische Union. „Warum müssen wir als Kirche es dann noch einmal vorgeben?“, fragte Rewerts. Es gebe gar keine Möglichkeit für die Kirche gebe, zu kontrollieren- Er sprach von einer „Regelungswut“. Auch ein weiterer Kirchenvorsteher sprang Rewerts bei, als er sagte, dass die EU diese Vorgaben kontrolliere. Dies könne die Kirche nicht. Herma Heyken machte noch einmal deutlich, dass in der Handlungsempfehlung nichts von Auflagen stehe.

Superintendent Christian Neumann sagte, dass das Papier will, „dass wir mehr ins Gespräch kommen“. Der erste Schritt müsste daher lauten, dass sich die einzelnen Kirchenvorstände kundig machen, welches Pachtland der jeweiligen Gemeinde gehört. ela

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