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17. Januar 2024, 10:00 Uhr

Fast 100 Verdachtsfälle von Kindeswohlgefährdung im Landkreis Aurich

Kinderschutzfachkräfte unterstützen Schulen bei der Früherkennung

Lesedauer: ca. 2min 34sec
Wenn der Teddy zum letzten Vertrauten wird, ist bereits vieles schiefgegangen. Foto: pixabay

Wenn der Teddy zum letzten Vertrauten wird, ist bereits vieles schiefgegangen. Foto: pixabay ©

Was tun, wenn Kinder in ihrer Familie nicht mehr sicher sind und vernachlässigt oder gar missbraucht werden? Als ein Mittel der Früherkennung sieht der Gesetzgeber Kinderschutzfachkräfte vor. Sie sollen Kindergärten und Schulen bei der Risikoeinschätzung von Verdachtsfällen unterstützen. Der Landkreis Aurich beschäftigt derzeit drei Kinderschutzfachkräfte. Klaus Ewald und Janita Vüst, die sich eine Vollzeitstelle teilen, sind für die Schulen zuständig. Am Montag gaben die beiden in der Jugendhilfeausschusssitzung einen Einblick in ihre Arbeit. Im vergangenen Jahr mussten sie sich um fast 100 Verdachtsfälle kümmern.

Rechtliche Grundlage für den Einsatz von Kinderschutzfachkräften ist der Paragraph 8b des 8. Sozialgesetzbuches. Demnach haben Personen, die beruflich in Kontakt mit Kindern oder Jugendlichen stehen, bei der Einschätzung einer Kindeswohlgefährdung im Einzelfall gegenüber dem örtlichen Träger der Jugendhilfe Anspruch auf Beratung durch eine Fachkraft. Liegt bei einem von ihnen betreuten Kind eine aus ihrer Sicht nicht eindeutige oder schwer zu bewertende Situation vor, können sie sich an diese Fachkraft wenden. Die erforderlichen Informationen müssen aus Datenschutzgründen zunächst anonymisiert ausgetauscht werden. Anhand von standardisierten Prüfmechanismen wird dann eine Risikoeinschätzung vorgenommen. Außerdem werden mögliche Ressourcen und die Bereitschaft zur Hilfeannahme durch die Familie abgewogen oder gegebenenfalls Hilfeangebote und ein Schutzplan besprochen und dokumentiert. Darüber hinaus wird entschieden, ob weitere Institutionen wie zum Beispiel das Jugendamt eingeschaltet werden sollten. 2018 und 2019 gab es nach Angaben von Klaus Ewald im Landkreis Aurich jeweils 99 und 115 solcher Beratungsgespräche. Während der Pandemie gingen die Zahlen etwas zurück und schwankten zwischen 64 und 75 jährlich. 2023 haben sie mit 98 Gesprächen fast wieder Vor-Corona-Niveau erreicht. Die meisten Anfragen, nämlich die Hälfte, kamen aus den Grundschulen. „Das ist schon in den Jahren davor so gewesen“, meinte Klaus Ewald am Montag. Aber auch Gesamtschulen (20 Prozent) und Förderschulen (13,5 Prozent) suchten regelmäßig Rat bei ihm und seiner Kollegin Janita Vüst. Hinsichtlich der betroffenen Altersgruppen standen mit 51 Prozent die Sieben- bis Elfjährigen am häufigsten im Fokus gefolgt von den 11- bis 14-Jährigen und 14- bis 17-Jährigen mit jeweils 17,8 Prozent.

Zusätzlich wurde bei den von Ende September 2018 bis Anfang Oktober 2019 während dieses Zeitraums durchgeführten 90 Beratungsgesprächen um ein Feedback von Ratsuchenden gebeten. Die Auswertung der Fragebögen ergab, dass rund 80 Prozent die Beratung als hilfreich einstuften und 86 Prozent meinten, sie würden dieses Angebot wieder in Anspruch nehmen. Eher unzufrieden äußersten sich lediglich zwölf Prozent. Allerdings räumte Klaus Ewald ein, dass die Rücklaufquote der Fragebögen mit 40 Prozent nicht sonderlich hoch ausfiel.

Ebenfalls bekannt gegeben in der Jugendhilfeausschusssitzung am Montag wurden die aktuellen Zahlen aus der familiären Bereitschaftsbetreuung. Der Landkreis Aurich hat hier 2023 insgesamt 45 Kinder neu aufgenommen. Von den 37 Kindern, die wieder entlassen wurden, konnten 20 zu ihren Eltern zurückkehren. Acht Kinder wurden in Vollzeitpflege vermittelt und der Rest in anderen Maßnahmen untergebracht. Durchschnittlich sind es meistens 26 Kinder, die sich zur gleichen Zeit in der Obhut der familiären Bereitschaftsbetreuung vom Landkreis Aurich befinden.

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