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10. Mai 2024, 21:00 Uhr

Femke Wilberts weint vor Glück

Norderin wird als Vize-Europameisterin gefeiert und bleibt dabei hauchdünn hinter der Favoritin Silke Tulk.

Lesedauer: ca. 3min 01sec
Überglücklich. Femke Wilberts von „Noord“ Norden bot der großen Favoritin Silke Tulk die Stirn und errang mit nur fünf Metern Abstand EM-Silber. Fotos: Ute Bruns/Benjamin Tebben-Willgrubs

Überglücklich. Femke Wilberts von „Noord“ Norden bot der großen Favoritin Silke Tulk die Stirn und errang mit nur fünf Metern Abstand EM-Silber. Fotos: Ute Bruns/Benjamin Tebben-Willgrubs © Tebben-Willgrubs teb

Neuharlingersiel Neun Würfe lang hat Femke Wilberts von „Noord“ Norden der Titelverteidigerin in glänzender Manier die Stirn geboten. Der großen Favoritin Silke Tulk standen schon einige Sorgenfalten ins Gesicht geschrieben. Mit dem zehnten und allerletzten Versuch mit der Hollandkugel konnte die wurfgewaltige, großgewachsene Niederländerin aber doch noch das Ruder herumreißen und ihren fünften EM-Titel in Folge beim Feldkampf erringen, der allerdings auf dünnem Eis stand. In der Norderin hat sie eine großartige Herausforderin gefunden, der nur gerade einmal fünf Meter zum ganz großen Triumph fehlten. Als Vizeeuropameisterin der Frauen bei der Heim-EM in Neuharlingersiel feierte Femke Wilberts dennoch einen strahlenden Erfolg. Die 20-Jährige, die an allen drei EM-Wettbewerben teilnimmt, weinte vor Glück.

Der Jubel im Kreisverband Norden war gestern am ersten Wettkampf auf dem 1,2 Kilometer langen Deichgelände in Richtung Ostbense doppelt groß: Denn Anke Klöpper von „He löpt noch“ Südarle schaffte nicht weit entfernt vom Top-Duo als Bronzemedaillengewinnerin den Sprung auf das Treppchen. Nach dem Silber von 2008 bei den Jugendlichen in Cork trumpfte sie nun auch bei den Frauen auf dem Feld auf. Damals in Irland ging der Stern von Silke Tulk auf, die vor Ehrgeiz brennt. In Neuharlingersiel baute die Niederländerin ihre imposate Erfolgsbilanz auf fünf EM-Titel in Folge (einmal Jugend, viermal Frauen) beim Feldkampf aus. „Ich bin megastolz, dass ich das verteidigen konnte, und freue mich dazu, dass auch Femke feiert. Bei der EM vor zwei Jahren in Meldorf lag ich noch deutlich mit 1 Wurf vorn. Das hätte diesmal auch anders laufen können“, zog Silke Tulk den Hut vor der ebenso starken Norderin.

Die hatte lange Zeit auf Goldkurs gelegen. Denn vom Anwurf weg gab Femke Wilberts im Finale auf hohem Niveau den Ton an. Bis zu 13 Meter lag die Erfolgsgarantin von „Noord“, die von ihrem Vater Karlheinz als bewährter Bahnweiser betreut wurde, vor der einmal mehr hoch gehandelten Titelverteidigerin. Bis auf zwei Meter schmolz der Vorsprung vor dem letzten Wurf. Schließlich musste Silke Tulk von 763 m aus vorlegen. Femke Wilberts antwortete einmal mehr kraftvoll – doch ihr letzter Versuch rollte in dem höheren Gras dieses eine Mal nicht mehr an der Marke der Titelverteidigerin vorbei. Bedauerlich, dass auf dem schlechteren letzten Stück der Bahn beim dramatischen Duell um das EM-Gold der Faktor Glück eine Rolle spielte.

Dennoch war Femke Wilberts überglücklich. Bei ihr flossen die Freudentränen: „Mein Wettkampf ging gleich super los. Ich dachte, Silke marschiert davon. Die vielen Zuschauer haben mich enorm motiviert“, strahlte die Norderin. „Ich habe nie damit gerechnet, Zweite zu werden. Mit einer solchen Leistung aufs Treppchen zu kommen, ist traumhaft.“ Auch ihr Vater Karlheinz war stolz: „Femke hat Mut bewiesen und Spaß gehabt. Sie hat ihren klaren Plan sehr gut durchgezogen.“

Für Anke Klöpper kam diese EM-Bronzemedaille in ihrer gewaltigen Sammlung unverhofft. Mit acht hervorragenden und zwei guten Würfen hatte sie in der vorletzten Gruppe zunächst die Gesamtführung übernommen. Als das Gold-Duell näher kam, wusste sie, dass sie mit einer Einzelmedaille in die Heim-EM startet: „Das kam völlig unverhofft. Damit habe ich nie gerechnet“, lächelte Anke Klöpper, die heute in ihrer Paradedisziplin beim Boßeln mit der Eisenkugel nachlegen will. Doch der Medaillenregen für die FKV-Frauen hielt an: Mit Lene Gerjets aus Etzel, Tochter der mehrfachen Europameisterin Antje Schöttler-Gerjets, als Vierte, Hannah de Vries von „Noord“ Norden als Fünfte, Mareike Folkens als Siebte und Bianca Brunken von Theener als 15. eroberten sie nach mehreren Jahren endlich auch das Team-Gold von den Niederländerinnen zurück. Die mit 19 Jahren jüngste FKV-Frauenwerferin Hannah de Vries startete mit zu hohen Würfen, fing sich aber wieder und drehte auf. Nur 35 Meter fehlten der Jugendeuropameisterin von Meldorf 2022 zu ihrer ersten EM-Einzelmedaille bei den Frauen. Ihr Fokus liegt auf dem Standkampf am Sonntag. bup

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