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22. Dezember 2023, 07:00 Uhr

Filmfest-Mitarbeitende beklagen ein „toxisches Arbeitsumfeld“ und gehen auf die Barrikaden

Beim Filmfest Emden-Norderney spielt sich derzeit ein Thriller ab. Ein Opfer gibt es schon: Die Geschäftsführerin Nora Dreyer hat Knall auf Fall gekündigt. Vorausgegangen ist eine monatelange Schlammschlacht. Im Mittelpunkt: Der künstlerische Leiter Edzard Wagenaar. Was ist passiert?

Lesedauer: ca. 2min 17sec
Menschengruppe

Da war die Welt noch ein bisschen in Ordnung: Die Eröffnung des Filmfestes 2023 mit Edzard Wagenaar (l.) und Nora Dreyer (r.). © Stefan Bergmann

Emden/Norderney Anfang dieses Jahres hat Edzard Wagenaar die Nachfolge von Rolf Eckard als künstlerischer Leiter des Filmfest Emden-Norderney übernommen. Der Aufsichtsrat hatte ihn mehrheitlich gewählt. Doch seitdem ist nichts mehr, wie es war beim Filmfest.

Das legt zumindest ein Brief nahe, den 15 Mitarbeitende unterzeichnet haben und der an die Mitglieder des Stadtrates adressiert ist. Das Schreiben richtet sich gegen Wagenaar. Die Unterzeichnenden konstatieren darin „Handlungsbedarf“, um auch weiterhin ein „schönes, spannendes und respektvolles Filmfest“ erleben zu können. Der Brief ist die Endstufe eines mehrmonatigen Disputs, der offenbar zwischen den Mitarbeitenden und dem Aufsichtsrat ausgetragen wurde. Er liegt unserer Redaktion vor.

Toxisches Arbeitsumfeld

Im Kern wird Wagenaar vorgeworfen, dass ein „toxisches Arbeitsumfeld“ geschaffen zu haben, in dem „mehrere Kolleg:innen Angst empfunden“ hätten. „Unflätige Wutausbrüche“, „Austicken“, „Kraftausdrücke“, „unfreundliche“ und „respektlose Behandlung“ - dies alles sei an der Tagesordnung gewesen, steht in dem Brief.

Es ist den Teammitarbeiterinnen und -mitarbeitern wichtig zu betonen, das Wagenaar gute Ideen Energie und Leidenschaft eingebracht habe. Die Kritikpunkte werden jedoch klar benannt: „unangemessene, störende und teilweise übergriffige“ Arbeitsweisen; das Fehlen bei wichtigen Teamsitzungen oder Probedurchläufen von Veranstaltungen, einige Entscheidungen ohne Absprache im Team, seine Tätigkeit bei einem der Sponsoren, was zu einem Compliance-Problem führe könne. Auch weitere, sehr persönliche Verfehlungen im Auftreten Wagenaars werden in dem Schreiben thematisiert, die sich auf das Ansehen des Filmfestes ausgewirkt hätten.

Die Konferenz, ein Tribunal

Alle diese Vorwürfe seien bereits im August dem Aufsichtsrat vorgetragen worden, sagen Insider. Dessen Reaktion sei aber anders ausgefallen als erhofft. Es wurde zu einer Konferenz eingeladen, zu der jedoch nicht die in ganz Deutschland lebenden temporären Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter per Video zugeschaltet worden seien, sondern lediglich die zufällig in Emden wohnenden. Die Konferenz sei „als Tribunal“ empfunden worden und das Ergebnis war: Nora Dreyers Kompetenzen sollten zurückgefahren werden auf die rein kaufmännischen Belange.

Die Aufsichtsratsvorsitzende Hilgriet Eilers hatte die Vorwürfe aus dem Brief bereits öffentlich zurückgewiesen. „Ich habe keinen Grund daran zu zweifeln, dass Edzard Wagenaar ein guter Festivalleiter ist“, sagte sie gegenüber der Emder Zeitung.

„Wir haben diesen Brief ohne das Wissen und ohne die Initiative von Frau Dreyer geschrieben“, sagt eine der Mitwirkenden gegenüber dem KURIER.

Unklar ist nun, wie das Filmfest 2024 über die Bühne gehen soll. Die Vorarbeiten starten im neuen Jahr. Es gibt keine kaufmännische Leitung mehr und ein großer Teil des Teams steht auf Kriegsfuß mit dem verbleibenden Chef. Der Thriller hat vermutlich noch eine Fortsetzung.

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