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1. Dezember 2023, 16:00 Uhr

Flucht in Wildwest-Manier endet in Festnahme

Eine Frau mietet ein Auto bei der Reederei Frisia - und verschwindet damit spurlos. Was im Januar vergangenen Jahres begann, endete eineinhalb Jahre später auf einer Straßenkreuzung in Österreich. Die Polizei hat den Vorderreifen zerschossen.

Lesedauer: ca. 2min 37sec
Flucht in Wildwest-Manier endet in Festnahme

Norden Die Geschichte bietet Stoff für einen Kriminalroman: Im Januar 2022 mietet eine Frau aus Wangerooge ein E-Auto der AG Reederei Norden-Frisia und holt dieses am Flugplatz in Harlesiel ab.

Der Renault Zoe mit dem amtlichen Kennzeichen NOR-NF 51E wird aber nicht zurückgegeben, sondern verschwindet scheinbar spurlos. Auch gibt es keine Kontakte zur Fahrerin, sodass die Reederei Anzeige erstattet und nach dem Auto unter anderem durch einen Aufruf in den sozialen Medien suchen lässt.

Es wird gesichtet in Solingen und taucht kurze Zeit später in Hessen auf. 500 Euro Belohnung soll die Suche attraktiv machen, doch das Auto ist und bleibt verschwunden. Bis zum vergangenen Sommer.

Es ist der 21. Juli, als die Polizei in der Oberallgäuer Ortschaft Obermaiselstein bei Oberstdorf die Frau kontrollieren will. Statt anzuhalten, drückt die Fahrerin aufs Gaspedal und flüchtet. Die rasante Flucht geht erst nach Balderschwang und dann über den Riedbergpass Richtung Österreich – drei bayerische Streifenwagen hinterher. Sie rast in den Bregenzerwald in Vorarlberg und überholt dort laut Polizei-Angaben „sehr riskant mit teils erheblich überhöhter Geschwindigkeit“ mehrere Autos.

Schuss auf das Auto

Eine Polizeistreife in Alberschwende wird ignoriert, auch der Schuss eines Polizisten auf das Auto zeigt keinerlei Reaktion bei der Frau. Der anschließende Versuch, die Fahrerin mit Streifenwagen einzukeilen, scheitert ebenso. Als sie mit ihrem Auto auf die Polizisten zufährt, schießt ein deutscher Beamter gezielt in den Vorderreifen und bringt das Fahrzeug zum Stehen.

Doch auch jetzt denkt die Frau nicht ans Aussteigen, verschließt das Auto und schluckt eifrig Tabletten. Da die Beamten von einer Suizidabsicht ausgehen, wird schließlich das Fenster eingeschlagen und die Frau – mit heftiger Gegenwehr und unter Einsatz von Pfefferspray aus dem Auto gezogen und dem Rettungsdienst übergeben.

Anfang Oktober muss sich die 54-Jährige wegen schwerer Körperverletzung, schwerer Sachbeschädigung und Widerstand gegen die Staatsgewalt vor dem Landesgericht Feldkirch in Österreich verantworten. Das verurteilt die Frau zu 14 Monaten Gefängnis. In dem Prozess hat die Beschuldigte alle Vorwürfe reumütig eingeräumt und sich entschuldigt. „Ich war in Panik, es hat einen Schalter im Kopf umgelegt“, so die Frau, die mangels festen Wohnsitz rund 1,5 Jahre in dem Mietwagen gelebt hat. Schüsse durch die Polizei wollte sie nicht bemerkt haben.

Der beschädigte Renault Zoe.

Der beschädigte Renault Zoe. © ja

Doch mit der Haftstrafe in Österreich dürfte die Angelegenheit noch nicht vorbei sein. Für die Unterschlagung des Fahrzeugs und die mutwillige Beschädigung wird sie sich demnächst wahrscheinlich auch in Deutschland vor einem Gericht verantworten müssen.

Auto verwertet

Die AG Reederei Norden-Frisia als rechtmäßige Besitzerin des Fahrzeugs wurde zeitnah über den Vorfall informiert und konnte sich zugleich ein Bild von der Lage vor Ort machen, denn wie es der Zufall so wollte, war der Frisia-Prokurist Olaf Weddermann gerade im Urlaub in Österreich und in der Nähe von Alberschwende. Viel ausrichten konnte der jedoch auch nicht mehr. Durch die Einschusslöcher in Batterienähe war das Auto nicht reparabel und wurde vor Ort der Verwertung zugeführt. Und damit sich so ein Ereignis nicht wiederholt, hat die Reederei laut Auskunft einer Unternehmenssprecherin entsprechende Vorkehrungen getroffen. Welche genau, darüber hüllt sich das Unternehmen aber verständlicherweise in Schweigen.

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