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17. Juli 2024, 08:42 Uhr

Genetischer Zwilling für Ernst Moltz gesucht

Genetischer Zwilling für Ernst Moltz gesucht

Lesedauer: ca. 3min 35sec
Auch die großen Banner, mit denen für die Typisierungsaktion geworben wird, wurden gespendet. Foto: Eva Requardt-Schohaus

Auch die großen Banner, mit denen für die Typisierungsaktion geworben wird, wurden gespendet. Foto: Eva Requardt-Schohaus ©

Marienhafe - „Alle 27 Sekunden erhält irgendwo auf der Welt ein Mensch die Diagnose Blutkrebs“, wird auf 5000 Karten informiert, die der Freundeskreis von Ernst Moltz drucken ließ. Wer den Barcode darauf mit seinem Smartphone scannt, wird umfassend über eine Online-Aktion der DKMS für den 50-Jährigen informiert.

Bei dem selbstständigen Marienhafer Augenoptiker- und Hörakustikmeister wurde der tückische Blutkrebs Mitte Juni festgestellt; seitdem wird er in einem Oldenburger Krankenhaus therapiert und auf die Stammzellspende vorbereitet, die allein sein Leben retten kann. „Für mich und meine Familie ist nach der Diagnose eine Welt zusammengebrochen“, sagt der 50-Jährige.

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Zahlreiche Freunde, Bekannte und Kunden wollen helfen

Auch seine zahlreichen Freunde, Bekannten und Kunden aus dem gesamten Brookmerland, für die er immer ein Ohr hatte, sind erschüttert und wollen ihm helfen. Zu dem Freundeskreis gehören auch Jens Hinrichs und der Brookmerlander Apotheker Michael Dirksen-Müller, der sich seit Jahren für Leukin (Verein zur Hilfe leukämiekranker Kinder) engagiert und in seiner Sonnen-Apotheke in Upgant-Schott einen Leukin-Servicepoint eingerichtet hat.

Ihm hatte Ernst Moltz 2016 eine 1000-Euro-Spende der Marienhafer Kaufleute für Leukin überreicht – ohne zu ahnen, dass auch für ihn eine Stammzellspende eines Tages lebensnotwendig werden würde.

Als sein Freundeskreis von der furchtbaren Diagnose erfuhr, begann er sogleich damit, eine Typisierungsaktion zu organisieren. Sie soll am Sonnabend, 20. Juli, in der Zeit von 11 bis 16 Uhr in der Mensa der Integrierten Gesamtschule (IGS) in Marienhafe stattfinden. Am selben Tag sind weitere Typisierungsaktionen in Norddeich geplant, und zwar von 9 bis 16 Uhr Uhr am Norderney-Anleger der Reederei Norden-Frisia in Norddeich und von 11 bis 16 Uhr beim Haus des Gastes.

Dirksen-Müller freut sich darüber, dass bei den beiden Benefizkonzerten, die spontan für Ernst Moltz in Marienhafe organisiert wurden - mit Oliver Jüchems auf dem Marktplatz sowie dem Duo Leuchtfeuer und dem Happy Trio im Hotel zur Waage - bereits über 50 Typisierungen vorgenommen wurden; mindestens genau so viele haben sich bereits in der Sonnen-Apotheke typisieren lassen.

Die Zeit drängt, denn die Stammzellspende soll planmäßig im September vorgenommen werden. Es dauert aber zirka vier bis sechs Wochen, bis die Speichelproben ausgewertet sind und man weiß, ob es darunter einen geeigneten Stammzellspender – einen sogenannten genetischen Zwilling - für Ernst Moltz gibt.

Bei der Typisierungsaktion am 20. Juli machen neben dem Verein Leukin und dem Orgateam, zu dem unter anderem auch der Brookmerlander Samtgemeindebürgermeister Gerhard Ihmels gehört, rund 100 freiwillige Helfer im Brookmerland und in Norddeich mit. Sie helfen nicht nur bei der Typisierung, sondern sorgen in Marienhafe für Kaffee und Kuchen, belegte Brötchen, Kaltgetränke und Bratwürste – jeweils gegen eine Spende für Leukin.

Während die Erwachsenen typisiert werden, kann sich der Nachwuchs die Zeit auf einer Hüpfburg oder mit Wasserspielen vertreiben, zu denen die Jugendfeuerwehren des Brookmerlandes einladen. Sämtliche Kosten, die bei der Typisierungsaktion an den drei Orten entstehen, werden von Sponsoren übernommen. Dasselbe gilt für die großen Banner, mit denen am Ortseingang in Marienhafe für die große Typisierungsaktion geworben wird – auch dafür wurden keine Spendengelder verwandt. „Wir sind überwältigt von der Hilfe“, sagt Dirksen-Müller.

Eine Speichelprobe reichtfür die Typisierung

Nun hoffen alle Beteiligten, dass sich möglichst viele Einheimische und Touristen, die zwischen 17 und 55 Jahren alt sind, am 20. Juli an einem der drei Standorte typisieren lassen. Davor muss niemand Angst haben, denn es wird kein Blut abgenommen – eine Speichelprobe reicht. Wer am 20. Juli keine Zeit hat, kann sich auch in der Sonnen-Apotheke in Upgant-Schott registrieren lassen.

Ähnlich unproblematisch ist inzwischen eine Stammzellspende. „Bei etwas 90 Prozent der Spenden wird die sogenannte periphere Stammzellentnahme eingesetzt“, erläutert Dirksen-Müller. „Bei dieser Methode werden die Stammzellen über ein spezielles Verfahren (Apherese) aus dem Blut gewonnen. Die Ärztin oder der Arzt legt dazu jeweils einen Zugang in beide Armvenen, ähnlich einer Blutspende.“

Damit möglichst viele Stammzellen produziert werden, erhalten die Spender fünf Tage lang ein Medikament mit dem Wachstumsfaktor G-CSF, einem hormonähnlichen, körpereigenen Stoff. Als mögliche Nebenwirkung können grippeähnliche Symptome auftreten, die mit einem leichten Schmerzmittel behandelt werden können und mit der Spende meist umgehend abklingen. Die periphere Stammzellentnahme dauert normalerweise drei bis höchstens fünf Stunden; danach kann die Entnahmeklinik wieder verlassen werden.

Alle Stammzellspenden werden in der Spenderdatei der DKMS registriert, auf die weltweit zugegriffen werden kann. Rund 95 000 Typisierungen wurden von dem Verein Leukin bislang in 28 Jahren vorgenommen. Dabei konnten 1097 Stammzellspender ermittelt wurden. Alle Teilnehmer der Typisierungsaktion sind somit potenzielle Lebensretter.

Tombola alskleines Dankeschön

Als kleines Dankeschön haben Sponsoren und freundliche Mitmenschen Tombola-Preise für die Teilnehmer der Typisierungsaktion gestiftet, darunter Sachpreise und Gutscheine im Wert von mehreren 100 Euro und drei Reisegutscheine. Die Gewinner von Letzteren können eine Woche auf Norderney in einer Ferienwohnung für maximal drei Personen verbringen oder zu viert eine Woche in einem Ferienhaus am Großen Meer oder zwei Nächte in einer Ferienwohnung in Norddeich.

Weitere Infos gibt es im Internet unter www.leukin.net oder www.dkms.de/aktiv-werden/online-aktionen/ernst.

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