Gesundes Ostfriesland - aber ohne Norden

In Ostfriesland wird ein neuer Verein gegründet, dem Städte und Kommunen beitreten können. Das Ziel: eine bessere Kooperation in der Prävention und der Gesundheitsversorgung. Der Tourismus- und Wirtschaftsausschuss der Stadt Norden hat sich aber einstimmig gegen den Gründungsbeitritt entschieden und will stattdessen abwarten, wie sich der Verein in Zukunft entwickelt. Denn die Organisation werde Anfang Juli definitiv aus der Taufe gehoben, auch ohne die Stadt als Gründungsmitglied.
Zu wenig Transparenz
„Die Beitrittsbedingungen sind uns noch nicht transparent genug dargestellt“, wie Theo Wimberg (SPD) ausführt. Aus dem Satzungsentwurf sei nicht zu entnehmen, was die Mitglieder für Pflichten und Aufgaben übertragen bekommen, gerade weil es Kommunen sind. „Die Aufnahmegebühr von 1000 Euro ist dabei nicht relevant“, betont Wimberg.
Zudem gibt es vor Ort bereits ein eigenes gesundheitliches Netzwerk, das über die Wirtschaftsförderung läuft. Daher müsse die Frage gestellt werden, ob ein überregionales Netzwerk wirklich einen Mehrwert bietet. „Eine Dopplung würde der Stadt Norden nicht helfen“, so Wimberg.
Da die Gründung des Vereins nicht vom Beitritt der Stadt abhängig ist, hat sich die Politik vorerst gegen einen Beitritt entschieden. Es werde aber bei der nächsten Ausschusssitzung am 4. Oktober erneut über einen Beitritt gesprochen. Zu dem Zeitpunkt werde es auch neue Informationen und Berichte geben, wie der neue Verein auf die Gesundheitsversorgung einwirkt.
Gesundheitsregionen
Das Land Niedersachsen hat, um die richtige Gesundheitsversorgung vor Ort sicherzustellen, bereits 2014 das Projekt „Gesundheitsregionen Niedersachsen“ ins Leben gerufen. Bisher gibt es 30 Gesundheitsregionen im Land. 38 von 46 Landkreisen und kreisfreien Städten sind bereits Teil des Projektes. Aurich und Emden sind noch kein Teil davon, dies sollte sich mit der Gründung des Vereins ändern. Denn diese neue Institution sollte vom Land gefördert werden und sich um eine gemeinschaftliche Gesundheitsplattform kümmern.
Zentralklinik im Blick
Die Zentralklinik, der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen, aber auch der Aufbau eines Portals für Gesundheit stehen im Blickfeld. Die medizinische Versorgungslage und die Ausgestaltung attraktiver Arbeitsplätze hätten zum Start Priorität. „Da sind Menschen zusammengekommen, die wissen, was Gesundheit bedeutet“, sagte Projektleiter Andreas Epple bereits im März, als das Konzept des Vereins dem Landkreis Aurich vorgetragen wurde. Mitgearbeitet hätten Fachleute aus den Bereichen Gesundheit, Pflege und Sport. Dem Vereinsvorstand sollte ein Expertenrat zur Seite stehen, um schnell und kompetent Fördermittel bei der EU, dem Bund und dem Land zu akquirieren.
„Gesundes Ostfriesland“ soll auf die bereits vorhandenen Pläne der Stadt Emden und des Landkreises Aurich aufbauen. Die geplante Zentralklinik soll eine wichtige Rolle in den Vorhaben des Vereins spielen. Zudem sollen die Möglichkeiten der „Digitalisierung, Big Data oder Künstliche Intelligenz“ zum Vorteil der Region genutzt werden, wie der Verein in seiner Präambel schreibt.
Das Programm und somit auch der Verein ist auf Landesebene einem sogenannten Lenkungsgremium unterstellt. Dies setzt sich aus den Förderern der niedersächsischen Gesundheitsregionen zusammen: das niedersächsische Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung gemeinsam mit der AOK Niedersachsen, der Ärztekammer Niedersachsen, dem BKK Landesverband Mitte, der IKK classic, der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen und dem Verband der Ersatzkassen. Es entscheidet mit über die inhaltliche Ausrichtung des Programms.